Bahnhof: Tunnel wird bereits jetzt als Schlafstätte und Pissoir missbraucht

6. Oktober 2015

WICKEDE. Die Bauarbeiten sind noch nicht beendet, da sorgt die vor genau einer Woche eröffnete Personenunterführung am neu gestalteten Wickeder Bahnhof schon für Ärger. Offensichtlich verwechseln einige Mitmenschen den sauber gekachelten Tunnel mit einer Toilettenanlage. Passanten jedenfalls „stinkt es“ und Bauarbeiter entdeckten am Boden angeblich bereits mehrere dunkle Flecken, die auf einen Missbrauch ihres Werkes als Urinal hindeuten. – Zudem nutzten Obdachlose den geschützten Raum wohl als Schlafstätte.

„Jetzt haben wir einen der schönen Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen! Jetzt kommen wieder andere Probleme …“, klagte Fachbereichsleiter Jürgen Schlautmann von der Gemeindeverwaltung im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Während unsere Redaktion am heutigen Dienstag (6. Oktober 2015) bereits mehrere Hinweise auf die Verunreinigung der Fußgängerunterführung erhalten hatte, waren Schlautmann bislang offenbar noch keine entsprechenden Bürger-Beschwerden zu Ohren gekommen.

Das Ordnungsamt ist machtlos

So lange es keine gravierende „Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ im Bahnhofs-Bereich gäbe, könne die Kommune kaum etwas unternehmen, so Schlautmann. In größeren Städten gäbe es schon längst solche Probleme.

Selbst wenn im Tunnel einige Obdachlose nächtigen würden, es zu Trinkgelagen von Personengruppen am Bahnsteig käme oder gebettelt würde. – Das Ordnungsamt sei hier relativ machtlos, sofern Passanten dadurch nicht gefährdet oder wirklich hartnäckig belästigt würden.

Ein gesellschaftliches Problem

„Das ist ein gesellschaftliches Problem“, meinte auch der für Nordrhein-Westfalen zuständige Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann aus Düsseldorf heute im Telefonat mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ nur lakonisch zu den neuen Problemen am Wickeder Bahnhof.

Reisende beschwerten sich

Polizei-Pressesprecher Wolfgang Amberge von der für den Wickeder Bahnhof zuständigen Bundespolizei-Inspektion in Münster bestätigte heute auf Anfrage, dass Reisende sich bereits am gestrigen Montag (5. Oktober 2015) bei der sogenannten „3-S-Zentrale“ der Bahn in Hagen gemeldet hätten.

Die Anrufer hätten von mehreren Personen berichtet, die in den Morgenstunden in Teppiche eingerollt in dem neuen Tunnel gelegen hätten.

Bundespolizei war bereits vor Ort

Die Hagener Zentrale für „Sicherheit, Sauberkeit und Schutz“ an den DB-Bahnhöfen habe daraufhin die Bundespolizei in Hagen und diese wiederum die zuständigen Kollegen der Inspektion Münster beziehungsweise des Reviers Hamm alarmiert.

Da Wickede (Ruhr) aber am äußersten Zipfel des Zuständigkeitsbereiches des Polizei-Reviers Hamm läge, hätten die Beamten – nach längerer Anfahrt – bei ihrem Eintreffen gegen 9 Uhr am gestrigen Montag keine entsprechenden Personen mehr in der neuen Unterführung angetroffen.

Nicht das erste Mal, dass Menschen im Tunnel nächtigten

Amberge meinte, dass es wohl nicht das erste Mal gewesen sei, dass Personen in dem Durchgang zu Gleis 2 genächtigt hätten.

Bauarbeiter der Bahn bestätigten dies heute im Gespräch mit Wickeder Bürgern. – Sie beseitigten wohl auch die Teppiche, die noch im Tunnel lagen und in die vorher Menschen zum Schutz vor der nächtlichen Kälte eingerollt waren.

Subjektives Sicherheitsempfinden empfindlich gestört

Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bahn-Kunden scheint durch die Neugestaltung der Verbindung zum Gleis 2 im Rahmen der rund vier Millionen Euro teuren Modernisierungsmaßnahme jedenfalls bereits nach den ersten Tagen empfindlich gestört zu sein. – Mehrere Bürger äußerten im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ zudem, dass sie die Personenunterführung für eine teure Fehlinvestition der Bahn halten.


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