Mehr als doppelt so viele Wohnungseinbrüche

8. Oktober 2015

KREIS SOEST. Überregionale Straftäter „überrennen“ den Kreis Soest: Die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Die Verantwortlichen der Kreispolizeibehörde Soest wollen trotzdem „den Kopf nicht in den Sand“ stecken. Sie haben eine spezielle Ermittlungskommission unter Leitung von Carsten Seck für den Bereich „Wohnungseinbruchsdiebstahl“ gegründet. Dies ist die wesentliche Nachricht aus einer Pressekonferenz der Kreispolizeibehörde am heutigen Donnerstag (8. Oktober 2015) in Soest.

Ein weiteres Problem: Während die Delikt-Zahl im Vergleich zum Vorjahr bis heute explosionsartig von 244 auf mehr als 500 Wohnungseinbrüche gestiegen sei, sei die Aufklärungsquote von fast 28 Prozent auf unter 14 Prozent gesunken, erklärte Kriminalhauptkommissar Seck im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Die Ermittlungserfolge sind also um rund 50 Prozent gesunken.

In den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher

Opfer von Wohnungseinbrüchen und entsprechenden Einbruchsversuchen blieben nach den Taten häufig traumatisiert zurück, da die Einbrecher in ihre intimsten Wohnbereiche eingedrungen seien, hieß es. Die Geschädigten fühlten sich häufig in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher.  

Für dunkle Jahreszeiten nochmals rasanten Anstieg prognostiziert

Für die Herbst- und Winterzeit mit früher Dunkelheit prognostiziert die Polizei nochmals einen rasanten Anstieg der Fallzahlen. Trotzdem dürfe man im Kampf gegen diese Kriminalität nicht aufgeben, machten sich die Beamten selber Mut.

Unter anderem bündelt die Polizei dazu ihre Kräfte zentral in Soest. Aus anderen Bereichen der Kriminalitätsbekämpfung wurden dazu Beamte für die Ermittlungskommission abgeordnet.

Vernetzung mit anderen Polizei-Behörden

Außerdem will die Kreispolizeibehörde sich stärker mit Behörden aus den Nachbargebieten vernetzen, da viele Täter mobil und überregional agieren.

Carsten Seck erklärte. dass man bei den Ermittlungen nun außerdem „intensiver jedem Hinweis von Zeugen“ nachgehen und die „Qualität bei der Tatort-Aufnahme" optimieren will. Zudem wolle man sich auch mehr um „Einbruchsprävention“ und „Opfernachsorge“ kümmern.

Parallel zu den Wohnungseinbruchsdiebstählen müsse sich die Kreispolizeibehörde Soest noch um „viele andere virulente Themen“ kümmern, so Polizei-Direktor Manfred Dinter wörtlich. Als Beispiele nannte er die desolate Verkehrsinfrastruktur in Lippstadt (Brückenschäden) und das Flüchtlings-Problem.     

Landrätin Eva Irrgang (CDU) machte deutlich, dass der explosionsartige Anstieg der Wohnungseinbruchsdiebstähle viele Menschen beunruhige.

Dinter machte klar, dass der beste Einbruchschutz eine aufmerksame Nachbarschaft sei, Bürger sollten verdächtige Beobachtungen unter der Polizei-Notrufnummer 110 melden. Auch Einbruchsversuche sollten unbedingt angezeigt werden. Wichtig sei zudem eine private Sicherung des Wohneigentums.

Keinen Sinn sieht Dinter darin. noch mehr Uniformierte in Wohngebiete auf Streife zu schicken. Vielmehr wolle die Kreispolizeibehörde durch zivile Pa­t­rouil­len und eine verstärkte Ermittlung von Intensivtätern gegen die Flut von Delikten ankämpfen.

Personal habe man dabei nicht mehr zur Verfügung. Vielmehr müsse man Prioritäten setzen und die Mitarbeiter aus anderen Bereichen abziehen. Gefahrenabwehr, Strafverfolgung und Notrufe sollten aber trotzdem weiter sichergestellt werden, so Dinter. Wenngleich die derzeitigen Sonderaufgaben der Polizei viel Personal binden würden.

Unter anderem kündigte Dinter eine Arbeitsverdichtung für seine Mitarbeiter an. Denn er habe für die wachsende Zahl der Aufgaben nicht mehr Leute zur Verfügung als bisher.

Viele Delikte beiderseits von Schnellstraßen

Anhand einer Übersicht mit Tatorten von Wohnungseinbruchsdiebstählen in der Region wurde am heutigen Donnerstag deutlich, dass eine gute Verkehrsanbindung auch eine gute Infrastruktur für schnell und überregional handelnde Täter bietet. Denn gerade entlang der Autobahnen und Bundesstraßen verdichten sich die Anzahl der Delikte enorm, so die Erkenntnis der Polizei.

Schmunzelnd meinte Carsten Seck: „Am Sichersten ist es noch im Arnsberger Wald!“

Auf Nachfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ bestätigte Seck, dass es sich bei dem explosionsartigen Anstieg der Wohnungseinbruchsdiebstähle um ein bisheriges Allzeithoch in der Kriminalitätsstatistik handele.

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Polizei-Direktor Manfred Dinter von der Kreispolizeibehörde Soest FOTO: ANDREAS DUNKER
Polizei-Direktor Manfred Dinter von der Kreispolizeibehörde Soest FOTO: ANDREAS DUNKER
Kriminalhauptkommissar Carsten Seck ist Leiter der Ermittlungskommission "Wohnungseinbruchsdiebstahl" der Kreispolizeibehörde Soest FOTO: ANDREAS DUNKER
Kriminalhauptkommissar Carsten Seck ist Leiter der Ermittlungskommission "Wohnungseinbruchsdiebstahl" der Kreispolizeibehörde Soest FOTO: ANDREAS DUNKER