Generalbundesanwalt soll Verbindung zu terroristischer Vereinigung prüfen

8. Dezember 2015

WICKEDE / WIMBERN. Er sei „bevollmächtigt Ungläubige zu töten“ und der verstorbene Terrorist Osama bin Laden sei sein „Chef“ gewesen. – Wegen solcher und ähnlicher Äußerungen sowie anderer Straftaten muss sich ein 34-jähriger Libyer aus der „Zentralen Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) für Flüchtlinge in Wimbern demnächst wohl vor einem deutschen Gericht rechtfertigen.

Die für den Staatsschutz zuständige Staatsanwaltschaft Dortmund hat den Fall vom 22. Oktober 2015 in der Wickeder Ortsmitte (wir berichteten) inzwischen jedenfalls an die Behörde des Generalbundesanwaltes in Karlsruhe weitergeleitet.

Dortmunder Staatsanwaltschaft: Anfangsverdacht

Der Generalbundesanwalt solle prüfen, ob „ein Verfahren wegen des Verdachtes der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung“ vorliege. – Die Staatsanwaltschaft Dortmund sehe jedenfalls einen Anfangsverdacht für diese Straftat, so deren Pressesprecher  Henner Kruse am heutigen Dienstag (8. Dezember 2015) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

„wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ machte Vorfall publik

Unser lokales Online-Nachrichten-Portal hatte den Vorfall am 5. November 2015 erstmals unter dem Titel „,ISIS-Kämpfer‘ schlägt in Wickede zu – Staatsschutz bestätigt Vorfall“ öffentlich gemacht.

Der Dortmunder Staatsanwalt Henner Kruse bestätigte jetzt nochmals die Richtigkeit der damaligen Recherchen von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Syrische Familie beleidigt, bedrängt und bedroht

Der Nordafrikaner solle in einem Wickeder Geschäft gegenüber einer syrischen Flüchtlingsfamilie in betrunkenem Zustand geäußert haben, dass er in der Vergangenheit in Syrien gegen Menschen wie sie gekämpft habe und Mitglied der Terrororganisation „ISIS“ (Islamischer Staat) gewesen sei.

Laut Zeugenaussagen habe der 34-jährige Libyer die syrische Flüchtlingsfamilie beleidigt, bedrängt und bedroht.

Nur schwer hätten der Wickeder Ladenbesitzer und weitere Männer den betrunkenen Randalierer und vermeintlichen „ISIS-Kämpfer“ aus dem Geschäft drängen können.

Täter floh nach Reizgaseinsatz

Nachdem der Libyer diese „Verteidiger“ der syrischen Familie dann mit einer zerschlagenen Flasche bedroht habe und auf einen Passanten eingeschlagen und eingetreten habe, hätte man „Reizgas“ gegen den Libyer eingesetzt. Der Täter sei daraufhin in Richtung Ruhrbrücke geflüchtet.

Denn sowohl der vermeintliche Straftäter als auch die syrischen Opfer-Familien seien damals in der ZUE in Wimbern untergebracht gewesen, so der Sprecher der Dortmunder Staatsanwaltschaft.

Zu Hilfe gerufene Beamte der Polizei-Wache Werl hätten den betrunkenen „ISIS-Kämpfer“ später an der Hauptstraße in Höhe der Gaststätte Erlenhof unter anderem wegen der Körperverletzung und des Staatsschutzdeliktes festgenommen.

Nach seiner Ausnüchterung wurde der 34-jährige Libyer allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt. Zur Begründung erklärte die Dortmunder Pressestelle des Staatsschutzes der Polizei, dass ihr keine Erkenntnisse vorlägen, dass der Nordafrikaner wirklich für die ISIS-Terrororganisation gekämpft habe.

Die zuständige Dortmunder Staatsanwaltschaft scheint dies nach weiteren Ermittlungen allerdings anders zu sehen. Denn sie sieht einen Anfangsverdacht und gibt das Verfahren zur Prüfung an den Generalbundesanwalt in Karlsruhe.

Verlegung in Rüthener Unterkunft

Um die syrische Familie vor weiteren Attacken des aggressiven Libyers zu schützen und als Disziplinierungsmaßnahme nach seinem kriminellen Verhalten, sei der „ISIS-Kämpfer“ nach seiner Ausnüchterung übrigens in eine ebenfalls landeseigene Flüchtlingsunterkunft nach Rüthen strafverlegt worden, erklärte Pressesprecher Ralf Ciekanowski von der Bezirksregierung Arnsberg als zuständiger Behörde am heutigen Dienstag (8. Dezember 2015) auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Nordafrikaner inzwischen in JVA Willich inhaftiert

Inzwischen sei der Nordafrikaner allerdings nicht mehr auf freiem Fuß, bestätigte die Dortmunder Staatsanwaltschaft bei unseren Recherchen in dieser Woche. Sein „Wohnort“ sei inzwischen die Justizvollzugsanstalt (JVA) Willich. Dort säße der Libyer auf Antrag der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach aufgrund eines weiteren Strafverfahrens wegen Einbruchdiebstahls ein, so Staatsanwalt Henner Kruse. Denn der 34-jährige Libyer sei am 15. November 2015 auf frischer Tat bei einem Wohnungseinbruch in Erkelenz im Rheinland ertappt worden.

Gestohlener Schmuck sichergestellt

Die Kreispolizeibehörde Heinsberg und die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach bestätigten dies im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Man laste dem vormals in Wimbern und Rüthen gemeldeten Flüchtling zwei Wohnungseinbrüche am 14. und am 15. November 2015 in Erkelenz im Raum Köln an, hieß es.

Bei dem zweiten Fall sei der Libyer auf frischer Tat ertappt worden. Da er aber noch Beute aus dem ersten Einbruch bei sich gehabt hätte, laste man ihm auch dieses Delikt an. Unter anderem habe die Polizei gestohlenen Schmuck bei dem Mann sichergestellt.

Flüchtling wird sich vor Gericht verantworten müssen

Wegen mehrerer Straftaten wird sich der „ISIS-Kämpfer“ nun also vor einem deutschen Gericht verantworten müssen. Ob der kurzzeitig in der ZUE in Wimbern wohnhafte Mann wirklich Mitglied einer terroristischen Vereinigung war oder ist, werden gegebenenfalls die Prüfungen durch den Generalbundesanwalt ergeben.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Symbolbild ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
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