Neue Atemschutz-Geräte für Feuerwehr: Luft schmeckt künftig nicht mehr nach „Wursteküche“

23. Dezember 2015

WICKEDE (RUHR) / KREIS SOEST. Der Atemschutz-Verbund der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Soest nimmt konkrete Formen an: Das erste Drittel der neuen Atemschutzausrüstung wurde am heutigen Mittwoch (23. Dezember 2015) am Gerätehaus in Wickede angeliefert. – Die restliche Lieferung solle noch bis Mitte Januar 2016 erfolgen, erklärte Georg Kampmann, der als Sachgebietsleiter beim Kreis Soest für den Feuer- und Katastrophenschutz verantwortlich zeichnet.

Insgesamt werde man für den neu ins Leben gerufenen Verbund mehr als tausend Atemschutzgeräte anschaffen, sagte Kampmann im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Dafür investiere man rund 1,5 Millionen Euro.

An dem Atemschutz-Verbund seien alle Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Soest mit Ausnahme von Werl und der Werkfeuerwehr der Hella-Werke im östlichen Kreisgebiet beteiligt, so der Sprecher des Kreises Soest.

Einheitliche Ausrüstung und zentrale Wartung

Die einheitliche Ausrüstung der örtlichen Feuerwehren ermögliche nicht nur eine gemeinsame Ausbildung am Gerät sondern vor allem einen zentralen Austausch. – Ein Vorteil dabei: Künftig müsse sich nicht mehr der ehrenamtliche örtliche Gerätewart nach einem Einsatz um die Wiederbefüllung der Atemluftflaschen sowie um Säuberung, Wartung und Prüfung des Equipments kümmern, sondern dies würde durch einen professionellen Service zentral am Rettungszentrum des Kreises in Soest erledigt.

Wickedes Gemeindebrandinspektor Georg Ptacek – in Personalunion auch stellvertretender Kreisbrandmeister – begrüßt dies. Denn dadurch würde eine große Last von den Schultern der ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte genommen.

Gemeinde investiert in neuen Atemschutz

Wenngleich die Gemeinde Wickede (Ruhr) jetzt erst einmal rund 50.000 Euro in die Neuanschaffung von 42 Ausrüstungen für den schweren Atemschutz investieren müsse, wie Fachbereichsleiter Jürgen Schlautmann aus dem Rathaus berichtet, soll sich die Beteiligung an dem kreisweiten Verbund auf Dauer auch finanziell für die Kommune rechnen.

Denn die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Wickede (Ruhr) müsse künftig nur noch ein Drittel der bisherigen Reservegeräte wie bislang vor Ort vorhalten. Den Rest liefere bei größeren Brandeinsätzen die Rettungsleitstelle auf einem Abrollcontainer, der fast 50 Ersatzeinheiten enthalte, ergänzte Georg Kampmann vom Kreis Soest. Dadurch müsse nicht jede der 13 beteiligten Kommunen eine eigene hohe Reserve vorhalten.

Einheitliche Ausrüstung für besseren Austausch

Auch eine bessere Amtshilfe der einzelnen Wehren im Kreis Soest bei Großeinsätzen sei durch das neue Atemschutz-System künftig möglich. Denn bislang hätten die einzelnen Feuerwehren teils unterschiedliche Systeme genutzt, so dass kein Austausch möglich gewesen wäre. Nicht nur bei der Ausbildung am gleichen Gerät sondern auch bei der Einsatztaktik im Ernstfall biete die einheitliche Ausrüstung in Zukunft erhebliche Vorteile, meinte der Sprecher der Kreisverwaltung.

Höhere Hygiene- und Sicherheitsvorschriften

Immer höhere Hygiene- und Sicherheitsvorschriften sowie Prüfungen würden die ehrenamtlichen Einsatzkräfte bei der Pflege und Wartung der Atemschutzausrüstung auf Dauer überfordern, sagt Georg Ptacek. Deshalb sei die Beteiligung an dem kreisweiten Atemschutz-Verbund mit zentralem Lager und Werkstatt in Soest sowie einem Hol- und Bringservice die richtige Lösung. Dieser Service werde von hauptamtlichen Mitarbeitern besetzt und sei von ehrenamtlichen Kräften auf Dauer nicht mehr zu leisten.

Mengenrabatte durch zentralen Einkauf

Durch den zentralen Einkauf und die Ausschreibung von mehr als tausend Geräten habe man ein erhebliches Sparpotenzial, so Georg Kampmann von der Kreisverwaltung. Alleine bei der Neuanschaffung habe man einen nochmaligen Mengenrabatt von mehr als 20 Prozent zu den ursprünglich kalkulierten Kosten erzielen können.

Eine in diesen Tagen sicherlich „frohe Botschaft“ auch für die Gemeinde Wickede (Ruhr), deren kommunale Kasse aktuell tiefrote Zahlen verzeichnet.

Angeliefert in Wickede wurden heute 11 Geräte für den „schweren Atemschutz“. Sowie eine riesige Kiste mit 50 Filter-Masken für den „leichten Atemschutz“ wie er beispielsweise bei der Bekämpfung von Waldbränden getragen wird.

„Schwerer Atemschutz“ wird künftig leichter

Dabei sind die sogenannten „Sauerstoffflaschen“ für den „schweren Atemschutz“ bedingt durch ihre Überdrucktechnik merklich leichter als die bislang von der hiesigen Feuerwehr genutzten Geräte mit normalem Druck, wie Atemschutz-Träger Nils Schober (19) bei einer ersten „Anprobe“ direkt feststellte. Befüllt werden die Gasflaschen übrigens nicht mit reinem Sauerstoff wie man ihn in der Medizin benutzt sondern mittels Kompressoren mit ganz normaler Luft.

Scherzhaft merkte Georg Ptacek dazu an, dass die Luft aus den bislang in Wickede befüllten Atemluft-Flaschen auf Grund der Nachbarschaft des Gerätehauses zur Metzgerei Hackethal immer etwas nach „Wursteküche“ geschmeckt habe …

Neben ihrer „Leichtigkeit“ sollen die neuen Überdruck-Geräte übrigens auch mehr Sicherheit für die mehr als 50 Atemschutzträger der Wickeder Wehr bringen. Denn Qualm und giftige Schadpartigel würden durch den leichten Überdruck aus dem Innern der Maske besser ferngehalten, erklärte Gemeindebrandmeister Georg Ptacek.

Jährliche Folgekosten für Mitgliedschaft in Verbund

Die jährlichen Folgekosten für die Mitgliedschaft in dem Atemschutz-Verbund mit seinem zentralen Service in Soest sollen bei zirka 12.000 Euro liegen, schätzt Fachbereichsleiter Jürgen Schlautmann aus dem Wickeder Rathaus.

Dies sollte der Kommune der Brandschutz aber wert sein. Denn mit dem „schweren Atemschutz“ gehen die ehrenamtlichen Helfer und Retter für ihre Mitbürger buchstäblich durchs Feuer, macht Georg Kampmann vom Kreis Soest deutlich.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Atemschutzgeräteträger Lars Schober (19) probierte die neue Ausrüstung gleich aus. FOTO: ANDREAS DUNKER
Atemschutzgeräteträger Lars Schober (19) probierte die neue Ausrüstung gleich aus. FOTO: ANDREAS DUNKER
Interesse an der neuen Atemschutz-Ausrüstung: Mehrere Feuerwehrleute schauten sich das neue Gerät gleich an. FOTO: ANDREAS DUNKER
Interesse an der neuen Atemschutz-Ausrüstung: Mehrere Feuerwehrleute schauten sich das neue Gerät gleich an. FOTO: ANDREAS DUNKER