Zwei Schwäne an der Ruhr abgeschossen

30. Dezember 2015

WICKEDE (RUHR). Schreck in der Morgenstunde. Als Passanten am gestrigen Dienstag (29. Dezember 2015) gegen 10 Uhr morgens am Ufer neben der Ruhrbrücke flanierten, knallten von der anderen Seite plötzlich Schüsse in ihre Richtung. Wasservögel fielen tot vom Himmel. Unter anderem traf es auch zwei weiße Schwäne. – Die Spaziergänger waren entsetzt, berichtet Beate Kleine.

Beate Kleine (49), besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Raskin, ist über dieses Verhalten der Jäger völlig entsetzt. Die Mutter von zwei minderjährigen Kindern, die selbst vor Jahren einen Jagdschein machte, hält das nicht für waidmännisch.

In der Weihnachtsferienzeit mitten am Tag bei sonnigem Spazierwetter an einem öffentlichen Fahrrad- und Fußgängerweg die Tiere vor den Augen unfreiwilliger Zeugen abzuschießen, das geht nach Ansicht der Wickeder Mutter gar nicht. – Kinder könnten durch den Abschuss der Tiere traumatisiert werden, wenn sie diesen ungewollt und unvorbereitet mitbekämen, so Beate Kleine.

Gefährliche und unverantwortliche Aktion

„Schrot ist unberechenbar“, meint die ehemalige Jägerin und hält die gestrige Aktion der Jäger für äußerst gefährlich und unverantwortlich.

Man hätte die Jagd zuvor publik machen müssen, um Spaziergänger vor herumfliegenden Gewehrkugeln zu warnen, meint Kleine und geht sogar von einer Ordnungswidrigkeit der Jäger aus, die sie gleich am ersten Werktag im neuen Jahr bei der Gemeindeverwaltung anzeigen will.

Ganz normale Treibjagd

Edmund Schmidt (62) aus Wimbern, der die revierübergreifende Gemeinschaftsjagd am Dienstag mitorganisiert hat, sieht dies ganz anders: Bei der Veranstaltung am Dienstag habe es sich um eine „ganz normale Treibjagd“ gehandelt, an der etwa zwei Dutzend Jäger aus den Revieren Barge, Echthausen, Schwitten und Wimbern teilgenommen hätten. – Unter anderem auch er selbst.

Schrotkügelchen könnten beim Abschuss von Wasservögeln zwar mal vom Himmel prasseln. Die wenige Millimeter großen Kügelchen seien dann aber völlig ungefährlich, ist sich Schmidt sicher.

Abschüsse von Wasservögeln in den Ruhrauen

Am Dienstag sei man zwischen 9 bis 16 Uhr gemeinsam auf der Pirsch nach allem jagdbaren Wild gewesen – außer Rehwild, welches man nur vom Hochsitz schieße. Unter anderem habe man in Wald und Feld hinter dem Heilig-Geist-Kloster gejagt.

Außerdem sei die Jagdgesellschaft in den Ruhrauen in Echthausen und Wimbern unterwegs gewesen. Dort habe man vier Enten, drei Gänse und auch zwei Schwäne erlegt.

Schätzungsweise 200 Kanadagänse seien aktuell auf der Ruhr und den Uferwiesen, schätzt Schmidt.

Nicht im Naherholungsbereich der Mitbürger

Als „Fachfrau“ weiß Beate Kleine: „Der Schwan gehört zu den Gänsevögeln und darf bis zum 2. Februar geschossen werden.“ Und erklärt weiter: „Die haben das Recht auf Ihrer Seite, was das Bejagen der Schwäne angeht.“

Trotzdem lehnt die Wickederin eine solche Jagd im Naherholungsbereich der Mitbürger ab. Sie meint, dass sich die Hobby-Jäger bei einem solchen Verhalten nicht wundern dürften, wenn sie  in der Öffentlichkeit teilweise einen schlechten Ruf besäßen. Denn ein vernünftiger Jäger hätte so etwas niemals gemacht, behauptet Kleine.

Zwei getötete Tiere sind bereits „zwei zu viel“

Beate Kleine hat 18 Höckerschwäne am Ruhrufer gezählt – davon drei Jungschwäne. Es drohe also keine Überpopulation. Deshalb müsse man auch keines der schmucken Tiere abschießen, die die Spaziergänger – und vor allem Kinder – erfreuten. – Bereits zwei Abschüsse seien „zwei zu viel“.

Sie verstehe die Logik nicht, dass man auf der einen Seite die Ruhr aufwendig renaturiere und so eine schöne Kulisse für Wanderer schaffe und andererseits einfach Schwäne abschieße, die die Passanten erfreuten, erklärte Beate Kleine im Gespräch mit "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE".

Dass man die Wasservögel eigentlich nicht füttern dürfe, sei auch ihr bekannt, betonte Kleine. Trotzdem wisse sie, dass vor allem Familien mit Kindern den Schwänen am Wickeder Ruhrufer immer wieder Brotreste brächten und sich an den großen Wasservögeln erfreuten.

Neben dem „Herz für Schwäne“ hat Beate Kleine aber aktuell noch etwas: einen wahnsinnigen Groll auf die Jäger. – Kleine: „Es ist unverantwortlich in Richtung der Menschen zu schießen.“

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

ANZEIGE
ANZEIGE
Schwan auf der Ruhr ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Schwan auf der Ruhr ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER