Polizist rettete Hund das Leben und wird zum Dank dafür von diesem dreimal gebissen

1. Januar 2016

WERL. Über den Jahreswechsel ist Manfred Blunk (53) aus Menden-Oesbern arbeitsunfähig und muss täglich zur ambulanten Untersuchung und Nachsorge ins Krankenhaus. Der Grund: Ein Hund hat ihn erst ins Bein und dann gleich noch zweimal so kräftig in die linke Hand gebissen, dass die Wunde genäht werden musste. – Der gebürtige Mendener nimmt dem Tier dies aber nicht übel. Vielmehr ist der hochrangige Polizist glücklich darüber, dass er dem Mischling vermutlich das Leben gerettet hat.

Wie kam es dazu? – Mehrere besorgte Autofahrer hatten sich am Mittwoch (30. Dezember 2015) gegen 12 Uhr mittags beim Notruf der Polizei gemeldet. Sie berichteten übereinstimmend von einem freilaufenden Hund, der auf der Autobahn 44 bei Werl für Chaos sorgte.

Kreuz und quer über die Autobahn laufender Hund

Sofort machten sich mehrere Streifenwagen der Polizei auf den Weg, um den Streuner möglichst schnell einzufangen. Denn bei den hohen Geschwindigkeiten der „normalen“ Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn kann ein kreuz und quer über die Fahrbahn laufendes Tier schnell zu gefährlichen Situationen und tödlichen Unfällen führen.

Chef auf Grund von Personalmangel ausnahmsweise im Außendienst

Mit auf Streife auf der Autobahn war an diesem Tage ausnahmsweise auch der Mendener Manfred Blunk, der als Chef der Kamener Wache der Autobahnpolizei normal eher einen Bürojob macht und nur auf Grund von Personalknappheit im Außendienst mit eingesprungen war.

Eigentlich war Blunk bei der Meldung der Gefahrenlage durch den streunenden Hund auch gerade mit einem Kollegen auf der Autobahn 2 unterwegs.

Da die normal zuständigen Einsatzkräfte der Autobahnpolizei-Wachen Arnsberg und Soest jedoch gerade unterwegs und nicht in der Nähe waren, entschied Blunk nach dem Mithören des Funkspruchs: „Wir übernehmen das!“ – Denn von der Autobahn 2 über die Bundesstraße 63 zum Werler Autobahnkreuz ist es nicht weit.

Und irgendwo zwischen der Anschlussstelle Werl-Süd und der Raststätte am Haarstrang bei Schlückingen musste sich der Hund befinden. Hinweise von aufmerksamen Autofahrern, die die Polizei informiert hatten, ließen dies vermuten.

Der Hund müsse in einem Wahnsinnstempo unterwegs gewesen sein, meint Blunk rückblickend. Denn die Strecke zwischen den verschiedenen Meldepunkten sei enorm gewesen.

Rettung von Menschen- und Hundeleben war das Ziel

Da der Mendener selbst Hundebesitzer ist, wollte er „auf keinen Fall“, dass der Hund überfahren wird und auch nicht, dass es beispielsweise durch ein abruptes Bremsmanöver eines Autofahrers zu einem Unfall kommt, der Schaden für Leib und Leben von Menschen zur Folge haben könnte.

Als der Streifenwagen den Streuner schließlich in Sicht hatte, bremste er den nachfolgenden Verkehr deshalb ein und sorgte so für einen ordentlichen Stau hinter sich. – Die Geschwindigkeit im Bereich der Gefahrenstelle hatte die Polizei durch elektronische Schilder bereits zuvor auf 60 Stundenkilometer reduziert. Zudem gab es Verkehrswarndienst-Meldungen.

Verfolgung zwischen Fahrzeugen auf der Autobahn

Manfred Blunk verließ den Streifenwagen schließlich, um dem Hund zu Fuß zu folgen und ihn einzufangen. Doch der wechselte erst einmal schnell unter der Mittelschutzleitplanke hindurch die „Fahrtrichtung“.

Im Bereich der gesperrten Autobahnausfahrt Werl-Süd lief der Hund auf der anderen Seite nunmehr dem Verkehr aus Dortmund entgegen. Die dort fahrenden Autos bremsten zum Glück sofort, hielten an und schalteten ihre Warnblinkanlagen ein. So konnte Blunk den verängstigten Hund zwischen dem nunmehr ruhenden Verkehr verfolgen.

Bei einer günstigen Gelegenheit fasste er ihn schließlich am Griff des noch angeschnallten Brustgeschirrs, welches der Hund umhatte.

Tier biss panisch um sich

Um mit ihm zum Streifenwagen auf der gegenüberliegenden Autobahnseite zu gelange, wollte Bunk den Hund über die Mittelleitplante heben. Doch das aufgeregte Tier wollte wieder ausreißen.

Panisch biss der Mischling um sich und erwischte erst dass Hosenbein der Uniform und dann noch gleich zweimal die linke Hand des Polizei-Beamten.

Während der Biss durch die Hose nur für minimale Verletzungen am linken Schienbein des Beamten sorgte, waren die Bisse in die Hand so kräftig, dass Blunk später zur ambulanten Wundversorgung ins Werler Krankenhaus musste.

Blunk hielt Hund trotz Bissen fest

Erstaunlich: Manfred Blunk ließ das Tier trotz der Bisse und seiner Schmerzen nicht los. Denn der Polizist wollte partout nicht, dass die gefährliche Jagd nach dem Hund über die Autobahn wieder von vorne losginge.

Ein Hundebesitzer, der zufällig auf der Autobahn mit seinen Tieren unterwegs war, lieh der Streifenwagenbesatzung sofort eine Leine und man sperrte den Streuner in einen inzwischen eingetroffenen Polizei-Bulli.

Der Hund habe sich darin verängstigt unter den Sitz verkrochen, erzählt Blunk im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Vermutlich sei das Tier durch mehrere Beinahe-Unfälle mit Fahrzeugen auf der Autobahn völlig panisch gewesen, vermutet der Polizist. Wie durch ein Wunder sei dem Mischling aber nichts passiert.

Etwas mehr Dankbarkeit erwartet

„Etwas mehr Dankbarkeit hätte ich erwartet“, schmunzelte Manfred Blunk im Nachhinein. Und meint zum Fazit: „Aber das war es wert!“

Ganz so zum Schmunzeln war die Bissverletzung allerdings nicht. Denn die Wunde an der Hand des Beamten musste im Krankenhaus sogar genäht werden. Blunk fällt deshalb die nächsten Tage im Dienst erstmal aus.

Ein Straßenhund aus dem Ausland

Wie sich später herausstellte, heißt der Hund übrigens „Greta“ und ist eigentlich eine Hündin, die noch im Besitz der Tierschutzorganisation „Lucky Dog“ („Glücklicher Hund“) ist, die Straßenhunde aus dem Ausland rettet und ihren Sitz im bayrischen Gilching in der Nähe von München hat. Diese hat das Tier in die Obhut einer „Patin“ aus Köln gegeben, die aus Soest stammt. Als diese Dame mit dem Hund bei ihren Eltern, die heute in Werl wohnen, zu Besuch war, büxte der Mischling aus.

Wie genau dem Tier diese Flucht gelang, ist ungeklärt, da das Gelände umzäunt ist, auf dem er sich aufhielt.

Manfred Blunk wohnte viele Jahre über in Echthausen

Bis zum 8. Januar 2015 hat der Leiter der Kamener Autobahnpolizei-Wache, wo rund 70 Beamte beschäftigt sind, jetzt nun „Zwangsurlaub“ und ist krankgeschrieben.

Als passionierter Jäger und Jagdhornbläser des Hegerings Vosswinkel ist er in der Region kein Unbekannter. Sein eigener Mischlingshund ist ihm übrigens zugelaufen. Er war auch bei einer Tierschutzorganisation ausgebüchst.

Viele Jahre wohnte der Polizist Manfred Blunk übrigens in Echthausen.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Erster Polizei-Hauptkommissar Manfred ("Manni") Blunk mit Bisswunden und Hund FOTOS: POLIZEI
Erster Polizei-Hauptkommissar Manfred ("Manni") Blunk mit Bisswunden und Hund FOTOS: POLIZEI