Bestens integriert: Trotzdem droht dem jungen Ausnahmetalent aus Wiehagen die Abschiebung

17. Januar 2016

WICKEDE (RUHR). Harmonie herrscht nur in der Musik. Denn in der Realität droht bestens integrierten Asylsuchenden teilweise die Abschiebung, während eine Minderheit krimineller Migranten gleichzeitig weiterhin ungestraft ihr Unwesen in Deutschland treiben darf. – Ein Beispiel für diese Ungerechtigkeit: der Fall der Familie Skura aus Wiehagen.

Beim Neujahrsempfang der Gemeinde Wickede (Ruhr) am Freitag (15. Januar 2016) im Bürgerhaus und beim Neujahrskonzert der Musikschule am heutigen Sonntag (17. Januar 2016) in der Aula des Marien-Gymnasiums in Werl begeisterte er mit seinem Cello-Spiel noch die Gäste: der gebürtige Albaner Jurgen Skura (14) aus Wiehagen.

Ob das musikalische Ausnahmetalent am 31. Januar 2016 an der Musikschule in Hamm noch – wie vorgesehen – beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilnehmen könne, sei aktuell allerdings fraglich, weiß der Werler Musikschullehrer Thomas Büttner (54). Denn nach einem mündlichen Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg am 29. Januar 2016 könnte seinem hochbegabten Cello-Schüler sowie dessen Eltern schnell die Abschiebung drohen. Da die Familie aus Albanien kommt und eine Gewährung des Flüchtlingsstatus' rechtlich schwierig scheint.

Nach zwei Jahren bereits fast perfekt Deutsch gelernt

Ein Beweis dafür: In nur knapp zwei Jahren hat Jurgen Skura fast perfekt Deutsch gelernt und ist sprachlich als Ausländer kaum noch zu erkennen. Trotz seines Migrationshintergrunds hat er sehr gute Noten in allen Schulfächern. – Zudem ist der Schüler der Klasse 8b der Sekundarschule Wickede auch noch „ein musikalisches Ausnahmetalent“, wie sein Cello-Lehrer Thomas Büttner von der Musikschule Werl, Wickede (Ruhr) und Ense bestätigt. – Seit November 2014 unterrichtet Büttner den albanischen Jungen, der bereits in seiner Heimat fünf Jahre lang täglich vier Stunden auf dem Streichinstrument übte.

Aufgrund seines grandiosen Spiels auf dem Cello war Jurgen Skura beim heutigen Konzert der Musikschule auch der einzige „Solist“ der auf der Bühne der Werner-Halle-Aula und bekam riesigen Beifall vom Publikum.

Neben der Freude über den musikalischen und schulischen Erfolg hat der 14-jährige Heranwachsende aber auch Angst vor der möglichen Abschiebung aus Deutschland. Denn in seinem Geburtsland Albanien droht der Familie Ungemach.

Vor knapp zwei Jahren nach Wickede (Ruhr) gekommen

Zusammen mit seinem Vater Artan (41) und seiner Mutter Ornela (32) ist Jurgen Skura von dort geflohen, nachdem sein Vater als Polizist einen Straftäter aus einem einflussreichen Familienclan ins Gefängnis gebracht hatte, der dem Gesetzeshüter daraufhin Rache androhte.

Musikschullehrer Thomas Büttner will sich nun dafür einsetzen, dass sein begabter Cello-Schüler mit seinen Eltern weiterhin staatlich geduldet wird oder sogar einen dauerhaften Aufenthaltsstatus in der Bundesrepublik bekommt. Denn diese albanische Flüchtlingsfamilie sei eine wirkliche Bereicherung für Deutschland und ein Vorbild für Integration in unsere Gesellschaft, meint Büttner.

Gespräche mit Behörden und Politikern angekündigt

Thomas Büttner will durch Gespräche mit Behördenvertretern und Politikern dabei helfen, dass die Skuras aus Wiehagen weiterhin in Deutschland bleiben dürfen. Denn es seien sehr liebenswerte und kultivierte Menschen, die nach einer Abschiebung in ihrer alten Heimat nichts Gutes zu erhoffen hätten. Im März wäre die albanischstämmige Familie zwei Jahre in der Ruhrgemeinde und hätte sich hier inzwischen bestens eingelebt.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Cellist Jürgen Skura (14) aus Wiehagen mit seinem Musikschullehrer Thomas Büttner aus Werl FOTO: ANDREAS DUNKER
Cellist Jürgen Skura (14) aus Wiehagen mit seinem Musikschullehrer Thomas Büttner aus Werl FOTO: ANDREAS DUNKER
FOTO: ANDREAS DUNKER
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