Ortslandwirt Arndt erklärt, warum Bauern jetzt zeitweise für „bestialischen“ Gestank sorgen

20. Januar 2016

WICKEDE (RUHR). Müssen die Bauern denn bei solch schönem und kaltem Wetter das Feld düngen? – Diese Frage stellte ein Wickeder Bürger am gestrigen Dienstag (19. Januar 2016) sinngemäß im Sozialen Netzwerk „Facebook“. Und beschwerte sich, dass es „bestialisch“ in Teilen der Ruhrgemeinde stinke.

Vermutlich ist der üble Geruch so manchem Wanderer in die Nase gestiegen, der den gestrigen sonnigen Wintertag für einen Spaziergang nutzte. Und zuhause werden ebenfalls einige Wickeder Bürger die Geruchsbelästigung wahrgenommen haben.

Ortslandwirt Theo Arndt gibt Antwort auf Facebook-Frage

Ortslandwirt Theo Arndt aus Wiehagen ist der Gestank in der klaren Winterluft jedenfalls auch nicht entgangen. – Auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ erklärte er am heutigen Mittwoch (20. Januar 2016), warum seine Kollegen aus der Landwirtschaft den gestrigen frostigen und trockenen Tag zum Ausbringen von nicht gerade wohlriechendem Naturdünger aufs Feld genutzt haben.

Arndt: „Es war der erste Tag, wo man aufs Feld konnte. Denn im Winter können wir Landwirte nur an trockenen Frosttagen zur Feldbearbeitung und -düngung auf die Äcker fahren. Ansonsten würden Zugmaschinen und Anhänger ja im Schlamm ,versinken‘. Außerdem würden wir mit unserem schweren Gerät nassen Boden verdichten und auf Jahre schädigen. Deshalb sind für die Feldarbeit im Winter die Tage ideal, an denen der Boden hart gefroren ist. Bei nasser Erde würden wir mit unseren Maschinen zudem einen rutschigen Schmutzbelag auf den Straßen hinterlassen, der für Autofahrer sehr gefährlich wäre. Deshalb haben einige Ackerbauer den gestrigen Tag mit seinen idealen Bedingungen für Landbearbeitung und Düngung ausgenutzt.“

Es gäbe auch genaue gesetzliche Vorgaben zum Ausbringen von Gülle und Dünger, so Arndt weiter, damit die Nährstoffe zu Zeiten auf die Äcker ausgebracht würden, in denen die Pflanzen diese optimal aufnehmen.

Gülle darf jetzt wieder auf Felder ausgebracht werden

Gülle dürfe ab dem 1. Februar – und mit Ausnahmegenehmigung sogar schon ab dem 15. Januar – wieder auf den Feldern ausgebracht werden, erklärte Petra Drees-Hagen als regionale Pressesprecherin vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Dabei bemühten sich die Landwirte inzwischen mit einer möglichst bodennahen Ausbringung über sogenannte Schleppschläuche, um die Geruchsbelästigung möglichst gering zu halten.

Neben Gülle diene auch Mist und Substrat aus Biogasanlagen sowie Trockenkot von Geflügel als natürlicher Dünger für die ökologisch sinnvolle Kreislaufwirtschaft, berichtete Drees-Hagen.

Und Arndt ergänzte, dass landwirtschaftliche Betriebe mit viel Vieh inzwischen tierische Exkremente als natürlichen Dünger an Ackerbauern abgeben.

Natürlicher Dünger schlecht für die menschliche Nase aber gut für die Umwelt

Bei der Düngung seien viele gesetzliche Vorgaben zu beachten. So dürften die Bauern beispielsweise keinen Dünger auf eine geschlossene Schneedecke verteilen, da er dann durch das Schmelzwasser weggespült würde.

Generell, meint Ortslandwirt Theo Arndt, sei es aber besser, dass die Bauern mehr Naturdünger auf die Äcker brächten, der kurze Zeit unangenehm riecht, als Kunstdünger aus der Chemiefabrik.

Eine natürliche Düngung käme sowohl der Umwelt als auch dem Verbraucher beim Kauf von Lebensmitteln zugute, meinte Arndt.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

ANZEIGE
ANZEIGE
Ausbringung von Gülle auf einem Feld ARCHIVFOTO: PETRA DREES-HAGEN
Ausbringung von Gülle auf einem Feld ARCHIVFOTO: PETRA DREES-HAGEN