Dauerhaftigkeit des Denkmals war in Gefahr: Sanierung des kleinen Bauwerks am Ruhrufer

5. April 2016

WICKEDE (RUHR). Saniert wird derzeit das „Ehrenmal für die Opfer der Möhnekatastrophe“ an der Ruhr. Um die Dauerhaftigkeit des Denkmals zu gewährleisten, würden insbesondere die Fugen des Bauwerks aus Naturstein komplett erneuert, erklärte Christian Drees von der Gemeindeverwaltung am heutigen Dienstag (5. April 2016) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Bei einer Prüfung durch einen Sachverständigen sei kürzlich aufgefallen, dass durch die brüchigen Fugen eventuell Wasser in das Mauerwerk eindringen und es dadurch zu Folgeschäden für das kleine Bauwerk kommen könne. Um dieser Gefahr vorzubeugen habe die Kommune die Steinwerkstatt Sobbe in Werl mit der Instandsetzung des Ehrenmals beauftragt. Die Kosten für die Sicherungsmaßnahme lägen bei rund 7.500 Euro.

Unter anderem müssten die alten Fugen entfernt und anschließend neu mit einem Spezialmörtel ausgefüllt werden, erklärte Bildhauer und Diplom-Ingenieur Bernhard Sobbe von der beauftragten Firma dazu.

Am heutigen Dienstag wurden unter anderem Arbeiten mit einem Hochdruck-Dampfstrahl-Gerät von einem Mitarbeiter des Werler Unternehmens ausgeführt.

Denkmal wurde fünfzehn Jahre nach der Katastrophe errichtet

Zur Geschichte des „Ehrenmals für die Opfer der Möhnekatastrophe“ heißt es in der „Chronik des 20. Jahrhunderts, 100 Jahre Wickede (Ruhr), 1900 – 2000“ sinngemäß: Am 17. Mai 1958 – fünfzehn Jahre nach der Möhnekatastrophe – wird am Ufer der Ruhr ein Mahnmal für die Wickeder Wassertoten errichtet, die in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 umkamen. Die kirchliche Weihe des Denkmals wird durch den katholischen Propst Josef Vogt aus Bochum vorgenommen, der 1943 noch als Vikar in der Ruhrgemeinde tätig war. – Seitdem findet am Vorabend des Jahrestages der Möhnekatastrophe, also jeweils am 16. Mai, ein Trauermarsch mit Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine zu dem Mahnmal gegenüber der Einmündung der Ringstraße in die Hauptstraße statt. Anfangs bildet der Marktplatz, später die Gaststätte Erlenhof, den Ausgangspunkt dafür.

Bis einschließlich 2009 habe die Federführung bei der Organisation dieser Veranstaltung in den Händen des Gesellschaftlichen Vereins „Eintracht Erlen“ gelegen, weiß dessen letzter Vorsitzender Horst Bornemann. Nachdem sich die „Erlen“ am 30. März 2010 durch den Beschluss der Mitgliederversammlung aufgelöst hätten, habe die Gemeinde Wickede (Ruhr) jährlich zu der Totenehrung mit Kranzniederlegung am Denkmal eingeladen, so Bornemann.

Mehr als hundert Tote alleine in Wickede (Ruhr) zu beklagen

Zur sogenannten „Möhnekatastrophe“ heißt es in der „Chronik des 20. Jahrhunderts“ wörtlich: „In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 bombardieren britische Flieger die Möhnetalsperre. Um 0.15 Uhr birst die Mauer und eine mehrere Meter hohe Wasserwelle wälzt sich durch das Möhne- und Ruhrtal. Sie nimmt alles mit, was sich ihr in den Weg stellt. Das Wickeder Unterdorf wird überflutet und großteils zerstört. Das Wasser steigt bis etwa in Höhe der Einmündung der Kirchstraße in die Hauptstraße an. In einigen Häusern steht das Wasser bis in den zweiten Stock. Das wütende Wasser überspült in Echthausen an vielen Stellen die Kreisstraße, Eisenbahnschienen werden teilweise in die Böschung geworfen und die Eisenbahnbrücke wird zerstört. Tagelang werden die mitgeschwemmten Todesopfer im Tal geborgen. Allein auf Echthausener Gebiet zählt man 96 Leichen. Es sind fast ausschließlich russische Arbeiter und Arbeiterinnen, die in Neheim in einer Baracke untergebracht waren. Auch aus der Gemeinde Echthausen werden zwei Todesopfer beklagt: die Witwe Maria Randelhoff, Weststraße 2, die zu Besuch bei ihrer Tochter in Neheim weilt, und Hildegard Vogt, Mittelstraße 27, die in Wickede in einem Haushalt tätig ist. – Unzureichend alarmiert, ertrinken in Wickede 117 Menschen. 76 Wohnungen sind vernichtet, 110 beschädigt. 900 Wickeder sind obdachlos, die im Tal liegenden Produktionsstätten außer Betrieb gesetzt. Wickeder helfen einander in der Not.“

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Reinigung des „Ehrenmals für die Opfer der Möhnekatastrophe“ mit einem Hochdruck-Dampfstrahl-Gerät durch Marcin Mokrzanski von der Steinwerkstatt Sobbe aus Werl FOTO: ANDREAS DUNKER
Reinigung des „Ehrenmals für die Opfer der Möhnekatastrophe“ mit einem Hochdruck-Dampfstrahl-Gerät durch Marcin Mokrzanski von der Steinwerkstatt Sobbe aus Werl FOTO: ANDREAS DUNKER