Wenig Nutzer: Neues Konzept für die „Bücherei im Bahnhof“ gefragt

19. April 2016

WICKEDE (RUHR). Die Nutzung der „Bücherei im Bahnhof“ (BiB) durch die Bürger der Gemeinde Wickede (Ruhr) ist im vergangenen Jahr auf einen Tiefstwert seit 2012 gesunken. Der statistische Nutzungrad für 2015 liegt bei 1,98. 2012 lag der Wert noch bei 3,21! Seitdem erfolgte ein stetiger Abstieg. – Dies geht aus dem BiB-Jahresbericht 2015 von Büchereileiterin Elena Feldbusch hervor, die diese Statistik am Donnerstag (21. April 2016) dem Fachausschuss für Bildung, Betreuung und Inklusion des politischen Rates der Gemeinde Wickede (Ruhr) erläutern will.

Und auch eine Konsequenz aus der niedrigen Nutzungsrate wird den Kommunalpolitikern bereits in der Sitzungsvorlage aufgezeigt: Die Konzeption der kommunalen Bibliothek soll bis zum Herbst 2016 überarbeitet werden. – So werden die Ratsmitglieder wohl in den kommenden Monaten über eine Neuausrichtung beziehungsweise Kurskorrektur bei der kleinen öffentlichen Bibliothek entscheiden müssen.

Denn bei der Kinder- und Jugendliteratur erreichte die örtliche Bibliothek beispielsweise nur einen Nutzungsgrad von 1,43. Wünschenswert wäre aber ein Wert von 3 – nach eigener Einschätzung der Einrichtung.

Bei der „Schönen Literatur“ erreicht die Wickeder Bücherei 2,69 – wünschenswert wäre dabei inzwischen ein Wert von 4. Und damit hat man die Erwartungen schon zurückgeschraubt. Denn 2012 lag die Zahl tatsächlich sogar noch bei 4,43.

Und bei „Sachbüchern“ liegt der Wert für das letzte Jahr bei 1,07 – wünschenswert wären aber mindestens 1,5, heißt es in dem Jahresbericht.

Nicht mehr sondern aktuelle Medien sind notwendig

Wichtig seien nicht immer mehr Medien sondern ein zeitgemäßer Bestand. Zur Aktualisierung sei eine Aussonderung älterer Werke und eine Anschaffung neuer Titel notwendig, wird aus dem Exposé deutlich.

Der Nutzungsgrad bei den 23 von der „BiB“ abonnierten Zeitschriftentiteln lag 2015 beispielsweise bei 2,06 und hat sich im Vergleich zu den Vorjahren sogar verbessert.

Schwund von knapp 8.000 Ausleihen binnen vier Jahren

Die Zahl der Gesamtausleihen in der Wickeder Bibliothek ist seit 2012 von 26.935 auf 19.301 zurückgegangen, geht aus der Statistik hervor. Ein Schwund von 7.634 Ausleihen binnen vier Jahren! – Viele Büchereien verzeichneten den gleichen Trend, heißt es dazu erklärend. Und: Immer mehr Bürger nutzten das Angebot der „Onleihe“.

Erschreckend ist die Entwicklung in der Benutzerzahl: Waren es in den drei vorherigen Jahren noch durchschnittlich mehr als 750, sank die Zahl 2015 auf unter 500 pro Monat. Und dies bei etwa gleich bleibender Einwohnerzahl der Gemeinde. Auch an den 15 wöchentlichen Öffnungsstunden sowie dem Bestand von durchschnittlich mehr als 9.000 verfügbaren Medien vor Ort änderte sich während dieser Zeit kaum etwas.

Fast 80.000 Euro Verlust pro Jahr

Zurückzuführen sind die negativen Zahlen der kommunalen Bibliothek sicherlich auch auf ein verändertes Mediennutzungsverhalten in unserer Gesellschaft, welches immer digitaler wird.

Bei jährlich rund 80.000 Euro Verlusten durch die Bibliothek und klammer kommunaler Kassen werden sich Bibliotheksteam, Verwaltung und Kommunalpolitiker wohl überlegen müssen, wie man dem Negativ-Trend entgegensteuern kann.

Wie wichtig Lesen für die Bildung der Menschen ist, sollte dabei nicht aus dem Blick verloren werden. Aber die Bibliothek wird sich neu aufstellen müssen, wenn sie auf Dauer nicht nur viel zu wenig benutzte Bestände verwalten will, sondern selbst als Bildungseinrichtung noch Bestand behalten möchte.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
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