Bürgermeister Michalzik: Der Hass in den Herzen ist der Nährboden für Aggression und Krieg …

22. Mai 2016

WICKEDE (RUHR). Jeweils am Sonntag nach dem 17. Mai eines jeden Jahres treffen sich Vertreter von Kommune und Kirchen sowie Fahnenabordnungen einiger örtlicher Vereine nebst Feuerwehr-Leuten und der kleinen Schar des Männergesangvereins (MGV) „Quartett“ an der Gaststätte „Erlenhof“. Pünktlich sperrt die Feuerwehr dann die Hauptstraße und die Gruppe zieht schweigend vom Erlenhof über die Straße entlang der Ruhrpromenade bis zum Mahnmal für die Wassertoten der Möhnekatastrophe. Vorweg marschieren einige Musiker des Spielmannszuges der Freiwilligen Feuerwehr, die mit ihrem Trommelschlag den Takt für den Marsch vorgeben.

Am Mahnmal legen Kameraden der Feuerwehr einen Blumenkranz nieder und halten mit zwei Fackelträgern der Feuerwehr bis zum Ende der Zeremonie an dem steinernen Mahnmal inne. Zum weiteren Ritual gehört es, dass im jährlichen Wechsel ein evangelischer und ein katholischer Geistlicher eine kurze Ansprache hält. Zudem spricht auch der Bürgermeister ein paar mahnende Worte gegen den Krieg und für den Frieden. Desweiteren singt der Wickeder Männerchor und ein Trompeter des Musikzuges bläst mit seinem Instrument am Ufer der Ruhr. Zum Gebet werden dann die Fahnen gesenkt.

Dieses Ritual ist Tradition und doch ist es mehr als jährliche Routine. Denn die kurze Gedenkfeier soll zum einen an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und zum anderen an die vielen Wassertoten erinnern, die in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 der verheerenden Möhnekatastrophe zum Opfer fielen (wir berichteten).

Pfarrer Dr. Christian Klein von der evangelischen Kirchengemeinde machte bei der Gedenkfeier am heutigen Sonntagabend (22. Mai 2016) dann auch nochmals den Sinn dieser Mahnwache deutlich, die nicht zuletzt an die Folgen der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten und des durch Deutschland initiierten Weltkrieges erinnern soll.

Und Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) erklärte: „Es gibt fast niemanden mehr, der selbst betroffen ist von der Bomben- und Flutnacht des 17. Mai 1943. Viele Gräber, an denen bis und nach 1945 über Opfer des Krieges geweint wurde, sind schon eingeebnet worden.“ – Trotzdem sei das Gedenken hier und heute immer noch als Mahnung für den Frieden wichtig.

Und wörtlich meinte Michalzik: „Gewalt durch Krieg und andere Aggressionen geschieht, wo der Hass in den Herzen schon ein Schussfeld angelegt hat, ehe überhaupt jemand ein Gewehr in die Hand genommen hat.“ – Deshalb könne jeder Einzelne zum Frieden in der Welt beitragen, indem er im menschlichen Miteinander am Frieden im Alltag mitwirke.

„Wir können so bewirken, dass hier in Wickede in Menschen die Erfahrung Wurzeln schlägt, dass im friedlichen Miteinander mehr zu gewinnen ist als im tödlichen Gegeneinander“, mahnte Michalzik.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Gedenkfeier am Mahnmal zu Ehren der Opfer der Möhnekatastrophe FOTO: ANDREAS DUNKE
Gedenkfeier am Mahnmal zu Ehren der Opfer der Möhnekatastrophe FOTO: ANDREAS DUNKE