Vandalismus: Farbschmierereien an neuen Bahnhofsanlagen

23. Juni 2016

WICKEDE (RUHR). „Für Jugendliche ist es häufig nur ein Streich, der Kick etwas Verbotenes zu tun, die Suche nach Anerkennung in einer angesagten Szene – also nicht weiter schlimm. Für die Deutsche Bahn (DB) bedeutet es jährlich immense Ausgaben: Graffiti und Vandalismus“, heißt es in einer Stellungnahme des bundesweiten Verkehrsunternehmens. Der Schaden, der der Bahn dadurch entstehe, belaufe sich jährlich auf weit mehr als 30 Millionen Euro. Geld, das die DB lieber zum Nutzen ihrer Kunden einsetzen würde. – Auch der gerade für rund vier Millionen Euro frisch modernisierte Bahnhof in Wickede wurde in den letzten Tagen von Vandalen heimgesucht, die ihre Grafitti-Schmierereien im Treppenbereich, an den Aufzugtüren und im Tunnel zum Gleis 2 hinterließen. Die Bahn will jetzt Strafanzeige erstatten und die hässlichen Farbsprayereien wieder beseitigen.

Allein im vergangenen Jahr 2015 seien mehr als 25.000 Vandalismus- und Graffititaten zu Lasten der DB registriert worden, berichtet die Düsseldorfer Pressestelle des Unternehmens. Zu den regionalen Schwerpunkten zähle dabei leider auch Nordrhein-Westfalen.

Erfolgsquote bei Entdeckung immer höher

Wenngleich die Straftaten aufgrund einer intensiven Zusammenarbeit mit der Bundespolizei und verbesserter Einsatzkonzepte der DB-eigenen Sicherheitskräfte insgesamt etwas abgenommen hätten, käme es immer noch zu tausenden Farbschmierereien wie in Wickede. Neben Immobilien seien dabei häufig auch Triebwagen und Waggons betroffen.

Immer mehr Straftäter würden dabei von speziellen Einsatz-Teams der DB Sicherheit auf frischer Tat ertappt. Bundesweit hätten DB-Mitarbeiter mehr als 300 Graffiti-Sprayer stellen und der Polizei übergeben können.

Minderjährige Täter werden teilweise im Erwachsenenalter zur Kasse gebeten

Seitens der Bahn heißt es in einer Erklärung: „Sobald öffentliches oder privates Eigentum illegal bemalt wird, handelt es sich um Sachbeschädigung. In Extremfällen drohen den Tätern harte Strafen von bis zu zwei Jahren Gefängnis. Die Bahn erstattet grundsätzlich bei jedem Vandalismusdelikt Strafanzeige. Alle Verschmutzungen werden dokumentiert: Tags und Pieces werden fotografiert, um sie den Tätern zuzuordnen und Schadensersatz fordern zu können.“

Und weiter: „Was den wenigsten Tätern klar ist: Auch wenn sie strafrechtlich unter das Jugendstrafrecht fallen und oft sogar ohne Strafe davonkommen, kann die DB den materiellen Schaden als zivilrechtliche Forderung über 30 Jahre im Nachhinein geltend machen. Beträge von oft vielen Tausend Euro können so noch Jahre später eingefordert werden, auch wenn der Täter zum Zeitpunkt der Tat minderjährig war oder kein Einkommen hatte.“

Mittäter, die nur „Schmiere“ stehen, werden ebenfalls für Gesamtschäden mit verantwortlich gemacht

Als weitere Straftat käme noch Hausfriedensbruch hinzu, wenn die Täter die Bahnanlagen oder Grundstücke unbefugt beträten.

Auch Mittäter, die bei den illegalen Sprayaktionen nur „Schmiere“ stehen würden, würden im Rahmen der gesamtschuldnerischen Haftung für den ganzen Schaden mit verantwortlich gemacht und angezeigt.

Kurzfristige Beseitigung von Farbschmierereien

Um das „Erfolgserlebnis“ der Sprayer zu schmälern, beseitige die Bahn die Farbschmierereien übrigens möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden, heißt es. Denn die meisten der illegalen „Künstler“ verlören schnell die Lust an einer Stelle zu sprayen, wo ihre (Schand-)Werke sofort wieder verschwänden.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"


ZUM HINTERGRUND:

Der Begriff „Graffiti“ (Singular: Graffito) stammt aus dem Italienischen und bezeichnete ursprünglich eine in eine Wand eingekratzte Inschrift. Die Graffiti-Bewegung entstand in den 1970-er Jahren in New York und verbreitete sich von dort aus in die ganze Welt. – Das zunächst als kurzlebig eingestufte Phänomen ist inzwischen zweifelhafter Bestandteil der Jugendkultur.

Unter „Graffiti“ versteht man heute meist mit Spraydosen gesprühte oder mit Filzstiften gemalte Schriftzüge und Bilder („pieces“). Verbreitet sind auch die gekritzelten Signaturen („tags“) einzelner Sprayer oder ganzer Gruppen.

Die Sprayer-Szene zieht vor allem männliche Jugendliche im Alter zwischen 14 und 21 Jahren an. Anders als zu Beginn der Graffiti-Ära, als die Sprayer vorrangig aus sozial schwachem Umfeld stammten, kommen sie heute aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Die Entfernung von Graffiti erfordert Erfahrung und Fachwissen. Aufwand, Umweltbelastung und Kosten sind enorm. Speziell geschulte Mitarbeiter der DB müssen die einzelnen Farbschichten in häufig zeitintensiver und mühsamer Handarbeit Schicht um Schicht abtragen.

QUELLE: DEUTSCHE BAHN, PRESSESTELLE

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Die hässlichen Farbschmierereien im frisch modernisierten Bahnhof in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
Die hässlichen Farbschmierereien im frisch modernisierten Bahnhof in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
FOTO: ANDREAS DUNKER
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FOTO; ANDREAS DUNKER
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