Weiße Pulverwolke aus Ätzkalk: Zwei Verletzte bei Betriebsunfall im Industriegebiet Westerhaar

18. Juli 2016

UPDATE 18.30 UHR – WICKEDE. Zwei Verletzte gab es am heutigen Montag (18. Juli 2016) bei einem Betriebsunfall auf dem Gelände des Kalksandsteinwerkes im Industriegebiet Westerhaar in Wickede. Beim Entladen eines Silofahrzeuges für staubförmige Güter platzte ein Schlauch, durch den normal per Druckluft ungelöschter Brandkalk in die stationären Silos des Wickeder Werkes geblasen wird.

Durch die „explosionsartige“ Freisetzung des weißen Pulvers bekam der Lkw-Fahrer ungelöschten Kalk in die Augen, der in Verbindung mit Flüssigkeit ätzend reagiert.

Schätzungsweise zwischen 500 und 1.000 Kilogramm des feinen Kalkes schossen zudem durch den Luftdruck als riesige Staubwolke gen Himmel und rieselten anschließend auf große Teile des Firmengeländes nieder. Insbesondere der Bürobereich war davon betroffen. Dort wurde auch eine Mitarbeiterin durch das Einatmen des Ätzkalkes verletzt, der sich in der Luft verteilt hatte.

Nach einer Spülung der Augen durch Betriebsangehörige und einer notärztlichen Erstversorgung vor Ort wurde der Lkw-Fahrer zur weiteren Behandlung in eine Augenklinik nach Dortmund verbracht.

Die Büromitarbeiterin wurde von einem zweiten Rettungswagen zur weiteren Untersuchung und Behandlung ins Werler Krankenhaus transportiert.

Wickeder Feuerwehr mit Einsatzgruppe und Werler Chemie-Fachberater vor Ort

Da die Gefahrenlage bei dem Chemieunfall anfangs nicht ganz klar war, war gegen 13.45 Uhr direkt eine Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wickede (Ruhr) alarmiert worden.

Gemeindebrandinspektor Georg Ptacek zog nach einer ersten Erkundung des Werksgeländes noch den Werler Stadtbrandmeister Karsten Korte als Chemie-Experten des ABC-Zuges mit zu Rate.

Keine weitere Gefahr für Mensch und Umwelt

Gemeinsam mit der Unteren Wasserschutzbehörde entschied die Feuerwehr danach, dass weder für Mensch noch für Umwelt eine weitere Gefahr nach der Havarie bestand. Denn der zerstäubte Weißfeinkalk hatte sich zwar wie eine Puderzuckerschicht über weite Teile des Werksgeländes gelegt, verteilte sich von dort aber zum Glück nicht weiter.

Aufgrund der trockenen Witterung am heutigen Montag kam es zudem zu keiner chemischen Reaktion zwischen dem ungelöschten Kalk und Regenwasser, so dass keine gefährlich ätzende Substanz entstehen konnte.

Betrieb schnell evakuiert

Die sieben Mitarbeiter und drei Lkw-Fahrer, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit dem Ätzkalk auf dem Firmengelände befunden hatten, waren zudem schnell evakuiert worden. Ansonsten wären noch bei weiteren Personen eventuell Augen, Schleimhäute oder verschwitzte Haut von dem beißenden Brandkalk verletzt worden.

Mitarbeiter übernahmen Reinigung des Werksgeländes selbst

So übergab die Feuerwehr in Absprache mit der Unteren Wasserbehörde des Kreises Soest die Einsatzstelle schnell wieder an Werkleiter Peter Bähr von der Cirkel GmbH & Co. KG, dessen Mitarbeiter den freigesetzten ungelöschten Kalk unter dem Schutz von Gesichtsmasken und Overalls schließlich wieder zusammenkehrten. – Denn leider waren alle Saugwagen, die man von Spezialfirmen anfordern wollte, bereits ausgebucht.

Der Weißfeinkalk wurde in „Bigpacks“ geschaufelt und anschließend wieder dem üblichen Produktionsprozeß zugeführt, erklärte Werksleiter Peter Bähr im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Er hoffe, dass die Augen des Lkw-Fahrers nach der schnellen Spülung nur noch etwas gereizt seien und es ihm nach einigen Tagen wieder besser gehe, so Bähr.

Täglich zwei Ladungen des ungelöschten Weißfeinkalkes

Das Kalksandsteinwerk im Wickeder Industriegebiet Westerhaar erhält täglich ein oder zwei Lkw-Ladungen des ungelöschten Brandkalkes vom Rheinkalk-Werk Hönnetal in Menden. Üblicherweise erfolgt die Anlieferung mit 40-Tonnen-Fahrzeugen, deren Siloauflieger bis zu 28 Tonnen Fassungsvermögen haben.

Bislang kam es noch zu keinem solch gravierenden Unglücksfall.

ANDREAS DUNKER und CARINA WESTERWELLE für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Das Kalksandsteinwerk im Industriegebiet in Wickede nach dem Unglücksfall FOTO: CARINA WESTERWELLE
Das Kalksandsteinwerk im Industriegebiet in Wickede nach dem Unglücksfall FOTO: CARINA WESTERWELLE