„Dörflicher Drogen-Dealer“ verließ als freier Mann mit breitem Grinsen den Gerichtssaal

5. August 2016

WICKEDE (RUHR) / SOEST. Zu zwei Jahren auf Bewährung und zu 300 Sozialstunden ist ein 55-jähriger portugiesischer Staatsbürger aus Wickede am heutigen Freitag (5. August 2016) vor dem Schöffengericht des Amtsgerichtes in Soest verurteilt worden. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verließ der verurteilte Drogendealer den Saal.

Seit sechs Monaten hatte der Kriminelle zuvor „in der Kiste“ gesessen, wie sein Pflichtverteidiger dies umschrieb. Eine Entschädigung für die Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Hamm wird der Wickeder nicht erhalten. Darauf verzichtete er ebenso wie auf die Rückgabe des beschlagnahmten Marihuanas und Bargeldes. Auf Rechtsmittel gegen das Urteil verzichtete er ebenfalls und nahm die Strafe lächelnd an.

Bereits am 10. März 2016 war der dörfliche Drogendealer zu einer Strafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt worden, nachdem man zuvor bei einer polizeilichen Durchsuchung seiner Wohnung an der Isenstraße rund 150 Gramm Haschisch in zig kleinen Tütchen vorgefunden und beschlagnahmt hatte.

Doch trotz dieser Polizei-Aktion und der bereits zugestellten Vorladung zu einem Gerichtstermin entdeckte die Polizei am 22. Februar 2016 im Auto des Mannes bei einer zweiten Durchsuchung erneut Betäubungsmittel in nicht geringer Menge. Dabei handelte es sich um 250 Gramm Haschisch mit einem „ordentlichen“ THC-Wirkstoffgehalt, die in Kleinmengen in zirka 100 Klemmverschlusstütchen fertig zum Vertrieb abgepackt waren.

Wie der Angeklagte vor Gericht zugab, seien die Drogen zum unerlaubten Handel sowie zum Eigenkonsum gedacht gewesen. Die Drogen hatte der Dealer angeblich an einem Tag von mehreren Lieferanten zum Einkaufspreis von etwa 2.000 Euro bezogen. Die Namen seiner Lieferanten gab er vor Gericht nicht preis.

Das Geld für den Einkauf der Drogen hatte der Angeklagte angeblich durch Sportwetten bei „Tipico“ in Wickede erlangt. Durch den Einsatz kleinerer Geldbeträge habe er insgesamt mehr als 5.000 Euro gewonnen. 3.000 Euro Bargeld hatte die Polizei noch im Besitz des arbeitslosen portugiesischen Hartz-IV-Empfängers vorgefunden.

Dabei handelte es sich aber – laut dem Angeklagten – keinesfalls um Gewinne aus dem Drogenhandel sondern angeblich um Spielgewinne, die er allerdings nicht bei den zuständigen Behörden angegeben hatte, von denen er weiterhin „fleißig“ Sozialhilfe kassierte.

Zum Lebenslauf des Portugiesen hieß es, dass er mit 17 Jahren die Schule in seinem Heimatland abgebrochen und mit 19 Jahren nach Deutschland gekommen sei.

Nachdem der ungelernte Mann mehrere Jahre als Lagerist und Staplerfahrer tätig war, wurde er 2004 arbeitslos und lebt seitdem angeblich nur von „Hartz IV“ (Arbeitslosengeld 2). – Hinzu kam der gewerbsmäßige und gewinnbringende Drogenhandel.

Eigenen Angaben zufolge plagen den Verurteilten ein Herzleiden sowie Schulden in Höhe von 15.000 Euro aufgrund von Kindergeld-Nachforderungen.

Drogenabhängig sei er selbst nicht, rauche aber gelegentlich einen „Joint“, erklärte der Straftäter.

Der Wickeder hält sich selbst aus gesundheitlichen Gründen übrigens nicht mehr für arbeitsfähig. Die 300 Sozialstunden könne er aber trotzdem ableisten, ließ er den Richter wissen. – Sonst müsste er diese nämlich wohl im Knast absitzen …

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Das Amtsgericht Soest FOTO: ANDREAS DUNKER
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