Sekundarschule steht gleich vor mehreren neuen Problemen

30. August 2016

WICKEDE (RUHR). Die Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) bleibt auch nach dem Ende der Sommerferien in jeder Hinsicht weiterhin eine große Baustelle – wie wir es bereits prophezeiten. – So haben sich nicht nur die Baumaßnahmen verzögert, die eigentlich bis zum Ende der Sommerferien abgeschlossen sein sollten, sondern die Bildungseinrichtung im Hövel hat offenbar auch Personalprobleme. Der Nachmittagsunterricht und der Betrieb der Mensa beginnen zudem erst ab dem 5. September. Warum dies so ist, bleibt in einem Brief der Schulleitung an die Eltern offen. – Zudem stellt eine aktuelle Studie die Zukunft der Sekundarschule in Nordrhein-Westfalen generell in Frage.

"Fleißige Handwerker sind immer noch damit beschäftigt, die Umbauarbeiten in den Verwaltungsräumen und die Herstellung des neuen Innenhofes zügig voranzubringen", berichtet der kommissarische Schulleiter Peter Zarnitz in einer aktuellen Information an die Medien. "Der Plan, bis zum ersten Schultag alle Arbeiten abgeschlossen zu haben, ging nicht auf. Bis Mitte September wird es wohl noch dauern."

Personalsituation bleibt angespannt

Und weiter beklagt Zarnitz noch ein ganz anderes Problem: "Zum Glück konnten mit Beginn des Schuljahres drei neue Lehrkräfte eingestellt werden. Dennoch bleibt die Personalsituation angespannt."

Zusammen mit der Bezirksregierung Arnsberg und der Gemeinde Wickede (Ruhr) arbeite man an der weiteren Verstärkung des Personals, lässt der stellvertretende Schulleiter wissen – der kommissarisch auch die Arbeit seines ehemaligen Chefs Jan Haurand mit übernommen hat, der zur Arnsberger Bezirksregierung gewechselt ist. Zarnitz deutet damit offenbar an, dass das Lehrerkollegium unterbesetzt ist.

Dabei warten auf die Pädagogen an der Wickeder Sekundarschule in den nächsten Monaten einige wichtige Aufgaben: Die Entwicklung eines abgestimmten Konzepts zur Berufsorientierung, die Gestaltung des bilingualen Unterrichts und die Weiterentwicklung des SegeL-Konzeptes (Selbst gesteuertes Lernen) sowie der anstehende Schüleraustausch mit Jemielnica sind nur einige Beispiele für das bevorstehende Pensum der Lehrer.

Stelle des Schulsozialarbeiters bislang noch vakant

Weiterhin vakant bleibt mit dem neuen Schuljahr auch die Stelle des bisherigen Schulsozialarbeiters, der sich bekanntlich hat heimatnah nach Arnsberg versetzen lassen. So sucht die Kommune in einer Stellenausschreibung derzeit eine entsprechende Fachkraft, die gemeinsam für Sekundar- und Grundschulen am Ort eingesetzt werden soll.

Studie prognostiziert Scheitern der Sekundarschule

Und wenn es nach einer aktuellen Studie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW geht, die der Partei „Die Linke“ nahe steht und gerade landesweit medial für Furore gesorgt hat, könnten die Probleme für die Wickeder Sekundarschule noch größer werden. Denn die Untersuchung sieht die nordrhein-westfälischen Sekundarschulen in einer mit Daten begründeten Prognose als „Flop“ – und sagt deren Scheitern voraus.

Das Interesse an der neuen Schulform für längeres gemeinsames Lernen nehme wieder ab, heißt es. „Der Trend in der Entwicklung der Schullandschaft als auch in der Nachfrage der Eltern und Schüler geht eindeutig zu Gymnasien und Gesamtschulen.“

Der Grund: Sekundarschulen seien die schlechtere Wahl, weil sie anders als Gymnasien und Gesamtschulen über keine eigene Oberstufe verfügen würden und die Schüler an ihnen keine höheren Abschlüsse erwerben könnten, heißt es.

Einige Sekundarschulen bereits schon in Gesamtschulen umgewandelt

Nach dem „NRW-Schulkonsens“ von SPD, Grünen und CDU im Jahre 2011 sei die Zahl der Gesamtschulen noch einmal um fast ein Drittel (89) gestiegen. Bei den neu eingeführten Sekundarschulen habe es nach einer ersten Gründungswelle dagegen in diesem Jahr nur noch fünf Neugründungen gegeben.

Drei Sekundarschulen in Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf, Lohmar und Mechernich) seien zudem bereits schon jetzt in Gesamtschulen umgewandelt worden – kurz nach ihrer Gründung. Inzwischen würde außerdem an vielen weiteren Standorten darüber diskutiert, ob nicht eine Umwandlung in eine Gesamtschule von Vorteil wäre.

Angebot eines Abiturs soll gegen geringe Anmeldezahlen helfen

Anlass dafür seien entweder hohe Anmeldezahlen, so dass auch die Voraussetzungen für eine Gesamtschule mit Oberstufe erfüllt seien, oder sinkende Anmeldezahlen. Durch die Umwandlung in eine Gesamtschule würden sich diese schlecht frequentierten Sekundarschulen selbst ein besseres Image erhoffen. Denn als Gesamtschule könnten diese Bildungseinrichtungen dann direkt ein attraktives Abitur als Abschluss mit anbieten.

Die Studie schließt daher mit der Prognose: „In Zukunft werden mehr Sekundarschulen aufgelöst beziehungsweise in Gesamtschulen umgewandelt als neu gegründet.“ – In unmittelbarer Konkurrenz zu Gesamtschulen würden Sekundarschulen nur in Ausnahmefällen überleben.

Fünfter Jahrgang mit 54 neuen Schülern

Das alles kümmerte am vergangenen Mittwoch (24. August 2016) die 54 Jungen und Mädchen der neuen fünften Klassen der Wickeder Sekundarschule aber wohl kaum. Für sie stand vermutlich die Frage im Vordergrund: Wer wird meine neue Lehrerin oder wer mein neuer Lehrer?

Zusammen mit ihren Eltern und Angehörigen saßen die neuen Schüler in einer Feierstunde im neuen Forum der weiterführenden Schule im Hövel. Nach der Begrüßung durch Abteilungsleiterin Stefanie Tillmann gab es eine Vorführung der Klasse 6c. Die Kinder hatten zusammen mit ihrem Lehrer Matthias Schlücking die Fabel vom Hasen und der Schildkröte in ein szenisches Spiel umgeschrieben und trugen das Stück mit Witz und Freude vor. – Und die Moral von der Geschicht’: "Fleiß und Ausdauer siegen oft über Schnelligkeit". Dies sollte den Neuen offenbar signalisieren, dass alle Kinder an der Wickeder Sekundarschule willkommen sind: "die schnellen und die, die nur scheinbar langsam sind".

Am Freitag (26. August 2016) fand für alle Schüler des 5. Jahrganges in der katholischen St.-Antonius Kirche noch ein ökumenischer Einschulungsgottesdienst statt, der vom evangelischen Pfarrer Dr. Christian Klein und dem katholischen Vikar Alexander Plümpe zelebriert wurde.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Das aktuelle Lehrerkollegium der Sekundarschule Wickede (Ruhr) FOTO: PRIVAT
Das aktuelle Lehrerkollegium der Sekundarschule Wickede (Ruhr) FOTO: PRIVAT