Katholische Kirchengemeinde: Viele Veränderungen bis 2021

31. August 2016

WICKEDE (RUHR). Kirchenaustritte, demografischer Wandel, weniger Taufen und Priestermangel sowie sinkende Gottesdienstbesucher-Zahlen zwingen die christlichen Kirchen in Deutschland zum Umdenken. Bis 2027 will das Erzbistum Paderborn beispielsweise durch große kirchenterritoriale Zusammenlegungen kleinerer katholischer Pfarreien sowie einschneidende Umstrukturierungen im Seelsorge- und Verwaltungsbereich auf die Veränderungen reagieren. – Welche Auswirkungen hat dies voraussichtlich für Wickede (Ruhr)?

Pressesprecher Thomas Throenle vom Generalvikariat des Erzbistums Paderborn erklärte im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ am heutigen Mittwoch (31. August 2016), dass die bisherigen katholischen Pfarreien und Pastoralverbünde von Ense, Welver, Werl und Wickede (Ruhr) zu einem großen „Pastoralen Raum Werl“ zusammengeführt werden sollten. Leiter dieses Raumes solle der Propst der St.-Walburga-Kirchengemeinde in Werl werden. – Aktuell ist dies Michael Feldmann (56).

Pastoraler Raum Werl startet 2016

Der Prozess einer Zusammenführung des katholischen Kirchenterritoriums im westlichen Bereich des Kreises Soest solle im Jahre 2019 starten und werde bis 2021 dauern, so der Werler Propst Michael Feldmann am heutigen Mittwoch (31. August 2016) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Erstes vorbereitendes Treffen am 13. September 2016 in Wickede

Eine erste Vorbesprechung mit Spitzenvertretern aus Kirchenvorständen und Pfarrgemeinderäten der vier betroffenen Kommunen sowie den bislang verantwortlichen Pfarrern vor Ort habe man bereits für Dienstag, 13. September 2016, um 19.30 Uhr in Wickede geplant. Mit dabei sein würden zudem sachkundige Mitarbeiter des Soester Gemeindeverbandes.

Franziskaner verlassen im Jahre 2019 die Marien-Wallfahrtsstadt Werl

2019 ist für den Raum Werl zudem eine weitere wichtige Zäsur geplant: Der Franziskaner-Orden wird dann nämlich sein Kloster in der westfälischen Marien-Wallfahrtsstadt schließen. Die Franziskaner verlassen nach mehr als 170 Jahren ihres Wirkens die  Hellwegstadt.

Betroffen von dem Weggang der Ordenspriester ist auch das Dorf Schlückingen. Denn Mitte September 2016 müssten die Werler Franziskaner bereits entscheiden, ob man überhaupt noch einen Mitbruder im zweiwöchentlichen Rhythmus als Zelebrant für die sonntägliche Heilige Messe in die St.-Josef-Kapelle nach Schlückingen entsenden könne, teilte Guardian Pater Ralf Preker am heutigen Mittwoch (31. August 2016) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mit. Derzeit sinke die Zahl der Franziskanermönche in Werl und man wisse deshalb nicht, ob man personell noch in der Lage sei den Gottesdienst-Termin in Schlückingen vierzehntägig zu besetzen.

Das Gnadenbild der „Muttergottes von Werl“ betreuen die Franziskaner übrigens schon seit 1848.

Wickeder Priester übernehmen notfalls alle Messen in Schlückingen

Pfarradministrator Thomas Metten (53) und Vikar Alexander Plümpe (39) haben allerdings gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ schon angekündigt, dass sie notfalls die sonntägliche Messe in Schlückingen übernehmen würden, sofern beide Geistliche in der Gemeinde vor Ort seien.

Vikar steht nur noch mit einer halben Stelle für Wickede zur Verfügung

Jeden Sonntag besuche „ein harter Kern“ von zwei Dutzend die Heilige Messe in Schlückingen, weiß Metten. Zu besonderen Anlässen sei die kleine Kapelle in Schlückingen sogar immer noch „rappelvoll“.

Auf Dauer müsse man allerdings schauen, wie die Gottesdienstordnung der sich ändernden Personalsituation anzupassen sei. Denn seit Frühjahr 2016 steht der Wickeder Vikar auch nur noch mit einer halben Stelle für die katholische Kirchengemeinde St. Antonius von Padua und St. Vinzenz Wickede (Ruhr) zur Verfügung. – Er ist seitdem in Personalunion noch Diözesanseelsorger der  Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) des Erzbistums Paderborn.

Fraglich ist aktuell auch, wann Alexander Plümpe die Wickeder Pfarrei verlässt. Denn nachdem er im Juni 2013 hier seine erste Vikarstelle antrat, müsste er eigentlich nach fünf Jahren den Ort wechseln. Dies wäre bereits 2018. – Sofern er aber für eine weitere Amtszeit von der KLJB als Diözesanseelsorger wiedergewählt würde, bliebe er voraussichtlich auch darüber hinaus mit fünfzig Prozent seiner Arbeitszeit als Vikar in Wickede, hofft man in der Ruhrgemeinde.

Ansonsten ist der Priester und Theologe Alexander Plümpe vermutlich der letzte Vikar im Schatten der St.-Antonius-Kirche. – Seine Aufgaben würden künftig voraussichtlich mit einer halben Stelle von einer zusätzlichen Gemeindereferentin übernommen werden, hatte Pfarrer Metten noch kürzlich öffentlich betont.

Derzeit gehört bekanntlich schon Gemeindereferentin Annette Albrecht noch zum Pastoralteam für Wickede.

Weiterhin eine Heilige Messe am Wochenende in Echthausen

Ebenso wie in Schlückingen will Pfarrer Thomas Metten übrigens auch in Echthausen möglichst pro Wochenende immer eine Heilige Messe garantieren. In der ehemals selbstständigen Pfarrei wolle man keinesfalls die Kirche schließen. Vielmehr müsse das kirchliche Leben rund um St. Vinzenz weiter aktiv bleiben, meinte Metten. Im katholischen Bereich würden zudem so schnell keine Gotteshäuser geschlossen und verkauft.

Metten weiß aber auch: „Wenn ich nur noch alleine hier vor Ort bin, werden wir natürlich die Messordnung anpassen müssen!“ – Schließlich könne er keine drei Messen an einem Werktag halten.

Ganz besondere Situation in Wimbern

Ganz anders ist die Situation derzeit in Wimbern. Denn die Mehrheit der praktizierenden Gläubigen des Dorfes gehen seit jeher traditionell zum sonntäglichen Gottesdienst in die St.-Johannes-Baptist-Kirche ins Nachbardorf Barge, welches schon zur Stadt und zum Pastoralverbund Menden gehört. Allerdings gibt es in Barge seit dem 4. Juli 2015 nur noch alle zwei Wochen eine samstägliche Vorabendmesse mit Priester aus dem Pastoralverbund Menden und einer Eucharistiefeier. An den Samstagen dazwischen finden in der St.-Johannes-Baptist-Kirche auf Grund des Priestermangels in Menden nur noch Wortgottesdienste statt, die von Laien geleitet werden.

Deshalb besuchten inzwischen viele Katholiken aus Wimbern und den Mendener Stadtteilen an der Grenze zur Gemeinde Wickede (Ruhr) auch die Eucharistiefeiern im Heilig-Geist-Kloster der Steyler Missionsschwestern in Wimbern, heißt es.

Neben dem Hausgeistlichen Pater Josef Pirzkall zelebriert dort inzwischen auch ein pensionierter Priester aus Menden regelmäßig Heilige Messen. Dieser Seelsorger soll angeblich bei der katholischen Kirchenleitung im Raum Menden in Ungnade gefallen sein und deshalb dort keine Eucharistiefeiern mehr halten, berichten Insider. Bei vielen Gläubigen sei der Geistliche aber wohl sehr beliebt und ziehe daher etliche Gottesdienstbesucher aus Wimbern und Menden bei seinen Messen ins Heilig-Geist-Kloster, wo er offenbar gerne die Sonntagsmesse zelebrieren darf. Die neuen Parkplätze am Kloster sollen – Gerüchten zufolge – sogar eigens auf Grund der steigenden Gottesdienstbesucherzahlen im Kloster gebaut worden sein. Bestätigt ist dies aber nicht.

Werktagsmessen künftig in der ehemaligen Taufkapelle

Ändern wird sich künftig wohl etwas bei den Werkstagmessen in der Wickeder St.-Antonius-Pfarrkirche. Denn nach dem geplanten Umbau der alten Taufkapelle sollen die Gottesdienste im kleineren Kreise künftig dort stattfinden. Dies spare Energie und sei auch persönlicher, betonte Metten.

Auf die Frage, wann die Erneuerung des Gottesdienstraumes zwischen Kirche und Sakristei denn nun realisiert werden würde, anwortet er: „Wir warten auf die Genehmigung aus Paderborn. Wir gehen von einer Rückmeldung seitens des dortigen Generalvikariats noch im September aus!“

Beerdigungen künftig durch Gemeindereferentinnen?

Bei immer weniger Priestern vor Ort müsse man in Zukunft schauen: „Was ist leistbar, was ist machbar?“, so Metten. Für kirchliche Beerdigungen könne der Paderborner Erzbischof beispielsweise auch eine Gemeindereferentin beauftragen. Zudem dürfe generell auch ein ständiger Diakon die Beerdigungen durchführen. In Wickede sei dies Eugen Frankenberg. – Denn Beerdigungen müssten nicht zwingend durch Priester durchgeführt werden.

Ab 2019 übernimmt Werler Propst die Leitung des Wickeder Kirchenvorstandes

Mit der Eröffnung eines „Pastoralen Raumes“ im Jahre 2019 werde er die offizielle Leitung der Wickeder Pfarrei zudem an den Werler Propst abgeben, kündige Thomas Metten an. Seine Aufgabe läge dann mehr in der Seelsorge. Als Pastor habe er dann höchstens noch eine beratende Stimme im Kirchenvorstand, stehe diesem aber rechtlich nicht mehr vor.

Propst Michael Feldmann und ein Geschäftsführender Vorsitzender aus den Reihen der örtlichen Kirchengemeinde ständen dann an der Spitze des Gremiums, welches sich um die Vermögensverwaltung der weiterhin eigenständigen Pfarrei kümmere.

Seit dem 16. April 2015 habe Horst-Dieter Pieper bekanntlich bereits als gewählter „Geschäftsführender Vorsitzender“ des Wickeder Kirchenvorstandes ehrenamtlich die Federführung in finanziellen Fragen der Pfarrei übernommen.

Heute Abend „Kirchenstammtisch“ in den „Bürgerstuben“

Beim „Kirchenstammtisch“ am heutigen Mittwoch, 31. August 2016, um 19.30 Uhr in der Gaststätte „Bürgerstuben“ soll der aktuelle Wandel in der Wickeder Pfarrei übrigens im Gespräch intensiv diskutiert werden. – Bereits 2015 veranstaltete die katholische Pfarrei schon zwei solcher Foren, um in lockerer Runde wichtige Information an die Teilnehmer zu geben und kritischen Input von diesen zu bekommen.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


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Wickede (Ruhr): In 20 Jahren fast 2.000 Katholiken weniger | wickede.ruhr HEIMAT ONLINE

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Vikar Alexander Plümpe und Pfarrer Thomas Metten ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Vikar Alexander Plümpe und Pfarrer Thomas Metten ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER