Beim Hochwasserschutz kein Land in Sicht und beim Bolzplatz nur Eigentore

6. September 2016

WICKEDE (RUHR) / ARNSBERG. Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) wartet dringend auf den Gesprächstermin mit Vertretern der Bezirksregierung Arnsberg, der zu einer Kompromisslösung im Streitfall um das „Überschwemmungsgebiet“ am Ruhrufer in Wickede führen soll. – Aus Hochwasserschutzgründen hatte die Landesbehörde bekanntlich eine weitere Bebauung des im Besitz der Gemeinde befindlichen Gewerbegrundstücks untersagt, auf dem ein großer heimischer Autohändler gerne seinen neuen Firmensitz errichten würde (wir berichteten).

Arnsbergs Regierungspräsidentin Diana Ewert (SPD) hatte bereits am 26. Juli 2016 im Gespräch mit Michalzik eine für die Kommune zufriedenstellende Lösung des Problemfalls angedeutet. – Auf einen konkreten Gesprächstermin mit den Fachleuten der Arnsberger Behörde wartet der Wickeder Bürgermeister aber bis jetzt immer noch, wenngleich inzwischen sechs Wochen verstrichen sind.

Pressesprecher Christoph Söbbeler von der Arnsberger Bezirksregierung erklärte am heutigen Dienstag (6. September 2016) dazu im besten Behördenjargon und eigentlich völlig nichts sagend, dass man „aktiv“ und „lösungsorientiert“ an der Sache arbeite. (Was auch sonst?)

Bislang sei aber „noch nichts spruchreif“ und die „Voraussetzungen für einen Gesprächstermin fehlten noch“, so Söbbeler.

Bürgermeister wartet seit Wochen auf Antwort des NRW-Umweltministers

Während man sich in der sozialdemokratisch geführten Landesbehörde in Arnsberg offenbar im Kreise dreht und einer konstruktiven Lösung noch nicht näher gekommen ist, scheint man im grünen Umweltministerium in Düsseldorf eine etwas andere Zeitrechnung als in Wickede zu haben. Denn während eine Pressesprecherin von Minister Johannes Remmel (Bündnis 90 / Die Grünen) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ erklärt hatte, dass sich Remmel in der dritten Juli-Woche konkret zu dem Wickeder Fall äußern wolle, liegt weder Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) noch unserer Redaktion bis jetzt eine entsprechende Stellungnahme des Ministers vor.

Erlass aus Düsseldorf zur nochmaligen Überprüfung in Arnsberg?

Wie es aus Insiderkreisen hieß, gibt es zwischen den Fachabteilungen in der roten Landesbehörde in Arnsberg und dem grünen Ministerium in Düsseldorf recht unterschiedliche Betrachtungsweisen zu den zwingend erforderlichen Hochwasserschutzmaßnahmen am Ruhrufer in Wickede.

Dabei sind die Vorgaben aus dem grünen NRW-Umweltministerium wohl weniger restriktiv wie die der Arnsberger Behördenvertreter.

Da man sich offenbar nicht auf dem kleinen Dienstweg einigen kann, müsste es gegebenenfalls sogar erst einen offiziellen Erlass zur nochmaligen Überprüfung geben, wissen Verwaltungsfachleute.

Schallschutzmauer gebaut – aber Bolzplatz lässt auf sich warten

Die bürokratischen Wege des Landes mit seinen Ministerien und untergeordneten Behörden werden auch an anderer Stelle sichtbar: So steht zwischen der „Zentralen Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) für Flüchtlinge und der Kindertagesstätte in Wimbern zwar seit Jahr und Tag eine teure Schallschutzmauer. Der Bau des Bolzplatzes lässt aber immer noch auf sich warten – für den dieser Schallschutz eigentlich gedacht ist.

Pressesprecher Christoph Söbbeler von der Bezirksregierung Arnsberg kündigte am heutigen Dienstag (6. September 2016) sogar an, dass der Plan zum Bau eines Bolzplatzes inzwischen noch einmal überprüft würde, nachdem die Wimberner Landeseinrichtung künftig als „Schutzraum für besonders gefährdete Flüchtlinge“ genutzt werden soll. – Zu diesen besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen zählen bekanntlich Schwangere, Wöchnerinnen, alleinerziehende Mütter sowie alleinreisende Frauen und Menschen mit Behinderungen. Des weiteren sollen in Wimbern vor allem „Menschen aus dem LSBTTI-Spektrum“ untergebracht werden, will sagen: Lesben, Schwule und Bisexuelle sowie Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle.

Ob da ein Bolzplatz als Freizeiteinrichtung für die untergebrachten Flüchtlinge überhaupt vorrangig sei, müsse man nochmals überdenken, so Söbbeler.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


ANMERKUNG DER REDAKTION: Schildbürgerstreiche sind übrigens Handlungen, die ihren eigentlichen Zweck in törichter Weise verfehlen. Genau dies trifft wohl auch für den neu ausgewiesenen Hochwasserschutz am Ruhrufer in Wickede und den teuren Schallschutz am nicht vorhandenen und nunmehr wieder ganz in Frage gestellten Bolzplatz an der ZUE in Wimbern zu.

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Ein Schildbürgerstreich: Eine Gabionenwand steht einsam auf dem Rasen zwischen ZUE und KiTa. – Das teure Bauwerk sollte eigentlich als Schallschutz für den geplanten Bolzplatz dienen, der nun eventuell gar nicht mehr gebaut wird. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ein Schildbürgerstreich: Eine Gabionenwand steht einsam auf dem Rasen zwischen ZUE und KiTa. – Das teure Bauwerk sollte eigentlich als Schallschutz für den geplanten Bolzplatz dienen, der nun eventuell gar nicht mehr gebaut wird. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER