Caritas: Mehr Kooperation zwischen Profis und Ehrenamtlern

8. September 2016

KREIS SOEST. „Leben im Alter: Alte und neue Kooperationen zwischen den Caritas-Konferenzen und dem Caritasverband“ – dies war das Vortrags- und Diskussionsthema bei der Delegiertenversammlung der 60 Caritas-Konferenzen im Kreis Soest im Cyriakus-Haus in Erwitte-Horn. Nach einem Gottesdienst mit Dechant Dr. Gerhard Best hieß Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Neukirch vom Caritasverband die Ortsvertreter willkommen.

Die Entwicklungen innerhalb des Caritasverbandes wurden von Aufsichtsratsmitglied Dr. Thomas Hamm beleuchtet, der dabei auch auf die Neustrukturierung mit der neuen Stabsstelle Qualitätsmanagement und Compliance (Regelkonformität) einging.

Nach dieser Übersicht stellte Wirtschafts- und Finanzvorstand Lutz Gmel die Finanzbilanz des Caritasverbandes vor. Einstimmig wurden danach sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat die übliche Entlastung.

Sozialvorstand Thomas Becker präsentierte anschließend die in den vergangenen zwölf Monaten neu ins Leben gerufenen innovative Dienste beispielsweise zur Migrantenberatung und Flüchtlingsunterstützung usw. – „Die Kommunen kommen auf uns zu und sagen: Ihr habt das Know-how bei der Ehrenamtsarbeit, wir geben das Geld“, beschrieb Becker eine Fallsituation, aus der das Projekt „Lippetaler Kleeblatt“ erwuchs.

Zudem erinnerte man in der Delegiertenkonferenz an das spontane Engagement, als im Oktober 2015 innerhalb von 48 Stunden 168 ehrenamtliche Helfer für die Notunterkunft in Lippstadt gesucht und gefunden wurden.

„Wie können wir neue Kooperationen zwischen den Konferenzen und unserem Verband ins Leben rufen?“ – Mit dieser Frage wechselte Thomas Becker zum Schwerpunktthema „Leben im Alter“ über. Der Gesetzgeber selbst habe sich mit dem Pflegestärkungsgesetz eindeutig dafür ausgesprochen, dass Teilhabe und Selbstbestimmung auch im Alter selbstverständlich sein sollten. „Der alte Mensch soll nicht Objekt der Hilfsmöglichkeiten sein, sondern im Rahmen dessen, was er kann, am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Dazu wollen wir mit den Konferenzen ein Netzwerk von Ehrenamtlichen bilden, in dem alte und hochbetagte Menschen selbstbestimmt leben und handeln können. Der Verband unterstützt Menschen mit höherem Pflegegrad.“

Die anschließende Diskussion machte deutlich: Die Caritas-Konferenzen sind für ihre Aufgaben nicht zu alt – aber sie brauchen Nachwuchs. Und sie müssen sich darauf einstellen, dass Menschen mehr projektbezogene (Ehrenamts-)Arbeit machen wollen. „Wir müssen unsere Strukturen ändern“, forderte Bernhard Tusch aus Ostinghausen und schilderte, wie sehr die monatliche Frühstücksrunde als Stätte der Begegnung und der Kommunikation geschätzt werde. „Monatsversammlungen, Jahreshauptversammlungen – da kommt keiner mehr.“

Deutlich wurde im Rahmen der Diskussion der neue Ansatz: die Vernetzung des ehrenamtlichen Engagements mit der Arbeit der Hauptamtlichen. – Das „Lippetaler Kleeblatt“ macht es vor: Zwar wurde es mit Hilfe einer Caritas-Hauptamtlichen ins Leben gerufen: Doch in der jetzigen praktischen Arbeit der Ehrenamtlichen können alle Pflegedienste, die im Lippetal tätig sind, darauf zurückgreifen.

Die Forderung, die Begriffe „Alt“, „Hilfe“ und „Kirche“ ganz aus dem Vokabular der Konferenzen herauszuhalten, fand nur bedingt Zustimmung. „Wir hören immer wieder: Bei euren Mitarbeitern, Ehrenamtlich und Hauptamtlichen, spürt man doch, dass sie eine Berufung haben“, berichtete Thomas Becker von langjährigen Erfahrungen.

Natürlich konnte die Diskussion an diesem Abend nur ein erster Schritt sein. Doch einig waren sich die Delegierten, dass mehr Menschen für die Arbeit innerhalb der Konferenzen gewonnen werden müssen – mit Ansprache der Firmlingen beispielsweise, die sich beim „Urlaub ohne Koffer“ gern engagieren oder bei Besuchen in Fachschulen und Gymnasien.

ANZEIGE
ANZEIGE
Aufsichtsrat und Vorstand informierten die Delegierten der Caritas-Konferenzen im Kreis Soest über Entwicklungsprozesse und neue Projekte (von links): Wirtschafts- und Finanzvorstand Lutz Gmel, Sozialvorstand Thomas Becker, Heike Saal, Lutz Langschmidt, Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Neukirch und sein Stellvertreter Dr. Thomas Hamm sowie Ferdinand Kauerz von Lackum FOTO: CARITAS
Aufsichtsrat und Vorstand informierten die Delegierten der Caritas-Konferenzen im Kreis Soest über Entwicklungsprozesse und neue Projekte (von links): Wirtschafts- und Finanzvorstand Lutz Gmel, Sozialvorstand Thomas Becker, Heike Saal, Lutz Langschmidt, Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Neukirch und sein Stellvertreter Dr. Thomas Hamm sowie Ferdinand Kauerz von Lackum FOTO: CARITAS