Was haben Eiszeit und Weltkrieg mit dem heimischen Wald zu tun?

29. September 2016

WICKEDE (RUHR) / WERL. Was für andere ein Freizeitvergnügen ist, ist für sie durchaus auch Arbeit. Wenn Försterin Diana Göke vom Regionalforstamt Soest-Sauerland des Landesbetriebes „Wald und Holz NRW“ durch den Wald geht, tut sie dies in der Regel mit ganz anderen Augen als ein gewöhnlicher Spaziergänger. – Dies wurde am Mittwochabend (28. September 2016) den Teilnehmern des ersten „Waldspazierganges“ des CDU-Gemeindeverbandes Wickede (Ruhr) deutlich, den die Fachfrau führte.

Die Anregung zu der Veranstaltung mit der Försterin habe Landwirt Heinrich Prenger genannt Millies aus Schlückingen gegeben, erklärte CDU-Vorsitzender Thomas Fabri den Teilnehmern des Rundganges.

Diese wärmten sich übrigens vor Beginn des rund zweistündigen Marsches durch den Werler Stadtwald erst einmal auf dem Parkplatz am Trimmpfad an der Bundesstraße 63 mit einem hochprozentigen Haselnuss-Tröpfchen auf, welches Fabri ausschenkte.

Vielfältige Facetten der heimischen Forstwirtschaft

Wie vielfältig die Facetten der heimischen Forstwirtschaft sind und über welch umfangreiches Wissen Diana Göke in ihrem Fach verfügt, zeigte sich im Laufe der Führung.

So berichtete die Expertin, dass sich die Eiszeit bis heute auf den Lebensraum Wald in Europa auswirke. So gebe es in Asien oder Amerika eine ganz andere und vielfältigere Vegetation als hierzulande.

Auch waren die Wickeder erstaunt darüber wie alt die heimischen Wälder häufig schon sind. Der Werler Stadtwald ist beispielsweise rund hundert Jahre alt.

Zudem waren die Laien regelrecht verdutzt darüber, als Göke berichtete, dass mancher Baum nicht nur 35 Meter gen Himmel wächst sondern mit seiner Wurzel auch 15 Meter in den Erdboden ragt.

In der Forstwirtschaft muss man langfristig denken

Deutlich wurde durch die interessanten Ausführungen der Försterin, dass neben dem Naturschutz auch die wirtschaftlichen Aspekte Waldes natürlich eine enorm wichtige Rolle spielen. Bei der Bewirtschaftung von Waldflächen sei immer eine Nachhaltigkeit wichtig, da sich Wachstumsphasen der Bäume von der Pflanzung bis zur Fällung teilweise über Generationen von Menschen erstreckten.

Nur ein Drittel des nachwachsenden Rohstoffes Holz sei wirklich zur ökonomischen Nutzung gut, hieß es. So minderten heute beispielsweise immer noch Munitionssplitter als eine mehr als 70 Jahre alte Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkrieges die Holzernte. In die Baumstämme eingeschlagene Metallstücke seien mit ihnen verwachsen und führten in Sägewerken teilweise noch immer zu erheblichen Problemen.

Glücklich zeigte sich Göke übrigens, dass es im Werler Stadtwald keine Hirsche gibt. Denn das Rotwild sorge für Fraßschäden an den Bäumen, so die Försterin.

Warum werden augenblicklich so viele Bäume gefällt?

Nachgefragt wurde von den Teilnehmern, warum in letzter Zeit augenscheinlich so viele Bäume gefällt würden. Dazu hieß es, dass der Preis für Holz momentan sehr gut sei. Die abgeholzten Flächen würden aber in der Regel wieder aufgeforstet.

Interessant fanden die Wickeder Wanderer, dass sich – laut Information von Diana Göke – die Schadstoffe in der Luft offenbar im Laufe der letzten Jahre verringert haben und sich der Wald in der Region deshalb derzeit gut erholt.

„Wir genießen es durch den Wald zu gehen und sehen nicht, wie viel Arbeit es ist, ihn zu erhalten und zu pflegen“, staunte ein Teilnehmer der CDU-Aktion im Nachgang.

 ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


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Die Teilnehmer des CDU-Waldspazierganges mit Försterin Diana Göke FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Teilnehmer des CDU-Waldspazierganges mit Försterin Diana Göke FOTO: ANDREAS DUNKER