Neue Anlage am Netz: Wasseraufbereitung mit noch sichererem Verfahren

18. Oktober 2016

WICKEDE (RUHR) / SCHWERTE. Als erstes von insgesamt fünf Wasserwerken der „Wasserwerke Westfalen“ ist jetzt der Standort Echthausen um eine neue und wesentlich weitergehende Aufbereitungsanlage für das Trinkwasser ergänzt worden und ans Versorgungsnetz gegangen. Dies teilte Pressesprecherin Tanja Vock im Gespräch mit "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" mit.

Die "Wasserwerke Westfalen" (WWW) sind eine Tochtergesellschaft der "Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH" (DEW21) und der "Gelsenwasser AG". In sechs Wasserwerken zwischen Wickede und Witten bereiten sie im Ruhrtal angereichertes Grundwasser zu Trinkwasser auf.

Das Versorgungsgebiet des Unternehmens mit seinen zirka 135 Mitarbeitern umfasst Teilbereiche des südlichen Münsterlandes, des mittleren und östlichen Ruhrgebietes sowie des nördlichen Sauerlandes. Etwa 1,5 Millionen Menschen verbrauchen täglich das von den Wasserwerken produzierte kostbare Lebensmittel.

Vom „PFT-Skandal“ zum NRW-Programms „Reine Ruhr“

Um einigen in der Ruhr vorkommenden organischen Spurenstoffen auch künftig optimal entgegen zu treten, wird die bisherige naturnahe Wasseraufbereitung unter anderem in Folge des sogenannten „PFT-Skandals“ vorsorglich um zusätzliche technische Verfahrensschritte ergänzt. Dies setzt die Vorgaben des Programms „Reine Ruhr“ des Landes Nordrhein-Westfalen um. Dazu werden weitergehende, technische Aufbereitungsstufen errichtet – wie die jetzt fertig gestellte und in den Probebetrieb gegangene riesige neue Anlage in Echthausen.

Naturnahe Aufbereitung um technische Aufbereitungsstufen ergänzt

„Aus Gründen der Vorsorge wird die bestehende naturnahe Aufbereitung bereits heute an die Anforderungen der Zukunft angepasst. Dazu sollen zusätzliche, über die bisherige Aufbereitungstechnik hinausgehende Reinigungsstufen eine noch höhere Sicherheit gegenüber nicht vorhersehbaren mikrobiologischen oder chemischen Wasserinhaltsstoffen schaffen", erklärte WWW-Pressesprecherin Tanja Vock dazu am heutigen Dienstag (18. Oktober 2016) in einer Mitteilung an die Medien. Und weiter: „Die Wasserwerke Westfalen haben sich nach mehrjährigen Versuchen für die zusätzlichen Verfahrensschritte Ozonung, Flockung, Mehrschichtfiltration und Aktivkohlefiltration entschieden …"

Bis 2020 sollen insgesamt 120 Millionen Euro investiert werden

Die Einführung dieser zusätzlichen Aufbereitungsstufen und physikalischen Endbearbeitungsschritte nach "Prävent plus, dem Schwerter Verfahren" wird innerhalb der nächsten Jahren schrittweise in allen sechs Wasserwerken entlang der Ruhr umgesetzt. Im Wasserwerk Echthausen ist dies inzwischen bereits geschehen.

Des Weiteren gehören zu dem Großprojekt die seit Anfang des Jahres in allen Wasserwerken des Unternehmens fertig gestellten Anlagen zur Desinfektion mittels UV-Strahlung sowie die Umstellung auf eine physikalische Entsäuerung.

Bis 2020 werden die Wasserwerke Westfalen mit ihren Gesellschaftern DEW21 und Gelsenwasser dafür insgesamt rund 120 Millionen Euro investieren.




Die weitergehenden Aufbereitungsstufen der Wasserwerke Westfalen im Überblick:


Ozonung

Ozon oxidiert auf umweltfreundliche Weise im Wasser gelöstes Eisen und Mangan und bricht persistente organische Verbindungen auf, die dadurch leichter abfiltrierbar sind.


Flockung

Indem ein Flockungsmittel zugesetzt wird, werden feinstverteilte Substanzen in größere „Flocken“ überführt. So kann der überwiegende Teil der im Rohwasser enthaltenen Trübstoffe gebunden und anschließend besser herausgefiltert werden.


Mehrschichtfiltration

Das Wasser durchläuft hierbei zwei biologisch aktive Schichten von Filtermaterial, bestehend aus Aktivkoks sowie Quarzsand. Damit können Partikel bestmöglich abgeschieden und klares, trübstofffreies Wasser erzeugt werden. Zusätzlich werden Bakterien beseitigt, organische und anorganische Verbindungen wie Ammonium werden abgebaut.


Adsorption an Korn-Aktivkohle.

Mit Aktivkohlefiltern werden nicht beziehungsweise nur schwer biologisch abbaubare organische Stoffe gebunden und aus dem Wasser entfernt, wie zum Beispiel Pflanzenschutzmittel oder Medikamentenrückstände.


Physikalische Entsäuerung

Statt wie bisher weiter mit Natronlauge zu entsäuern, stellt WWW auf ein rein physikalisches Verfahren um, das ohne Zugabe von Chemikalien auskommt. Bei diesem Prozess wird das Wasser in einer Durchflussrinne mit feinperliger Luft durchsetzt. Durch die Luftbläschen wird das im Wasser enthaltene Kohlendioxid ausgetrieben und damit der pH-Wert des Wassers bis zum Kalk-Kohlesäure-Gleichgewicht angehoben.


UV-Desinfektion

Die Umstellung von einem chemischen auf ein physikalisches Verfahren in der Desinfektion mittels UV-Licht ist bereits seit Frühjahr 2016 in allen Wasserwerken der "Wasserwerke Westfalen" geschehen Die UV-Bestrahlung deaktiviert am Ende der Aufbereitung schnell und sicher eventuell noch im Wasser verbliebene einzelne Mikroorganismen und verhindert so gesichert die Verbreitung von Infektionen. Dieses umweltfreundliche, chemikalienfreie Desinfektionsverfahren macht das bisher übliche chemische Desinfektionsmittel Chlordioxid überflüssig.

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Die neue Aufbereitungsanlage des Wasserwerkes Echthausen der "Wasserwerke Westfalen" FOTO: ANDREAS DUNKER
Die neue Aufbereitungsanlage des Wasserwerkes Echthausen der "Wasserwerke Westfalen" FOTO: ANDREAS DUNKER
Wasserwerk Echthausen: Betriebsleiter Robert Hagelschuer vor den riesigen neuen Rohrleitungen FOTO: ANDREAS DUNKER
Wasserwerk Echthausen: Betriebsleiter Robert Hagelschuer vor den riesigen neuen Rohrleitungen FOTO: ANDREAS DUNKER