2017: Jubiläen und andere Jahrestage in der Ortsgeschichte

4. Januar 2017

WICKEDE (RUHR). Historisch wichtige und interessante Ereignisse aus der Ortsgeschichte, die sich 2017 in besonderer Weise jähren, stellt die Redaktion von "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" in der nachstehenden kleinen Chronik vor. – In den nächsten Tagen werden wir diese noch weiter fortsetzen.

Vor 210 Jahren

Die erste evangelische Familie lässt sich 1807 in Wickede nieder.


Vor 110 Jahren

Gegenüber der katholischen St.-Antonius-Pfarrkirche in Wickede wird am 16. Juni 1907 ein neues Volksschulgebäude eingeweiht – der „Altbau“ der heutigen Engelhard-Grundschule.
„Der Bau umfasst drei Klassenzimmer, eine Dienstwohnung für einen verheirateten Lehrer, eine Dienstwohnung für eine (unverheiratete) Lehrerin und ein Stallgebäude“, heißt es in der „Chronik des 20. Jahrhunderts, 100 Jahre · Wickede (Ruhr) ·1900 – 2000“.


Vor 100 Jahren

In Folge von Missernten und einer Seeblockade durch die britische Royal Navy im Rahmen des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) werden im Deutschen Reich die Lebensmittel knapp. Im Februar 1917 erreicht die Hungersnot ihren Höhepunkt. Da sich viele Deutsche damals hauptsächlich von „Steckrüben“ ernähren, spricht man auch vom sogenannten „Steckrüben-Winter“. Auch Kohlen als wichtiges Brennmaterial für Koch- und Heinzöfen sind damals sehr knapp.

Hermann Koch gründet am 21. Juli 1917 in Wickede das nach ihm benannte Kettenwerk. Mit acht Beschäftigten produziert er handgeschmiedete Rundstahlketten – anfänglich an der Hauptstraße 14. Bereits 1922 beginnt das Unternehmen mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte an der Eisenbahnstraße, dem heutigen Sitz der Firma. Außerdem nimmt man die Fertigung elektrisch geschweißter Ketten auf. 1929 zieht man komplett in den nun erweiterten Betrieb an der Eisenbahnstraße um.
Nach dem Tode von Firmengründer Hermann Koch am 7. Juli 1955 wird die Firma in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt, die Hermann Koch KG. Franz-Josef Koch wird geschäftsführender Gesellschafter.
Nachdem dieser am 16. Juli 1992 verstirbt, übernimmt Alexander Koch die Leitung. Heute firmiert das moderne Traditionsunternehmen unter „HEKO Ketten GmbH“ und beschäfigt am Standort Wickede zirka 75 und in der gesamten HEKO-Gruppe rund 150 Mitarbeiter. Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Wickede ist einer der führenden Hersteller von Ketten und anderen Verschleißteilen für die Schüttgutfördertechnik.


Vor 90 Jahren

In Echthausen werden im Jahre 1927 Straßenbezeichnungen und Hausnummerierungen eingeführt.

Christoph Josef Anton Schlünder gründet 1927 an der oberen Hauptstraße in Wickede die Ruhrtaler Pumpernickel-Bäckerei. 1930 ersteigert er einen Teil des ehemaligen elterlichen Hofes „Am Graben“ und richtet dort seine Produktionsstätte ein.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges werden 1939 alle wehrtüchtigen Mitarbeiter zum Militärdienst eingezogen. Zudem werden zwei neuwertige Lieferwagen ersatzlos von der Wehrmacht beschlagnahmt. Mit ungelernten Kräften und Fremdarbeitern erhält Schlünder den Betrieb aufrecht. – Am 4. April 1943 wird der gesamte Mühlen- und Bäckereibetrieb dann allerdings durch Brandbomben bis auf die Grundmauern zerstört. Einige Tage muss man deshalb unter freiem Himmel weiterbacken. Vor allem die Beschaffung von Mehl und Kohlen ist in dieser Notzeit äußerst schwierig.
1947 wird eine kleine Schrotmühle eingebaut. In den 1950-er Jahren wird der Betrieb zur Großbäckerei ausgebaut. Vollkorn-Spezialitäten unter dem Markennamen „Ruhrtaler“ werden ab 1958 weltweit exportiert. 1960 beginnt man mit der maschinellen Fertigung. Mit Netzbandofen ist eine kontinuierliche Herstellung von zehntausend Brötchen und mehr als tausend Kilogramm Frischbrot pro Stunde möglich. In der Glanzzeit der Schlünder’schen Bäckerei beschäftigt diese rund 120 Mitarbeiter.
Nach dem Tode des Firmengründers wird die Bäckerei von seinen Nachfahren geschlossen, da ein Preiskampf im westdeutschen Backgewerbe die Fortführung unrentabel erscheinen lässt.

Die heutige Wickeder Kolpingfamilie wird am 8. Mai 1927 als „Katholischer Gesellenverein“ gegründet.

In Echthausen wird am 15. November 1927 von 17 Sangesfreunden der Männerchor (MC) „Cäcilia“ gegründet. Erster Chorleiter ist Alfons Brumberg aus Wickede, der dieses Amt über 50 Jahre ausübt. – Der Verein existierte bis 2011 und wird dann offiziell aufgelöst. Einige der alten Sänger treffen sich heute immer noch regelmäßig zum gemütlichen Beisammensein im Pfarrheim in Echthausen.


Vor 80 Jahren

Auf dem so genannten Ostplatz (in der Gabelung Oststraße und „Im Winkel“) wird in Wickede 1937 ein neues Feuerwehrgerätehaus mit Steiger- und Schlauchturm erbaut.

In der Ringstraße in Wickede gründet Walter Hillebrand senior 1937 eine Firma, die das Fundament für die heutige Walter Hillebrand GmbH & Co. KG bildet. 1974 tritt Ernst Walter Hillebrand mit in das Unternehmen ein und 1977 wird der Betrieb von der Ringstraße ins Industriegebiet Westerhaar verlagert. Dort entwickelt sich die Firma Walter Hillebrand Galvanotechnik kontinuierlich, baut eine Produktionsstraße nach der anderen und entwickelt eigene innovative Verfahren, die teilweise patentrechtlich geschützt und weltweit einzigartig sind.
Von zirka 40 Mitarbeitern im Jahre 1980 wächst die Beschäftigtenzahl bis heute auf rund  570 Mitarbeiter an, die an mehreren Standorten – in der Westerhaar in Wickede sowie in Fröndenberg, Langenfeld und Plettenberg – beschäftigt sind.

Der Wickeder „Sportverein 08“ und der „Turnverein Germania 1890“ werden 1937 zwangsweise zur „Turn- und Sportgemeinschaft Wickede-Ruhr 1890/08“ zusammengeschlossen, nachdem die Nationalsozialisten bereits zuvor die katholische „Deutsche Jugendkraft“ (Schwarz-Weiß, seit 1924) verboten haben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die „Turn- und Sportgemeinschaft (TuS) Wickede-Ruhr“ im Oktober 1945 neu gegründet.

Das Wasserwerk der Stadtwerke Hamm am südlichen Ruhrufer in Wimbern, welches seit 1887 in Betrieb war, wird 1937 stillgelegt. Stattdessen übernehmen die Hammer das flussabwärts gelegene Wasserwerk in Warmen.
Heute ist in dem ehemaligen Wasserwerk, Am Graben 2, die Firma „Voß & Eiffert GmbH“ mit ihrer Drahtverarbeitung beheimatet.

Sangesfreudige Werksangehörige der Firma „Wuragrohr“ beschließen im Jahre 1937, einen Männerchor zu gründen. Anfang 1938 treffen sich 17 Sänger im Gasthof Josef Arndt zur ersten Chorprobe. – Ende 2015 verstummt der inzwischen unter der Bezeichnung „MHP-Chor“ geführte Männergesangverein und wird aufgelöst.

Die Gemeinde Wimbern – damals noch selbstständig – bekommt am 15. April 1937 ein eigenes Wappen verliehen. – In der Erklärung dazu heißt es: „Der in Silber und Rot geteilte Wappenschild zeigt auf dem oberen silbernen Felde ein aus der Teilungslinie hervorwachsendes rotes Mühlrad mit neun schwarzen Schaufeln, während auf dem unteren roten Feld ein silbernes gestürztes (auf den Kopf gestelltes) Fasseisen liegt.“
Das Mühlrad weist auf eine entsprechende Wirtschaftstradition vor Ort hin, das untere Feld ist dem Wappen des alten Amtes Menden entlehnt. Die Farben Rot und Silber stehen für Westfalen.

Neben der Gaststätte Lindenhof an der Hauptstraße in Wickede wird 1937 ein Kino eröffnet, welches zuerst unter „Corso-Lichtspiele“ und später unter „Schauburg“ firmiert. Bis 1968 gibt es dort Filmvorführungen. – Heute ist in dem Gebäude ein Lagerverkauf für Lebensmittel des Lebensmittel-Discounters „Heipex“ aus Recklinghausen.

Fortsetzung folgt …

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"


QUELLEN: „Chronik des 20. Jahrhunderts, 100 Jahre · Wickede (Ruhr) ·1900 – 2000“ und eigene Recherchen

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Die von Hermann Koch 1917 in Wickede gegründete Kettenschmiede hat sich inzwischen zur Firma "HEKO Ketten GmbH" mit rund 150 Mitarbeitern an mehreren Standorten entwickelt. Anfangs wurden die schweren Kettenglieder noch mit Muskelkraft von Hand geschmiedet. Die Männer mit den schweren Schmiedehämmern am Amboss benötigten dazu noch ordentlich Muckis. – Heute gibt es Glühöfen, Biegemaschienen und Schweißroboter in dem hochmodernen Traditionsbetrieb. FOTO: FIRMENARCHIV HEKO
Die von Hermann Koch 1917 in Wickede gegründete Kettenschmiede hat sich inzwischen zur Firma "HEKO Ketten GmbH" mit rund 150 Mitarbeitern an mehreren Standorten entwickelt. Anfangs wurden die schweren Kettenglieder noch mit Muskelkraft von Hand geschmiedet. Die Männer mit den schweren Schmiedehämmern am Amboss benötigten dazu noch ordentlich Muckis. – Heute gibt es Glühöfen, Biegemaschienen und Schweißroboter in dem hochmodernen Traditionsbetrieb. FOTO: FIRMENARCHIV HEKO