Wohnungseinbrüche: „In letzter Zeit war Wickede am meisten betroffen!“

14. Januar 2017

WICKEDE (RUHR) / KREIS SOEST. In der 1. Kalenderwoche 2017 kam es im Soester Kreisgebiet zu zehn vollendeten und sechs versuchten Wohnungseinbrüchen. Also insgesamt 16 angezeigten Delikten in diesem Kriminalitätsektor. Mit sechs Einbrüchen war Wickede dabei die mit Abstand am stärksten betroffene Kommune in der Hellweg-Region. Auch die Woche zuvor waren Einbrecher dreimal in der Ruhrgemeinde am Werk. Und am Donnerstag dieser Woche (12. Januar 2017) drangen Ganoven gleich in drei Wohnungen in Echthausen ein.

„In letzter Zeit war Wickede am meisten betroffen!“ bestätigte am Mittwoch (11. Januar 2017) auch Polizei-Sprecher Frank Meiske im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Gute Verkehrsanbindung bietet auch gute Fluchtwege für Ganoven

Dass der Schwerpunkt der Wohnungseinbrüche generell im westlichen Kreisgebiet liegt, erklären Experten mit den guten Verkehrsanbindungen in diesem Bereich. Einbrecher seien dadurch schnell am Tatort und auch schnell wieder weg. Außerdem würde ein entsprechendes Fernstraßennetz den Ganoven notfalls gute Fluchtmöglichkeiten bieten. – Die Lage der Gemeinde Wickede (Ruhr) am Autobahnkreuz Werl macht die Ruhrgemeinde also nicht nur als Wirtschaftsstandort und Wohngebiet attraktiv – sondern ebenso für Kriminelle.

Einbrüche in den letzten drei Jahren eklatant angestiegen

Das Gros der Einbrüche gehe auf das Konto reisender Diebesbanden aus dem osteuropäischen Raum, erklärte Pressesprecher Frank Scheulen vom Landeskriminalamt (LKA) für Nordrhein-Westfalen am Mittwoch (11. Januar 2017) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Durch die EU-Osterweiterung und den grenzenlosen Reiseverkehr seien die Einbrüche in den letzten drei Jahren eklatant angestiegen. – Hinzu kämen die schon immer vor Ort aktiven lokalen Verbrecher sowie die Beschaffungskriminalität durch Junkies.

Im Vergleich zum Vorjahr 2015 habe sich Zahl der Einbruchsversuche in Nordrhein-Westfalen 2016 sogar nochmals erhöht, bilanzierte Scheulen. Allerdings sei gleichzeitig die Zahl der vollendeten Wohnungseinbrüche gesunken, da immer mehr Bürger ihre Wohnungen mit mechanischen Sicherungsvorrichtungen schützen würden, um ihr Eigentum und sich selbst vor entsprechenden Zugriffen von Kriminellen zu behüten. – Scheulen: „Fast jeder zweite Einbruch scheitert inzwischen!“

Polizei empfiehlt Beratungsgespräche zu Präventionsmaßnahmen

LKA-Sprecher Frank Scheulen empfiehlt Wohnungseigentümern deshalb auch weiterhin die von der Polizei empfohlenen Präventionsmaßnahmen zu beherzigen und umzusetzen. Hierzu gäbe es auch kostenlose Beratungsgespräche der Polizei-Behörden vor Ort. Denn desto mehr Zeit und Kraft ein Einbruchsversuch die Täter koste und desto mehr Lärm das Eindringen verursache, desto wahrscheinlicher sei es, dass die Kriminellen von dem Objekt abließen.

Wichtig sei auch die Meldung verdächtiger Wahrnehmungen in der Nachbarschaft durch aufmerksame Bürger an den Polizei-Notruf 110. Auch so könnten Straftaten verhindert und Täter gefasst werden, erklärte Scheulen im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

2016: Knapp 700 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche im Kreis Soest

Im Kreis Soest gab es im vergangenen Jahr 2016 übrigens knapp 700 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche, die der Polizei angezeigt wurden. Bereits 2015 war es zu einer Explosion dieser Straftaten im Kreis Soest gekommen (wir berichteten). – Ein genauer quantitativer Vergleich der beiden Jahre ist voraussichtlich erst im März 2017 möglich, wenn die überarbeitete und vom NRW-Innenministerium freigegebene „Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)“ veröffentlicht wird.

Täter dringen trotz Anwesenheit von Bewohnern in Häuser ein

Laut Untersuchungen der deutschen Versicherungswirtschaft ist das Risiko, Einbruchopfer zu werden, in Einfamilienhäusern und Erdgeschosswohnungen von Mehrfamilienhäusern besonders hoch. Die Täter nutzten dabei häufig die Abwesenheit der Bewohner, um in Ruhe ihrem kriminellen Handwerk nachzugehen. Deshalb die Empfehlung der Polizei: „Lassen Sie ihre Wohnung am Abend nicht unbeleuchtet. Es sollte von außen immer so aussehen, als ob jemand zuhause ist!“

In jedem fünften Fall eines Wohnungseinbruchs (20 %) waren die Bewohner allerdings sogar anwesend. Zur direkten Gewaltanwendung kam es dabei allerdings selten.

Wenn Täter in die Wohnung gelangen, verwüsten sie aber häufig auch die Einrichtung.

Was für die Opfer bleibt, ist nicht nur der finanzielle Schaden und die Arbeit bei der Beseitigung der Einbruchsspuren. Vielmehr sind es Unsicherheitsgefühle sowie Gefühle der Erniedrigung und Machtlosigkeit, die als traumatische Erinnerung immer wieder wach werden.

Ein Wickeder Bürger berichtete beispielsweise kürzlich nach zwei Einbruchsversuchen in seinem Haus, dass er seitdem immer ein ungutes Gefühl habe, wenn er unter der Dusche stehe und Geräusche in Haus oder Garten höre.

Aktueller Fall zeigt vorbildliches Verhalten eines Zeugen

Ein Fall, der sich am Dienstagabend (10. Januar 2017) in der Kreisstadt Soest ereignete, ist besonders interessant: Kurz nach 18.00 Uhr meldete ein aufmerksamer Zeuge der Polizei den Einbruch in ein Einfamilienhaus. Durch typische Einbruchgeräusche war er auf die Tat aufmerksam geworden. Danach beobachtete er, wie zwei Männer ein Fenster im Obergeschoß eines Hauses aufhebelten, nachdem sie über einen Vorbau an das Fenster gelangt waren. Ein Täter schob die Rolllade hoch, der andere brach das Fenster auf. Dann stiegen sie in das Gebäude ein und durchsuchten im Lichtschein von Taschenlampen etliche Schubladen und Schränke nach Geld und Wertsachen.

Aus Polizei-Sicht verhielt sich der Zeuge vorbildlich: Denn er informierte per Mobiltelefon leise die Polizei und beschrieb den Beamten in der Leitstelle, was sich gerade am Tatort ereignete. Beamte der Polizei-Wache Soest, des Einsatztrupps und der Ermittlungskommission „Wohnungseinbruchdiebstahl“ umstellten daraufhin das betroffene Gebäude.

Als ein Täter mit Diebesgut in den Händen das Haus durch die Eingangstür verließ, schlugen die Beamten zu: Während die Polizisten den ersten Täter direkt festnahmen, flüchtete der zweite Mann vom Obergeschoß über ein Dach in den Garten. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd ergriff Polizei-Diensthund „Joker“ den Ganoven allerdings und stoppte ihn schmerzhaft.

Geschädigte bekam von Einbruch und Polizeieinsatz nichts mit

Frank Meiske von der Kreispolizeibehörde Soest: „Die Geschädigte hatte von dem ganzen Einsatz übrigens nichts mitbekommen, da sie im Erdgeschoß ihres Hauses mit Kopfhörer ferngesehen hatte. Sie wurde erst von dem Geschehen informiert, als die Einbrecher bereits festgenommen worden waren.“

Bei den auf frischer Tat festgenommenen Einbrechern handelt es sich um zwei Albaner im Alter von 27 und 31 Jahren. Bei der Durchsuchung der Straftäter und des von ihnen genutzten Pkw wurde Schmuck gefunden, der aus einem Einbruch in Möhnesee-Delecke vom Nachmittag stammte.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Arnsberg ordnete das Amtsgericht Soest inzwischen Untersuchungshaft gegen die beiden Albaner an.

Die Straftäter machten bei ihren Vernehmungen keine Angaben zur Sache und ließen sich anwaltlich vertreten.

Ermittlungen gegen Täter laufen auf Hochtouren

Da der dringende Verdacht besteht, dass die beiden Einbrecher in der zurückliegenden Zeit weitere Wohnungseinbrüche im Kreis Soest und auch darüber hinaus begangen haben könnten, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren.

Generell ist das „Berufsrisiko“ gefasst und verurteilt zu werden für Wohnungseinbrecher übrigens sehr gering. – Auch wenn die polizeiliche Aufklärungsquote gestiegen ist und im Kreis Soest über dem NRW-Landesdurchschnitt liegt. Nur die wenigsten Einbrecher und Diebe landen im Gefängnis.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


Präventionstipps zur Aktion „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ finden sich unter www.polizei-beratung.de

ANZEIGE
ANZEIGE
"Riegel vor! Sicher ist sicherer.": Beratungsstand der Kreispolizeibehörde Soest vor einiger Zeit auf dem Wochenmarkt in Wickede ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
"Riegel vor! Sicher ist sicherer.": Beratungsstand der Kreispolizeibehörde Soest vor einiger Zeit auf dem Wochenmarkt in Wickede ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER