Manchen Bürgern stinkt's, den Bauern hilft's: Gülle und Mist für die Düngung der Felder

1. Februar 2017

WICKEDE (RUHR) / KREIS SOEST. Auf den Äckern beginnen in diesen Tagen wieder die ersten Arbeiten. Den Anfang dabei macht die Ausbringung von Gülle und Gärsubstrat aus Biogasanlagen sowie Dünger, Denn nach einer vorgeschriebenen Winterpause dürfen die Bauern ab dem 1. Februar wieder damit beginnen. Wer im Herbst schon früher mit der Feldbestellung aufgehört und einen Antrag gestellt hatte, darf sogar am 15. Januar starten. Voraussetzung ist allerdings die richtige Witterung.

So müsse der Boden einerseits nicht mehr gefroren und für den Dünger aufnahmefähig sein, erklärte Ortslandwirt Theo Arndt am heutigen Mittwoch (1. Februar 2017) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, andererseits dürfe der Acker aber auch nicht zu matschig zum Befahren mit den schweren Traktoren und Maschinen sein, um eine Bodenverdichtung zu vermeiden. Früher sei dies kein Problem gewesen, da man die Ausbringung damals noch auf gefrorenem Erdreich hätte machen dürfen. Um eine Ausschwemmung durch Oberflächenwasser und einen entsprechenden Abfluss in die Kanalisation zu vermeiden, sei dies aber inzwischen nicht mehr erlaubt. Viele Ackerbauern würden – sofern ihre Lagerkapazitäten für Gülle und Mist dies erlaubten – zudem auch noch mit der Ausbringung auf den Feldern warten, um eine zeitliche Nähe zur Vegetationsperiode der Feldfrüchte zu schaffen und den Pflanzen so mehr Nährstoffe zukommen zu lassen.

Kritisiert wurde von Arndt, dass die offene Lagerung von Misthaufen am Feldrand inzwischen stark eingeschränkt worden sei. Bereits auf einer Mitgliederversammlung des örtlichen Bauernverbandes in der Gastwirtschaft Korte vor einiger Zeit war diese neue Vorschrift stark kritisiert worden (wir berichteten).

Gülle, Mist und Gärsubstrat wertvolle organische Dünger

Dem einen „stinkt es“– dem anderen sind Gülle, Mist und Gärsubstrat wertvolle organische Dünger, ohne die auf den Feldern wenig gedeihen würde. „Darin sind alle Nährstoffe enthalten, die die Pflanzen zum Wachstum brauchen“, erklärt Josef Lehmenkühler als Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest und führt weiter aus: „Mit dem Ausbringen dieser natürlichen Düngemittel schließen wir Nährstoffkreisläufe.“ Durch die Gülle, die einen wichtigen Mehrnährstoffdünger darstelle, könne man eine nahezu vollständige Ernährung der Pflanzen sicherstellen und den Humusgehalt des Bodens anreichern. Damit werde dem Boden zurückgegeben, was ihm durch die Ernte der Pflanzen entzogen werde. „Diese Kreislaufwirtschaft hat sich seit Jahrhunderten bewährt“, unterstreicht der Landwirt.

Mit Beginn der Vegetation wird wieder mit Gülle gedüngt

„Bringen wir Bauern Gülle aus, haben wir sowohl die gesetzlichen Regelungen im Blick als auch den Nährstoffbedarf der Pflanzen und die Witterungsverhältnisse“, so Lehmenkühler. Im Winter beispielsweise dürfe keine Gülle ausgebracht werden, denn in dieser Zeit wüchsen die Pflanzen nicht und nähmen somit kaum Nährstoffe auf. Mit dem Beginn der Vegetation werde wieder mit Gülle gedüngt, aber nur dann, wenn einerseits die Böden auch befahrbar seien und andererseits die Pflanzen Nährstoffe benötigten. „Nicht nur beim Zeitraum, auch bei der Menge, der Art und Weise und  der Dokumentation sind wir an Gesetze gebunden. Alle Vorschriften und Maßnahmen dienen in erster Linie dem Schutz des Wassers“, sagt er. Denn ein guter Umgang mit Boden, Wasser und Natur sei besonders wichtig.

Ausbringung ist nicht geruchlos

Da es sich bei der Gülle um Kot und Urin der Tiere handele, gehe die Ausbringung natürlich nicht geruchlos vonstatten. Die Bauern gäben sich aber mit verschiedenen Methoden Mühe, die Gerüche einzudämmen. „So wird beispielsweise auf dem Ackerland die Gülle bei noch unbestellten Flächen direkt nach dem Ausbringen in den Boden eingearbeitet. Steht schon Wintergetreide oder Raps auf dem Acker, vermindern sogenannte Schleppschläuche die Geruchsbelästigung, denn die Gülle wird hiermit direkt auf dem Boden ausgebracht“, sagt Josef Lehmenkühler.

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Gülle-Ausbringung auf einem Feld in Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Gülle-Ausbringung auf einem Feld in Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Ausbringung der Gülle mit Schläuchen ARCHIVFOTO: PETRA DREES-HAGEN
Ausbringung der Gülle mit Schläuchen ARCHIVFOTO: PETRA DREES-HAGEN
Misthaufen am Feldrand in Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Misthaufen am Feldrand in Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER