ZUE und Gemeinde: Änderungen in der Flüchtlingssituation

3. Februar 2017

WICKEDE (RUHR). Sehr entspannt sei er zu diesem „Runden Tisch“ gekommen, gab Erster Polizeihauptkommissar Hans Schäfers als Vertreter der Polizei-Wache Werl jetzt zu Protokoll. Anlass war ein „Runder Tisch“ mit einem Gesprächskreis zu Problemen rund um die landeseigene „Zentrale Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) für Flüchtlinge in Wimbern. Wickedes Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) hatte dazu ins Senioren-Zentrum „Häuser St. Raphael“ direkt neben der ZUE eingeladen.

Ebenso wie Polizeioberkommissar Stefan Hansner als zuständiger Bezirksbeamter für Wickede (Ruhr) stufte der Werler Wachleiter Schäfers die Lage in und um die Flüchtlingsmassenunterkunft in Wimbern als friedlich und gut ein.

Zumeist Frauen mit Kindern als neue Bewohner der Flüchtlingsunterkunft

Dafür seien im Wesentlichen zwei Entwicklungen ursächlich, meinten die Gesprächsteilnehmer: Zum einen habe sich nach den „angespannten“ Monaten in den Jahren 2014 und 2015 die Einrichtung personell immer besser aufgestellt und zum anderen habe sich die Belegung von der Art der Menschen deutlich verändert. Seien anfangs viele junge alleinreisende Männer in Wimbern untergebracht gewesen, so hätten im vergangenen Jahr 2016 vor allem Familien den Gebäudekomplex des ehemaligen Marien-Krankenhauses bewohnt. Nunmehr habe sich ein weiterer Wandel in der Belegung vollzogen. Denn seit dem Jahreswechsel 2016/2017 sei die ZUE in Wimbern ja Schwerpunkteinrichtung für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge. Dies habe dazu geführt, dass die Mehrheit der rund 200 Bewohner inzwischen Frauen seien, die entweder alleine oder mit minderjährigen Kindern in Deutschland eine Zuflucht gefunden hätten. Dazu zählten auch etliche Schwangere. Hinzu kämen Flüchtlinge mit Behinderungen sowie eine kleine Zahl von Personen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung schon in ihrer Heimat verfolgt worden seien und zum Teil auch in Flüchtlingsunterkünften in Deutschland noch von intoleranten anderen Asylsuchenden drangsaliert würden.

Bedarf an Kinderkleidung und Umstandsmode sowie Kinderwagen

Auf die Bedürfnisse, die sich mit dieser neuen Art von Bewohnern verbinden, habe man sich inzwischen gut eingestellt, so die Auskunft. Dazu gehörten besondere Betreuungsräume sowie ein verändertes Essensangebot. Zudem müsse man teilweise Kinder besonders betreuen, deren Mütter schwanger seien und entbinden würden.

Es sei naheliegend, so die Mitarbeiter des Malteser-Betreuungsteams, dass sich der Aufenthalt der Flüchtlinge inzwischen auf die Einrichtung und das umliegende Gelände konzentriere – insbesondere wegen der vielen Kinder.

Bei Sammlungen von Sachspenden sei der Bedarf an Kinderkleidung und Umstandsmode sowie Kinderwagen deutlich gestiegen, hieß es.

Vielfältiges Engagement der Ehrenamtlichen aus Wickede gelobt

Gelobt wurde bei dem „Runden Tisch“ die vielfältige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ehrenamtlich engagierten Bürgern aus der Gemeinde Wickede (Ruhr). Zum neuen ZUE-Schwerpunkt passten unter anderem die Angebote der katholischen Caritas und der evangelischen Diakonie, die in den Gruppen „Frauen für Frauen“ organisiert würden.

Mehr verfolgte Christen in der ZUE in Wimbern

Zu den Herkunftsländern der Flüchtlinge zählten zur Zeit insbesondere afrikanische Staaten sowie weiterhin die Krisenregionen des Nahen Ostens: Syrien und Irak.

Gestiegen sei auch die Zahl verfolgter Christen unter den in Wimbern aufgenommenen Flüchtlingen. – Dem vermehrten Wunsch nach christlicher Seelsorge und Gottesdiensten werde deshalb mit ersten entsprechenden Angeboten entsprochen.

In diesem Zusammenhang wurde von Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) begrüßt, dass der Baubetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen nun endlich die ehemalige Krankenhauskapelle wieder zugänglich machen will.

Erst zwei neue Flüchtlinge kommunal zugewiesen

Neben der ZUE in Wimbern befasste sich der „Runde Tisch“ auch mit den Flüchtlingen, die kommunal in Wickede (Ruhr) einquartiert sind.

Aufgrund neuer Landes- und Bundesgesetze steige die Zahl der zugewiesenen Asylanten in der Gemeinde wieder wieder. Dabei handele es sich um Menschen, die auf Dauer in Deutschland bleiben dürften oder längerfristig in der Bundesrepublik geduldet würden. Dies gelte beispielsweise für Flüchtlinge, in deren Heimatländern voraussichtlich noch auf unabsehbare Zeit erbitterte Bürgerkriege toben würden.

Für beide Gruppen wolle die Gemeinde ein „gutes Ankommen“ und eine rasche Integration erzielen.

Bislang seien allerdings nur zwei Flüchtlinge als neue Bewohner in Wickede (Ruhr) angekommen, erklärte Ingo Regenhardt als verantwortlicher Leiter für den Bereich „Soziales“ im Rathaus. Ursprünglich sei bis Ende Januar 2017 eigentlich mit etwa einem halben Dutzend Neuankömmlingen gerechnet worden.

Schnelle Deutsch-Kurse und eigene Wohnungen für Flüchtlinge in kommunaler Obhut

Dabei ginge es darum, dass die Leute  durch einen schnellen Deutsch-Kursus und eine eigene Wohnung möglichst rasch in der Gemeinde Fuß fassen sollten, erklärte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU). Dabei hoffe er auf die Hilfe der erfahrenen Ehrenamtlichen, die zum „Runden Tisch“ bezüglich der ZUE gehörten. Zudem sei natürlich auch das freiwillige Engagement weiterer Bürger erwünscht.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"


STICHWORT: „Runder Tisch“

Der „Runde Tisch“ in Bezug auf die landeseigene "Zentrale Unterbringungseinrichtung" (ZUE) für Flüchtlinge in Wimbern ist im Jahr 2014 von dem damaligen Bürgermeister Hermann Arndt (CDU) für die Gemeinde Wickede (Ruhr) eingerichtet worden. Ihm gehören seitens der Kommune der Bürgermeister, die Fraktionsvorsitzenden der im politischen Rat vertretenden Parteien, der Wimberner Ortsvorsteher und der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr an. Hinzu kommen Sprecher der angrenzenden Einrichtungen „Häuser St. Raphael“ und Kindertagesstätte „MiniMax“ sowie aus der privaten Nachbarschaft. Vertreten sind zudem die evangelische Diakonie, die katholischen Caritas-Konferenzen aus Echthausen und Wickede sowie die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Freundeskreises „Menschen helfen Menschen“. Seitens der ZUE sitzen ein Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg und mehrere Mitarbeiter aus der Flüchtlingsbetreuung der Malteser in dem Gremium.

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Kommunal zugewiesene Flüchtlinge in einem Deutsch-Kursus im evangelischen Martin-Luther-Haus. Ein Gemeinschaftsangebot der katholischen Caritas und der evangelischen Diakonie in Kooperation mit der Gemeinde Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Kommunal zugewiesene Flüchtlinge in einem Deutsch-Kursus im evangelischen Martin-Luther-Haus. Ein Gemeinschaftsangebot der katholischen Caritas und der evangelischen Diakonie in Kooperation mit der Gemeinde Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER