Nach Erdrutschen: Dortmunder Bauherr Bednara will geplanten Neubau nicht mehr verwirklichen

23. März 2017

WICKEDE. Gute und schlechte Nachrichten zum Bauprojekt rund um die ehemalige Fahrradteile-Fabrik Selinghaus an der Straße „Im Winkel“ in Wickede: Weitere aktuelle Erdrutsche an den oberhalb liegenden Grundstücken bildeten angeblich derzeit keine akute Gefährdung für die dort befindlichen Gebäude, so die Soester Kreisverwaltung. – Anders als ursprünglich angekündigt will Bauherr Roland Bednara aus Dortmund aber vorerst auch nur noch einen Teil seines dreiteilig geplanten Bauprojektes verwirklichen. Und den zur Hangsicherung provisorisch aufgeschütteten Schotterberg will der Dortmunder offenbar erst mal auf dem östlichen Teil seines Baugrundstückes belassen.

nlieger der Viebahnstraße hatten nach Regenfällen in den letzten Tagen ein weiteres Absacken ihrer Grundstückskanten zum ins Rutschen geratenen Steilhang beobachtet.

Doch Wilhelm Müschenborn als Sprecher des Kreises Soest beruhigte: „Nach Einschätzung des von uns mit der Begutachtung beauftragten Geologischen Dienstes sind die Häuser der Anlieger oberhalb des Hanges nicht Einsturz gefährdet.“

Und Michael Joswig als Leiter des zuständigen Bauaufsichtsamtes ergänzte am gestrigen Mittwoch (22. März 2017) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“: „Es war davon auszugehen, dass das Erdreich noch etwas nachrutschen würde. Dies hat uns nicht weiter überrascht.“

Laut Bauaufsicht keine Gefahr mehr in Verzug

Nachdem vorerst keine Gefahr in Verzug mehr sei, sehe sich der Kreis Soest als Bauaufsichtsbehörde nur noch bedingt in der Pflicht, hieß es.

Nunmehr sei es die Aufgabe des Bauherrn weiter tätig zu werden.

Leider habe dieser aber nach mehr als drei Monaten nach den ersten Erdrutschen immer noch keinen neuen Bauantrag gestellt, der schriftlich dokumentiere, wie er den instabilen Steilhang an seiner Baustelle dauerhaft sichern wolle. Bislang habe es nur mündliche Ankündigungen gegeben.

Noch keine zivilrechtliche Klage bekannt

Verwundert zeigte sich der Leiter der Soester Bauaufsichtsbehörde übrigens darüber, dass die von den Erdrutschen betroffenen Anlieger bislang scheinbar noch keine zivilrechtliche Klage vor Gericht gegen den verantwortlichen Bauherrn eingereicht haben. Denn dies sei rechtlich der richtige Weg.

Der Kreis Soest als Bauaufsichtsbehörde sei nur für die Abwehr akuter Gefahren zuständig, die Mitte November 2016 von dem ins Rutschen geratenen Hang ausgegangen seien. Für weitere Maßnahmen sei der Dortmunder Bauherr verantwortlich. Wenn dieser seinen gesetzlichen Pflichten nicht nachkomme, müssten betroffene Nachbarn dies notfalls einklagen.

Nachbarn hoffen auf außergerichtliche Lösung

Offenbar hoffen die Wickeder Anlieger aber noch immer auf eine außergerichtliche Einigung mit Roland Bednara. Denn sowohl Inge Gabrecht von der Viebahnstraße als auch Norbert Klabautschke von der Straße „Im Winkel“ haben inzwischen zwar Rechtsanwälte als juristischen Beistand eingeschaltet, bis jetzt aber auf eine – eventuell auch sehr langwirige und kostspielige – Klage vor einem Zivilgericht verzichtet.

Mangelnde Kooperation und unnötige Zeitverzögerung

Währenddessen wirft Bauherr Roland Bednara – deren Tochter die eigentliche Grundstückseigentümerin sein soll – der Soester Baubehörde mangelnde Kooperation und unnötige Zeitverzögerungen vor.

„Ich bin Fachmann!“ behauptet Roland Bednara von sich. Er meint, dass man den vorhandenen Spalt nur verfüllen und den Boden wieder verdichten sowie eine L-Mauer zur Abstützung des Hangs errichten müsse, um die Probleme schnell zu lösen.

Von seinem Architekt lasse er momentan prüfen, ob dafür überhaupt ein neuer Bauantrag erforderlich sei.

„Wir sehen da keine Bewegungen mehr!“

Der Dortmunder Unternehmer ist sich jedenfalls sicher: „Derzeit ist da alles wunderbar abgesichert.“ Und: „Da passiert gar nichts!“

Ganz anders als die Wahrnehmung von Anliegern und Behörde ist auch seine Sicht auf den weiter rutschenden Hang: „Wir sehen da keine Bewegungen mehr“, erklärte Bednara am gestrigen Mittwoch im Telefonat mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ wörtlich.

„Ersatzvornahme“ mit Steuergeldern finanziert

Die Bauaufsicht traut dem Bauherrn und seiner Baufirma wohl weniger Kompetenzen in der Angelegenheit zu. – Deshalb habe man Mitte November 2016  ja auch die „Ersatzvornahme“ durch die Aufschüttung des Schotterberges durch eine Fremdfirma vornehmen lassen, hieß es. Mit Steuergeldern sei der Kreis Soest dabei auch in finanzielle Vorleistung getreten.

Da diese Kosten von dem Bauherrn – laut Kreisverwaltung – bislang noch nicht in Gänze bezahlt wurden, verweigert die Behörde derzeit offenbar die Herausgabe eines wichtigen Bodengutachtens, welches Roland Bednara unbedingt für weitere Planungen nutzen will.

Das Amt sieht ein Zurückhaltungsrecht auf Grund der offenen Forderungen. Bednara hingegen versteht nicht, dass man ihm das Gutachten nicht zur Verfügung stellt, da man ihm dieses ja bereits in Rechnung gestellt habe. – Eine Einigung ist bislang nicht in Sicht.

Noch mehr investieren möchte man seitens der öffentlichen Hand jedenfalls momentan nicht, so das es vor Ort in Wickede bei dem Problem nicht wirklich weiter geht.

Derweil hängen somit nicht nur die Mauern der angrenzenden Nachbargrundstücke in der Luft – sondern auch die betroffenen Anlieger selbst. Denn sie dürfen ihre Grundstücksflächen hinter den Gebäuden seit mehr als drei Monaten zur eigenen Sicherheit auf Grund einer behördlichen Anweisung nicht mehr betreten und nutzen.

Teil des Schottermaterials einfach umgeschichtet

Und eigentlich dürften auch Bednara und seine Bauleute das mit Schotter aufgeschüttete Grundstück unterhalb des instabilen Hanges nicht mehr betreten und nutzen.

Nachbar Norbert Klabautschke hat aber ganz anderes beobachtet, wie er „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ berichtete. Die Bauleute hätten sogar schon einen Teil des aufgeschütteten Schottermaterials einfach umgeschichtet, da sie dies wohl an anderer Stelle gestört habe. Zudem liefen die Arbeiter ständig über den eigentlich gesperrten Bereich. Dieser befände sich zum Teil auch auf seinem Grundstück, so Klabautschke. Denn etwa ein Drittel des abgerissenen alten Fachwerkhauses habe seiner Familie gehört und sei von Bednara – nach mündlicher Absprache – mit abgerissen worden.

Bürgermeister und Nachbar von neuen Plänen überrascht

Da die Kosten für eine neue Abstützung des instabilen Hangs nach Experten-Meinung schnell im sechsstelligen Euro-Bereich liegen könnten, hat Roland Bednara wohl umdisponiert. Er erklärte am gestrigen Mittwoch gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ wörtlich: „Das alte Gebäude wird gemacht. Der rechte Anbau nicht mehr. Der linke Anbau ist weiter in Planung.“

Den im Auftrage des Kreises Soest von einer Fremdfirma provisorisch angeschütteten und verdichteten Schotterberg will Bednara offenbar zur dauerhaften Hangsicherung belassen.

Sowohl Nachbar Norbert Klabautschke als auch Wickedes Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) zeigten sich ob dieser Nachricht, die sie durch unsere Redaktion erhielten, äußerst überrascht.

Michalzik will sich selbst ein Bild vor Ort machen und mit Anliegern sprechen

Rathaus-Chef Dr. Martin Michalzik will sich am heutigen Donnerstag übrigens selbst ein Bild der Lage vor Ort machen und mit den betroffenen Bürgern sprechen, wenngleich das kommunale Bauamt und die Gemeinde Wickede (Ruhr) gar nicht zuständig sind. – Denn als „Untere Bauaufsicht“ fungiert in diesem Fall ganz klar die Kreisverwaltung in Soest.

Rechtlich sei es Bednara übrigens durchaus gestattet nur ein oder zwei der ursprünglich drei geplanten Gebäude auf der Industriebrache „Im Winkel“ zu errichten, erklärte Michael Joswig als Chef der Baubehörde in Soest.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Bauherr Roland Bednara erklärte am gestrigen Mittwoch gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ wörtlich: „Das alte Gebäude wird gemacht. Der rechte Anbau nicht mehr. Der linke Anbau ist weiter in Planung.“
Bauherr Roland Bednara erklärte am gestrigen Mittwoch gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ wörtlich: „Das alte Gebäude wird gemacht. Der rechte Anbau nicht mehr. Der linke Anbau ist weiter in Planung.“
Blick auf das Gelände der ehemaligen Fahrradteile-Fabrik Selinghaus FOTO: ANDREAS DUNKER
Blick auf das Gelände der ehemaligen Fahrradteile-Fabrik Selinghaus FOTO: ANDREAS DUNKER
Eine zerstörte Mauer – das Grundstück oberhalb der Baustelle von Roland Bednara darf seit mehr als drei Monaten von den Besitzern aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. FOTO: CARINA WESTERWELLE
Eine zerstörte Mauer – das Grundstück oberhalb der Baustelle von Roland Bednara darf seit mehr als drei Monaten von den Besitzern aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. FOTO: CARINA WESTERWELLE