Bürgermeister zur Wohnbebauung auf Industriebrache: Sorgfalt wichtiger als Schnelligkeit

28. April 2017

WICKEDE (RUHR). Der nächste Schritt zur „Neuen Mitte“ für Wickede ist vollzogen: Mit der Unterschrift von Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) haben die Gemeinde, der Kreis Soest und der nordrhein-westfälische Altlastenverband (AAV) jetzt grünes Licht für die „Sanierungsuntersuchung“ des Mannesmanngeländes gegeben. Für zirka 150.000 Euro wird das rund 21.000 Quadratmeter große Gelände nun durch Fachleute eingehend untersucht, die dabei folgende Fragen beantworten sollen: Welche Reststoffe aus früheren Produktionsprozessen der dort tätigen Firmen liegen vielleicht tief im Erdreich und stellen eventuelle Risiken für die Umwelt dar? Wie und mit welchem Aufwand sollen solche Altlasten beseitigt werden? Welche Kosten und welcher Zeitaufwand werden sich mit den möglichen Sanierungsmaßnahmen verbinden?

"Diese Fragen sind in den kommenden Monaten durch Bodenproben und Bewertungen zu beantworten, damit der Altlastenverband, die Gemeinde und der Kreis über einen Sanierungsplan beraten und entscheiden können", meinte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) gegenüber "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE". Erst danach könne das ehemalige Industriegelände in neuen Wohnraum umgewandelt werden.

Und weiter: "Zwar hat bereits die Salzgitter AG als früherer Grundeigentümer dazu vor längerer Zeit Untersuchungen durchführen lassen, der AAV legt jedoch Wert auf eigene und aktuelle Experteneinschätzungen, ehe mit konkreten Arbeiten begonnen wird."

Die Gutachter der Salzgitter AG hätten ursprünglich "weitgehend geringe Belastungen" ermittelt, die für eine Wohnsiedlung "technisch sicher zu bewältigen" seien, so Michalzik.

Kommune übernahm die Mannesmann-Industriebrache bereits im Jahre 2015

Nach seinem Amtsantritt im Jahre 2014 hatte Bürgermeister Michalzik durch Kontakt zum Vorstandsvorsitzenden der Salzgitter AG den jahrelangen Stillstand in den Verhandlungen zwischen Gemeinde und Immobilien-Eigentümerin beendet.

Im Ergebnis kam in 2015 der Kauf des Geländes durch die Gemeinde Wickede (Ruhr) zustande. Etwas später übernahm dann die Kommune auch den Teil des Grundstückes, den einige Jahre zuvor bereits die Wickeder Unternehmerfamilie Bente erworben hatte, die eines der ehemaligen Mannesmann-Gebäude in das heutige Gesundheits-Werk umfunktioniert hatte.

"Ohne eine Sanierungsuntersuchung waren die freien Flächen aber nicht für Neubauzwecke nutzbar. Die Hilfe des nordrhein-westfälischen Altlastenverbandes für Gutachten und Aufbereitung konnte wiederum nur die Gemeinde bekommen, nicht aber der private Eigentümer", so Michalzik. – Deshalb habe die Kommune das komplette Gelände erworben.

Vorplanungen für neues Wohnbaugebiet als Voraussetzung für Sanierungskonzept

Das vergangene Jahr 2016 habe man dann benötigt, um den Vertrag mit der Salzgitter AG vorzubereiten. Denn dies habe umfangreiche Zuarbeiten durch das kommunale Bauamt in Wickede vorausgesetzt, weil für das Sanierungskonzept schon das Geländeniveau für eine mögliche Bebauung sowie der Verlauf und das Gefälle von Kanalanlagen berücksichtigt werden mussten.

"Insgesamt hatte ich mir zwar seinerzeit ein etwas schnelleres Verfahren vorgestellt, als es nun schließlich möglich war", erklärte Bürgermeister Dr. Marin Michalzik (CDU) am heutigen Freitag (28. April 2017) in einer Mitteilung an die Medien, "entscheidend und erfreulich ist jetzt, dass wir tatsächlich diesen nächsten Meilenstein mit unseren Partnern meistern. Wir bereiten für dieses Gelände eine wichtige Gemeindeentwicklung für viele Jahrzehnte vor: Da ist mir Sorgfalt wichtiger als Schnelligkeit! Das gilt auch dafür, wie wir unsere Pläne dafür weiterentwickeln, welche Bebauung hierhin passt. Sie muss dem Wohnungsmarkt der Zukunft entsprechen, Bedarfe aus Wickede aufnehmen und städtebaulich ansprechend sein."

Mit dem Sanierungskonzept rechnet er im Sommer 2018. An den Untersuchungskosten beteilige sich die Gemeinde Wickede (Ruhr) mit 20 Prozent. Mit 80 Prozent trage der nordrhein-westfälische Altlastenverband den überwiegenden Teil der Kosten. – Dieses Verhältnis gelte auch für eine spätere Bodenaufbereitung.

Sanierungskosten von mehreren Millionen Euro

Während frühere Kostenschätzungen für die Sanierung der Industriebrache von etwa zwei Millionen Euro ausgingen, will Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) jetzt erstmal die neuen Bodenuntersuchungen der Experten abwarten, die dann auch noch einmal eine zeitgemäßere und genauere Summe ergeben sollen.

Diese Gefährdungsbeurteilung und das Sanierungskonzept könnten gut ein Jahr benötigen, meint Michalzik. Etwa im zweiten Halbjahr 2018 könne sich dann der politische Rat der Gemeinde Wickede (Ruhr) mit den gewonnenen Erkenntnissen der Fachleute auseinandersetzen.

Mit dem Beginn der Bodensanierung rechne er im Jahre 2019 und eine Erschließung des Neubaugebietes könne voraussichtlich erst 2020 starten, erklärte der Wickeder Bürgermeister im Gespräch mit "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE". Denn auch der bestehende Vorentwurf für einen Bebauungsplan für das Gebiet müsse wohl noch angepasst werden. Denn man müsse dabei den künftigen Bedarf des heimischen Wohnungsmarktes ebenso berücksichtigen wie möglichst hohe Erlöse beim Verkauf der sanierten Grundstücke, um einen Teil der Kosten von Gemeinde und Altlastenverband wieder einzuspielen. Desweiteren seien natürlich auch städtebauliche Aspekte zu beachten.

Art der Vermarktung und Bebauung des Geländes ist noch völlig offen

Er selbst könne sich drei- bis viergeschossige "Stadthäuser" für das Siedlungsgebiet in der Ortsmitte vorstellen. Architektonische Beispiele dafür gäbe es in Soest und am Möhnesee, so Michalzik.

Die dadurch entstehenden Wohneinheiten sollten von der Grundfläche unterschiedlich zugeschnitten sein, so dass sich Senioren, junge Familien und Singles in der Siedlung niederlassen könnten, um eine gute Mischung der Generationen zu erzielen.

Ob diese dann als Eigentums- oder Mietwohnungen vermarktet würden, sei bislang noch völlig offen. Denn man müsse erst einmal schauen, ob das Gelände zwischen Bahn, Bernhard-Bauer-Park, Gesundheitswerk und Einkaufszentrum durch einen Großinvestor oder mehrere Bauherren gekauft und bebaut würde.

Insgesamt seien viele Varianten denkbar. Durch die Lage direkt im Zentrum mit Einkaufsmöglichkeiten und Grünanlagen seien die Wohnungen aber sicherlich für viele Leute sehr attraktiv.

Angesichts von schätzungsweise 30 bis 40 Wohneinheiten gelte es auch genügend Parkraum für Fahrzeuge auszuweisen, hatte es kürzlich aus den politischen Gremien der Gemeinde geheißen. Auch dieser Faktor müsse mit in die Planungen und Kostenkalkulationen einfließen.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"


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Die Industriebrache auf dem ehemaligen Mannesmann-Gelände grenzt an das neue Einkaufszentrum mit ALDI, EDEKA und Rossmann an. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Industriebrache auf dem ehemaligen Mannesmann-Gelände grenzt an das neue Einkaufszentrum mit ALDI, EDEKA und Rossmann an. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die sanierungsbedürftige Industriebrache in einer Aufnahme aus einem Steiger im Bernhard-Bauer-Park. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die sanierungsbedürftige Industriebrache in einer Aufnahme aus einem Steiger im Bernhard-Bauer-Park. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das Mannesmann-Gelände wie es mit der Industriebebauung in früherer Zeit aussah. QUELLE: BILDARCHIV ANDREAS DUNKER / URHEBER UNBEKANNT
Das Mannesmann-Gelände wie es mit der Industriebebauung in früherer Zeit aussah. QUELLE: BILDARCHIV ANDREAS DUNKER / URHEBER UNBEKANNT