9. Juni 2017
WICKEDE. Organist Eugen Oelmann habe sowohl den ersten als auch den letzten Gottesdienst in der katholischen St.-Johannes-Baptist-Kirche im Roncalli-Haus musikalisch mitgestaltet. Darauf verwies Pfarrer Thomas Metten bei der Profanierung (Entweihung) der Filialkirche im Hövel am gestrigen Donnerstag (8. Juni 2017). – Künftig wird der bisherige Kirchenraum wieder weltlich genutzt und dient dem Caritas-Verband Arnsberg-Sundern als Behindertenwerkstatt – wie bereits seit einigen Wochen schon die anderen Räume des Gebäudes (wir berichteten).
Bereits bei der Altarweihe durch den Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt am 25. September 1976 habe er die Orgel gespielt, erinnerte sich Eugen Oelmann im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Damals habe er allerdings auf einem noch längst nicht so prächtigen Instrument wie der heutigen Kirchenorgel gespielt, die erst viel später angeschafft wurde.
Dafür seien es damals mehr Zuhörer gewesen, merkte Kirchenvorstandsmitglied Horst-Dieter Pieper an, der sich noch gut an das Gedränge beim Gottesdienst zur Einweihung des Roncalli-Hauses erinnern kann.
Froh über Verbleib des Hauses in kirchlicher Trägerschaft
Während die Einweihung des neuen Gemeindezentrums im Hövel vor mehr als vierzig Jahren ein freudiger Anlass gewesen sei, wären viele der Gottesdienstbesucher am gestrigen Donnerstag angesichts der Aufgabe des Roncalli-Hauses durch die katholische Kirchengemeinde sicherlich eher traurig gestimmt, so Metten. Andererseits könne man aber froh sein, dass das Gebäude weiterhin in kirchlicher Trägerschaft verbleibe und eine sinnvolle Nachnutzung als Werkstatt für Behinderte gefunden hätte.
Zudem könne man optimistisch in die Zukunft blicken, da die Planungen für ein zeitgemäßeres Pfarrheim direkt zwischen St.-Antonius-Kindergarten und St.-Josef-Kindergarten bereits liefen.
Profanierung als Folge des gesellschaftlichen Wandels
Deutlich machte Metten aber auch, dass sich das kirchliche
Leben in den letzten Jahrzehnten massiv verändert habe und man diesen nicht ganz
leichten Schritt des Gebäudeverkaufs auf Grund von wesentlich weniger aktiven Kirchenmitgliedern hätte
gehen müssen. – Mit dem Verkauf des Roncalli-Hauses und dem kleineren
Neubau an der Friedhofstraße trage der Kirchenvorstand dem gesellschaftlichen
Wandel entsprechend Rechnung.
Auch bei dem heutigen Gottesdienst zur Profanierung blieben viele Plätze in der Kirche des Roncalli-Hauses leer. Lediglich rund hundert Katholiken nahmen an der „Heiligen Messe“ und dem förmlichen Akt der Profanierung teil, der am gestrigen Donnerstagabend durch die Verlesung einer von Erzbischof Hans-Josef Becker aus Paderborn unterzeichneten Urkunde offiziell vollzogen wurde.
Auch das „Ewige Licht“ ist erloschen
Zum religiösen Ritus der Profanierung gehörten zudem das Abräumen des Altars, das Ausräumen des Tabernakels mit dem „Allerheiligsten“ und das Ausblasen des „Ewigen Lichtes“ sowie weiterer Kerzen in der Kirche.
Die Reliquien aus dem Altar des Roncalli-Hauses hatte Pfarrer Metten – eigenen Aussagen zufolge – bereits vor einiger Zeit ins Bischofshaus nach Paderborn überführt.
Orgel wird weiterhin gespielt
Die alte Kirchenorgel des Roncalli-Hauses wird übrigens weiterhin in einem Gotteshaus erschallen, wenngleich der Wickeder Organist Eugen Oelmann dann nicht mehr die Klaviatur am Spieltisch betätigen wird. Denn das Instrument sei bereits an die katholischen Kirchengemeinde St. Martinus in Schwaigern bei Stuttgart verkauft, ließ Pfarrer Thomas Metten im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ wissen.
Kirchenbänke werden teilweise zu Schulbänken
Eine Nachnutzung würden ebenfalls einige der Kirchenbänke erfahren. Diese sollten zum einen Teil in die St.-Antonius-Kirche verbracht werden und dort defekte Sitzmöbel ersetzen sowie zum anderen Teil in die benachbarte Sekundarschule transportiert werden, wo sie in den Fluren als Sitzbänke für die Schüler dienen sollen.
Einige sakrale Kunstwerke verbleiben in der Ruhrgemeinde
Die große Glasplatte mit dem bunten Kreuz, die einst von Pastor Eberhard Gorniak gestiftet worden sei, werde man im neuen Pfarrheim installieren, berichtete Metten. Und für die von Dr. Kunibert Knieper gesponserte große hölzerne Marienstatue mit Jesuskind auf dem Arm suche man ebenfalls noch einen würdigen Platz in der Pfarrgemeinde. Gleiches gelte für das Bild des Papstes Roncalli, welches noch immer im Foyer hängt.
Kelch und Hostienschalen, Messgewänder und so weiter würden künftig in der St.-Antonius-Kirche genutzt, so Metten weiter.
Sakrales Altar-Ensemble wandert in Depot des Bistums
Nicht in der Ruhrgemeinde verbleiben würden hingegen Altar, Ambo, Kerzenständer, Tabernakel und Vortragekreuz, die als künstlerisches Ensemble von den Gebrüdern Winkelmann am Möhnesee gestaltet worden seien. Diese sakralen Kunstgegenstände würden vorerst in einer leeren Kirche des Erzbistums Paderborn deponiert.
Erste Profanierung im Leben von Pfarrer Metten
Für Pfarrer Thomas Metten war es übrigens die erste Profanierung eines Gotteshauses, wie er „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mitteilte. Und da dies „nicht unbedingt zu den schönsten und erbaulichsten Aufgaben eines Priesters“ gehöre, hoffe er auch, dass es die letzte Profanierung in seinem Leben sei.
Denn es falle natürlich schwer einen Kirchenraum aufzugeben, mit dem für viele Gläubige freudige
wie schmerzliche Erinnerungen verbunden seien. Zumal viele ihre persönlichen Sorgen und Nöte in schwierigen Lebensphasen
sowie ihren Dank für freudige Ereignisse mit ins Roncalli-Haus getragen hätten, wenn sie dort im Gebet ihr Zwiegespräch mit Gott gehalten hätten.
Das Roncalli-Haus als Pfarrzentrum habe zudem das Gemeindeleben geprägt und für viele Wickeder Katholiken als Ort gedient, um Gemeinschaft zu erleben.
Schritte auf dem Weg zum neuen Pfarrheim an der Friedhofstraße
Pfarrer Thomas Metten und der Kirchenvorstand würden sich übrigens wünschen, dass die Pfarrei noch vor Ende des Jahres 2017 mit dem Bau des neuen Pfarrheimes an der Friedhofstraße beginnen kann.
Nach der erfolgten Vorplanung müsse
nun allerdings noch die nächste Genehmigung durch das Erzbischöfliche
Generalvikariat in Paderborn abgewartet werden, betonte Metten. Dann schließe sich die sogenannte Vollplanung
durch das beauftragte Architektenbüro an, die ebenfalls durch die Paderborner
Kirchenbehörde freigegeben werden müsse, bevor in Wickede mit dem Bau begonnen werden könne.
ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“