Ist ein Hochhaus-Brand wie in London auch in Wickede möglich?

14. Juni 2017

WICKEDE. Ein 27-stöckiges Hochhaus in der englischen Hauptstadt London stand seit etwa 1 Uhr heute Nacht (14. Juni 2017) in Flammen. Die Nachrichten von dem Großbrand und die Bilder von dem Feuerinferno gehen via Fernsehen und Internet um die Welt. Auch in Wickede (Ruhr) war und ist das schreckliche Ereignis für viele Bürger ein aktuelles Thema. – Die Redaktion von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ wollte deshalb wissen: Wie ist die örtliche Feuerwehr im Falle des Brandes der zwei hiesigen „Hochhäuser“ gerüstet und welches ist überhaupt das höchste Gebäude in der Ruhrgemeinde?

Die Fachbereichsleiter Markus Kleindopp und Ingo Regenhardt von der Gemeindeverwaltung erklärten am heutigen Mittwoch (14. Juni 2017) im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass die hohen Gebäude „Am Hövelwald 1“ und an der „Fichtenstraße 1“ in der Bevölkerung zwar als „Hochhäuser“ bekannt wären, es sich nach amtlicher Definition aber nicht um solche handele.

Statt von „Hochhäusern“ müsse man hier per Definition von „hohen Häusern“ sprechen. Denn laut Landesbauordnung würden nur Gebäude, „bei denen der Fußboden mindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 Meter über der Geländeoberfläche liegt“ als Hochhäuser definiert. – Und diese Höhe erreichten die zwei Gebäude an der Fichtenstraße und am Hövelwald nicht.

Verschärfte Vorschriften für Brandschutz und Fluchtwege

Während es für richtige Hochhäuser nochmals verschärfte Vorschriften für Brandschutz, Löscheinrichtungen und Fluchtwege gäbe, gelte dies für achtgeschossige Gebäude mit Höhen von rund zwanzig Metern wie den zwei vermeintlichen „Hochhäusern“ in Wickede nicht, betonte Gemeindebrandschutzinspektor Georg Ptacek im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Denn die üblichen Drehleiterfahrzeuge der Feuerwehr hätten eine Rettungshöhe von 23 Metern, wenn sie mit 12 Metern Abstand von (brennenden) Gebäuden positioniert würden. Einzelne Personen könnten so im Notfall sogar noch von den Dächern der zwei höchsten Wickeder Wohnhäuser gerettet werden. – Wenn die Gebäude vom Erdgeschoss aus komplett in Vollbrand gerieten, könne es allerdings zeitlich „eng“ werden, um alle Bewohner rechtzeitig mit nur einer Drehleiter zu bergen, so Ptacek.

Vergleichbarer Brand wie in London undenkbar

Der Wickeder Feuerwehr-Chef hält einen ähnlichen Hochhaus-Brand wie heute in London aber auch bautechnisch bei den Wickeder Gebäuden für fast ausgeschlossen.

Denn die Flammen hätten sich im aktuellen Fall in England wohl über die Fassade empor gezüngelt und so fast alle Etagen in Brand gesetzt. Dies sei bei der Bauweise hier in Wickede nicht denkbar. Und im Innern der Häuser könne sich ein Feuer normal nicht so schnell ausbreiten.

Investition in Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr

Zur Brandbekämpfung aus großer Höhe und zur Rettung von Menschenleben habe die Gemeinde Wickede (Ruhr) im Jahre 1995 übrigens eigens das 808.000 D-Mark teure Drehleiterfahrzeug für die Freiwillige Feuerwehr angeschafft, so Ptacek. Nach mehr als zwanzigjähriger Betriebszeit müsse die Kommune allerdings voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren eine Neu-Investition für dieses wichtige Einsatzmittel einplanen.

Als mobiler „zweiter Rettungsweg“ und als „langer Arm“ bei der Brandbekämpfung sei die Drehleiter mit dem Korb und anderen hilfreichen Funktionalitäten bei vielen Einsätzen der Wickeder Feuerwehr inzwischen unentbehrlich. Egal ob bei Alarmmeldungen aus Gebäudekomplexen wie Seniorenheimen, Ruhrtalklinik, ehemaligem Marien-Krankenhaus oder Industriebetrieben sei der Drehleiterwagen für den Notfall immer mit vor Ort.

Katholischer Kirchturm ist das höchste Gebäude

Noch wesentlich höher als die Wohnhäuser an der Fichtenstraße und am Hövelwald ragt übrigens der Turm der katholischen St.-Antonius-Kirche in Wickede empor, der wohl das höchste Gebäude in der Ruhrgemeinde sein dürfte.

Bis zur Spitze messe er knapp 60 Meter, berichtete Horst-Dieter Pieper vom Kirchenvorstand auf Nachfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Die Drehleiter der Feuerwehr reiche dabei nur etwa bis zur Turmuhr, so Ptacek.

Das ausgebrannte Hochhaus in London soll angeblich rund 70 Meter hoch sein.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

ANZEIGE
ANZEIGE
Das vermeintliche "Hochhaus" an der Fichtenstraße 1 in Wickede ist per amtlicher Definition gar keines. FOTO: ANDREAS DUNKER
Das vermeintliche "Hochhaus" an der Fichtenstraße 1 in Wickede ist per amtlicher Definition gar keines. FOTO: ANDREAS DUNKER
Das "hohe Haus" an der Straße "Am Hövelwald" in Wickede ist achtgeschossig. Ab neun Etagen wäre es – laut Landesbauordnung – ein "Hochhaus". FOTO: CARINA WESTERWELLE
Das "hohe Haus" an der Straße "Am Hövelwald" in Wickede ist achtgeschossig. Ab neun Etagen wäre es – laut Landesbauordnung – ein "Hochhaus". FOTO: CARINA WESTERWELLE
Die Feuerwehrmänner Carsten Heine auf dem Sitz und Thomas Hauschulte im Korb der dreißig Meter langen Drehleiter am vermeintlichen "Hochhaus" im Hövel ARCHIVFOTO: BILDSAMMLUNG THOMAS HAUSCHULTE
Die Feuerwehrmänner Carsten Heine auf dem Sitz und Thomas Hauschulte im Korb der dreißig Meter langen Drehleiter am vermeintlichen "Hochhaus" im Hövel ARCHIVFOTO: BILDSAMMLUNG THOMAS HAUSCHULTE
Feuerwehrmann Thomas Hauschulte schwebt im Korb der dreißig Meter langen Drehleiter über dem Dach des vermeintlichen "Hochhauses" im Hövel FOTO: BILDSAMMLUNG THOMAS HAUSCHULTE
Feuerwehrmann Thomas Hauschulte schwebt im Korb der dreißig Meter langen Drehleiter über dem Dach des vermeintlichen "Hochhauses" im Hövel FOTO: BILDSAMMLUNG THOMAS HAUSCHULTE
Mit einer Foto-Drohne noch erreichbar – mit der Feuerwehr-Drehleiter nicht mehr: das Dach des Turms der katholischen St.-Antonius-Kirche. Bis zur Spitze misst der Kirchturm knapp 60 Meter. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Mit einer Foto-Drohne noch erreichbar – mit der Feuerwehr-Drehleiter nicht mehr: das Dach des Turms der katholischen St.-Antonius-Kirche. Bis zur Spitze misst der Kirchturm knapp 60 Meter. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER