Polizei-Einsatz: Schüler mit Waffe in der Sekundarschule

23. Juni 2017

WICKEDE (RUHR). Polizei-Einsatz in der Sekundarschule im Hövel: Gleich mit vier Beamten kam Schulleiter Peter Zarnitz am Mittwoch (14. Juni 2017) vormittags in den Unterrichtsraum des Englisch-Erweiterungskurses des 9. Schuljahres. – Ohne viele Worte hätten sie einen 16-jährigen Schüler aus Wickede mit türkischem Migrationshintergrund abgeführt. Einige der Polizisten hätten dabei die Hand griffbereit an der Dienstwaffe gehalten, berichtete ein Schüler danach im Gespräch mit "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE".

Bis zum heutigen Freitag (23. Juni 2017) sei der 16-jährige Schüler nicht wieder zum Unterricht erschienen. – Auch seien weder Schüler noch Eltern über den Hintergrund der Aktion mit dem massiven Polizei-Einsatz in dem Unterrichtsraum informiert worden.

Gerüchte über Einschaltung des Staatsschutzes sind falsch

Inzwischen gäbe es Gerüchte über Waffenfunde bei dem angeblich als recht rabiat bekannten jungen Mann, der in der Vergangenheit angeblich auch schon auf dem Schulgelände verbotene Messer und Schlagringe mitgeführt haben soll. – Zuhause in der elterlichen Wohnung des 16-Jährigen hätte die Polizisten angeblich auch einige Waffen gefunden, hieß es gerüchteweise aus der Schüler- und Elternschaft.

Zudem wurde kolpotiert, dass der Staatsschutz in dem Fall eingeschaltet worden sein soll. – Eine Sprecherin des zuständigen Polizeipräsidiums Dortmund konnte dies auf Nachfrage von "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" am heutigen Freitag (23. Juni 2017) allerdings nicht bestätigen. Die zuständige Kreispolizeibehörde Soest hatte – ebenso wie die Sekundarschule – nichts über den Vorfall berichtet.

Schulleiter alarmierte und informierte die Polizei

Schulleiter Peter Zarnitz bestätigte den Einsatz der vier Polizisten auf dem Schulgelände an der Hövelstraße schließlich am heutigen Freitag (23. Juni 2017) auf Drängen von "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE". – Die stellvertretende Schulleiterin Stefanie Tillmann hatte zuvor gegenüber unserer Redaktion behauptet, dass ihr nichts von der Geschichte bekannt sei.

Im Widerspruch zu Spekulationen – aus den Reihen von Schülern und Eltern – über vermeintliche Funde von automatischen Schusswaffen bei dem Sekundarschüler erklärte Rektor Peter Zarnitz, dass die Polizei auf seinen Hilferuf hin in der Schule angerückt und ihm zu dem 16-Jährigen aus der Klasse 9 c begleitet habe. Denn er habe etwas von einem angeblichen Waffenbesitz bei dem türkischstämmigen Schüler mitbekommen. Daraufhin habe er sofort verantwortungsvoll und angemessen reagiert, indem er die Polizei alarmiert und informiert hätte.

Die Beamten hätten auch eine Softair-Pistole bei dem jungen Mann entdeckt, die für Unkundige wie eine echte Schusswaffe ausgesehen hätte, sagte Zarnitz. Mehr aber nicht.

Verweis und vorübergehende Suspendierung vom Unterricht

Seitens der Schule habe der Schüler einen Verweis als Ordnungsmaßnahme erhalten und sei für ein paar Tage vom Unterricht suspendiert worden. Ab der kommenden Woche werde der 16-Jährige Wickeder aber wieder in seine ursprüngliche Klasse und in seine gewählten Kurse zurückkehren.

Gespräche mit dem jungen Mann und seinem Vater hätten zur Einsicht des Schülers geführt, dass er keine Waffen auf dem Schulgelände mitführen dürfe. Deshalb könne er weiterhin auf der Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) verbleiben.

"Waffen jeder Art gehören hier nicht hin!"

Zarnitz: "Waffen jeder Art gehören hier nicht hin!" Dies habe er auch dem Übeltäter unmissverständlich klar gemacht. Eine Bedrohung von Mitschülern mit Waffengewalt habe es zudem nicht gegeben, so Zarnitz.

Da er als Lehrer keine Durchsuchungsbefugnis gegenüber Schülern habe, habe er die Polizei um Unterstützung in dem Fall gebeten.

Straftatbestand oder nicht?

Bis Redaktionsschluss konnte "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" nicht klären, ob mit der Softair-Pistole in den Händen des 16-Jährigen und das Mitbringen dieser Waffe auf das Schulgelände auch eine Straftat verbunden ist. – Denn je nachdem wie stark die Energie der Geschosse aus Softair-Waffen ist, benötigt man dafür einen "Kleinen Waffenschein".

Rektor duldet weder Waffen noch Drogen an der Schule

Schulleiter Peter Zarnitz machte im Gespräch mit "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" jedenfalls ganz klar, dass er weder Waffen noch Drogen in der Sekundarschule dulde und deshalb in jedem Fall sofort die Polizei bei so etwas einschalten werde. Dies sei er den anderen Schülern sowie deren Eltern auch schuldig.

Klage über mangelnde Kommunikation seitens der Schulleitung

Eltern wie Schüler beklagten die mangelnde Kommunikation der Schulleitung in dem Fall, der in Folge dessen für die Entstehung fataler Gerüchte und großer Unsicherheit geführt habe.

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) erfuhr – nach eigenem Bekunden – erst am heutigen Freitag (23. Juni 2017) durch die Redaktion von "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" von dem Polizei-Einsatz am 14. Juni 2017.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Schulleiter Peter Zarnitz von der Sekundarschule Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Schulleiter Peter Zarnitz von der Sekundarschule Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER