Rektor Zarnitz: „Es gibt offenbar Eltern in unserer Schule, die mit mir nicht mehr sprechen können.“

28. Juni 2017

WICKEDE (RUHR). Der Polizei-Einsatz am 14. Juni 2017 in der Sekundarschule war am heutigen Mittwochabend (28. Juni 2017) auch Thema im „Ausschuss für Bildung, Kultur, Soziales und Sport“ (BKSS) des politischen Rates der Gemeinde Wickede (Ruhr), der öffentlich im Seminarraum des Bürgerhauses tagte.

Der anwesende Schulleiter Peter Zarnitz betonte in Bezug auf mögliche Straftaten von Schülern, die ihm bekannt würden: „Ich gucke nicht weg und bitte auch die Polizei um Hilfe!“

In einer Situation, die er als potentielle Gefahrenlage einschätze, sehe er es als seine Pflicht an, die Polizei hinzu zu ziehen. – Zwar sei von dem 16-jährigen Wickeder Schüler keine konkrete Gefahr ausgegangen, trotzdem habe er handeln müssen.

Zarnitz bestätigt nochmals: 16-Jähriger Schüler mit Softair-Pistole auf dem Schulgelände

In einem Eltern-Brief, der unserer Redaktion in Kopie vorliegt, schreibt Schulleiter Peter Zarnitz wörtlich zu dem Vorfall: „Drei Schüler des 9. Jahrgangs hatten sich vertrauensvoll an mich gewendet und mitgeteilt, dass am Vortag (13. Juni 2017, Anmerkung der Redaktion) ein Mitschüler eine Waffe mitgeführt habe. Die Schüler waren in Sorge, weil sie wiederholt mit dem Jungen Streit haben.“

Und auf der Homepage der Sekundarschule führt Zarnitz in einem ähnlichen Beitrag weiter aus: „Bei der dann von mir angeordneten Durchsuchung des Schülers durch die Polizei hier in der Schule, wurde keine Waffe gefunden.“

Der Schüler habe aber „unmittelbar“ zugegeben, dass er am Vortag (13.6.) eine Softair-Waffe auf dem Schulgelände mitgeführt habe, deren Besitz bereits Jugendlichen ab 14 Jahren erlaubt sei.

Allerdings habe der 16-Jährige dadurch „gegen die Schulordnung verstoßen“ (O-Ton Zarnitz). Denn die mit echten Schusswaffen optisch baugleiche Softair-Pistole ("Anscheinswaffe", Anmerkung der Redaktion) hätten Mitschüler offenbar als Bedrohung empfunden.

Weiter schreibt Peter Zarnitz sowohl im Eltern-Brief als auch auf der Schul-Homepage wörtlich: „Der Junge ist einsichtig. Der Vater war hier zum Gespräch. Ich habe die Möglichkeiten des Schulgesetzes genutzt und den Schüler für eine Woche vom Unterricht ausgeschlossen.“

Ob der Heranwachsende inzwischen wieder regulär am Unterricht teilnimmt, ließ Zarnitz im Unklaren.

Von Eltern- und Schülerseite hieß es gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass der Junge aktuell nicht in der Schule sei. – Nachfragen unserer Redaktion dazu blieben seitens der Schulleitung leider unbeantwortet.

Bürgermeister lobte Schulleiter für sein „bedachtes“ und „umsichtiges“ Handeln

In der Ausschusssitzung vom heutigen Abend lobte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) als Repräsentant des Schulträgers das Vorgehen des Rektors als „bedacht“ und „umsichtig“. Denn es sei „besser die Polizei als den Krankenwagen“ zu rufen.

Gleichzeitig betonte Michalzik aber auch, dass er es bedauere, dass in Folge des Vorfalls mitten im Unterricht des Englisch-Kurses das natürliche Informationsbedürfnis der Eltern nicht von der Schulleitung befriedigt worden sei.

Denn erst etwa zwei Wochen nach dem Polizei-Einsatz hatten Bürgermeister, manche Eltern und die breite Öffentlichkeit erstmals durch die exklusive Berichterstattung in „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ von dem Polizei-Einsatz und den Hintergründen dazu erfahren.

Rektor räumt reumütig Fehler bei der Kommunikation gegenüber Eltern ein

Und so räumte der Rektor in der Ausschusssitzung am heutigen Mittwochabend reumütig ein: „Falsch von mir war sicherlich, dass ich nicht am gleichen Tag die Eltern informiert habe.“ Und auch die Sorgen in Folge des Vorfalls unter den Schülern hätte er erkennen und ernst nehmen müssen.

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) betonte aber auch eine Verantwortung von besorgten Eltern, sich direkt an die Schulleitung und nicht an Medienvertreter zu wenden.

Rektor Peter Zarnitz sah diesbezüglich allerdings wohl auch ein Problem bei sich. Er erklärte selbstkritisch: „Es gibt offenbar Eltern in unserer Schule, die mit mir nicht mehr sprechen können.“ Über dieses mangelnde Vertrauen müsse man nun reden.

Unter anderem sei bereits eine Schulpflegschaftssitzung zu dem Thema geplant, um die offenbar „großen Verstimmungen“ zwischen ihm als Rektor und den Eltern zu klären. Zudem stehe er für individuelle Fragen von Vätern und Müttern gerne zur Verfügung.

Kritik von Schulleitung und -träger an Berichterstattung in „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE

Kritik äußerten Bürgermeister und Schulleiter teilweise an der Berichterstattung zu dem Thema in „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ , welches exklusiv erstmals am 26. Juni 2017 von uns aufgegriffen wurde.

Von Elternseite hieß es hingegen heute lobend, dass „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mit seiner umfassenden und klaren Berichterstattung positiv zur sachlichen Information über den von der Schule vertuschten Polizei-Einsatz beigetragen habe.

Durch mangelnde Information der Schule kamen Gerüchte auf

Vielleicht erkennen ja auch Schulleitung und -träger noch, dass nicht investigativer und  kritischer Journalismus sondern die Nicht-Information von Eltern und Schülern seitens des Rektors zu einem eklatanten Imageschaden für die neue Bildungseinrichtung im Hövel geführt hat …

Dass diese Erkenntnis so langsam im Kopf von Rektor Peter Zarnitz reifen könnte, lassen seine weiteren Worte auf der Schul-Homepage vermuten: „Leider haben sich durch die fehlenden Informationen Gerüchte bilden können, die nun dem Ansehen unserer Schule schaden. Mit den Eltern der Schulpflegschaft werde ich in der kommenden Woche darüber sprechen, wie die Kommunikation in Zukunft besser gestaltet werden kann.“

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


ANMERKUNG IN EIGENER SACHE:

Kritik an einem Beitrag von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

Im Rahmen der heutigen Sitzung des „Ausschusses für Bildung, Kultur, Soziales und Sport“ (BKSS) des politischen Rates der Gemeinde Wickede (Ruhr) äußerte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) auch öffentlich seine Kritik an unserem Beitrag „Nach Polizei-Einsatz: Sekundarschul-Rektor bleibt Antworten schuldig und sucht ,Sündenbock‘ nach eigener Kommunikationspanne“.

Martin Michalzik warf unserem Autor Andreas Dunker vor, dass in dessem letzten Text über den Polizei-Einsatz an der Sekundarschule nachrichtliche Informationen und persönliche Meinungen des Verfassers unprofessionell vermischt worden seien und der Artikel teilweise auf Grund der ironischen Passagen sogar die Form einer Glosse besäße.

Im Nachhinein betrachtet, sehen wir selbst auch handwerkliche Fehler bei dem Beitrag, der tatsächlich reine Fakten und einordnende Kommentare besser hätte trennen sollen.

Bezüglich dieser berechtigten Kritik stimmen wir Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) deshalb ausdrücklich zu und entschuldigen uns bei den Betroffenen sowie bei unseren Lesern für die fehlende Trennung der zwei journalistischen Beitragsformen. Dies müssen wir an dieser Stelle leider zugeben. Denn zur scharfen Kritik anderer gehört immer auch die Selbstkritik.

Betonen möchten wir allerdings, dass alle Fakten in Bezug auf den Polizei-Einsatz an der Sekundarschule von unserer Redaktion ordentlich recherchiert wurden und inhaltlich stimmen.

Es handelt sich um keine sachlichen Ungenauigkeiten in dem letzten Bericht zum Thema sondern um einen rein formellen Fehler in Bezug auf die korrekte journalistische Trennung von Nachricht und Kommentar.

Ihr Redaktion von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Rektor Peter Zarnitz räumt inzwischen reumütig Kommunikationsfehler bezüglich des Polizei-Einsatzes an der Sekundarschule am 14. Juni 2017 ein. FOTO: ANDREAS DUNKER
Rektor Peter Zarnitz räumt inzwischen reumütig Kommunikationsfehler bezüglich des Polizei-Einsatzes an der Sekundarschule am 14. Juni 2017 ein. FOTO: ANDREAS DUNKER