Glasfaser-Manager Ingo Teimann: „Der gesamte Bau in Wickede soll im Herbst 2018 beendet sein.“

18. Juli 2017

WICKEDE (RUHR). Bis Ende diesen Monats soll die "Nachfragebündelung" von "Deutsche Glasfaser" in Wickede und Wiehagen abgeschlossen werden. Erreicht man die vorgegebene 40-Prozent-Quote noch? Und wie geht es mit Planung und Ausbau des Glasfaser-Netzes im Dorf Echthausen und im Industriegebiet Westerhaar in Wickede weiter? Diese und viele weitere kritische und wichtige Fragen stellte "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" dem Regional-Manager Ingo Teimann von "Deutsche Glasfaser".

wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Die „Deutsche Glasfaser“ und „HeLi NET“ sind seit dem Frühjahr 2017 in Wickede „omnipräsent“, sprich: „allgegenwärtig“. Sogar an der Rückseite des Rathauses und vor der Sekundarschule hängen riesige Werbebanner von „Deutsche Glasfaser“. Gebäude, die viele Bürger als neutrale Einrichtungen betrachten und nicht als Litfaßsäulen für die Werbeoffensive eines privaten Telekommunikationsunternehmens sehen wollen. – Umwirbt die „Deutsche Glasfaser“ ihre potentiellen Kunden zu viel – aber informiert sie zu wenig? Nehmen Sie bewusst in Kauf, dass ein solch großer Marketing-Druck auch von manchen Bürgern subjektiv schon fast als „Nötigung“ empfunden wird und dadurch Ablehnung und Gegendruck erzeugt?

Ingo Teimann: Sie haben vollkommen Recht, dass wir mit vielen Marketingmaßnahmen auf dieses wichtige Zukunftsprojekt aufmerksam machen. Die Erfahrungen aus über 200 Ausbauprojekten haben uns gezeigt, dass eine Nachfragebündelung in dieser Form richtig ist, damit sich die Bürgerschaft mit dem Thema auseinandersetzt und miteinander darüber diskutiert. Die Servicebüros und die Angebote zur individuellen als auch zu Gruppenberatungen sind dabei prima Ergänzungen.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Vielen Wickeder Bürgern und auch kleineren mittelständischen Betrieben reicht aktuell die vorhandene Bandbreite via Telekom oder UnityMedia. Getreu dem Motto: „Never change a runnig system“ (Nie ein laufendes System ändern) zögern diese Leute, den Systemanbieter zu wechseln. Denn mit „Deutsche Glasfaser“ gibt es noch keine Erfahrungen, was Stabilität des Netzes, Störungen und Service angeht. Im Internet kursieren sogar einige negative Kritiken. Da ist beispielsweise von Baustopps die Rede, den Kommunen verhängt haben, weil die Auftragsunternehmen von „Deutsche Glasfaser“ bei Straßen- und Tiefbauarbeiten offenbar sehr schlampig gearbeitet und auch auf behördliche Mahnungen nicht reagiert haben. Diese Meldungen stimmen, wie Recherchen von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ kürzlich ergeben haben. Auch das „Deutsche Glasfaser“ auf solche Negativ-Schlagzeilen kaum kommunikativ reagiert, verwundert und verunsichert manche Leute. – Warum sollte jemand, der seinen Internetanschluss bislang nicht als viel zu langsam empfindet, also einen Vertrag bei „Deutsche Glasfaser“ unterschreiben, wo er sozusagen die „Katze im Sack“ kauft?

Ingo Teimann: Mit mittlerweile über 275.000 realisierten Anschlüssen sind wir unter den TOP 4 der Branche bezogen auf den Fiber-to-the-Home-Ausbau. Ein Ergebnis, auf das wir stolz sind. Da wo es in der Vergangenheit Bauprobleme gab, sind wir mit unseren kommunalen Kooperationspartnern und den Generalunternehmen dabei, schnelle und zufriedenstellende Kundenlösungen zu schaffen.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Wer nur ab und zu mal im Internet privat „surft“, nutzt die riesige Bandbreite des angebotenen Glasfaser-Anschlusses doch gar nicht. Benötigt „Otto Normalverbraucher“ derzeit wirklich 100-Megabit-Datentransfer oder mehr im Up-and-Download? – Und kann man Kleinverdienern, armen Rentnern und so weiter zumuten nur aus Solidarität für eine bessere Infrastruktur in der Gesamtgemeinde dauerhaft monatliche Fixkosten in Höhe von knapp 50 bis 100 Euro zu zahlen? Die Wertsteigerung für die eigene Immobilie ist da ein schwaches Argument, da davon wohl eher die Erben profitieren würden.

Ingo Teimann: Wir bieten im ersten Jahr eine Komplettlösung bestehend aus Internet und Festnetztelefonie für 24,99 Euro und im zweiten Jahr für 49,99 Euro an, eine mehr als marktgerechte Preisstruktur.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Wie ist der Stand der Verhandlungen von „Deutsche Glasfaser“ mit den großen Mietwohnungsgesellschaften wie der „ Kreis-Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Soest“ (KWS) und der „Werretal Urbanisations GmbH“, die das westliche Neubaugebiet „An der Chaussee“ erschließt?

Ingo Teimann: Wir haben die KWS vorerst aus dem vermarktbaren Potential genommen, da dort langfristige Kabelverträge gezeichnet wurden. Im Neubaugebiet „An der Chaussee“ haben bereits Marktbegleiter (Konkurrenz-Unternehmen von Deutsche Glasfaser, Anmerkung der Redaktion) Glasfaserinfrastruktur verlegt.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Was glauben Sie: Erreichen Sie durch die Fristverlängerung um knapp zwei Wochen bei der „Nachfragebündelung“ noch ihr selbst gewähltes Ziel der 40-Prozent-Quote? Und warum läuft die Vermarktung einer schnellen Internet-Verbingung in Wickede und Wiehagen so langsam, während die „Deutsche Glasfaser“ in Echthausen so schnell einen Erfolg erzielt hat?

Ingo Teimann: Ja! In Echthausen haben die Nachbarschaften sich schnell mit diesem Zukunftsprojekt identifiziert. In einer vorstädtischen Struktur wie Wickede (Ruhr) dauert es erfahrungsgemäß etwas länger, bis sich die Menschen entscheidungsrelevant mit dem Thema beschäftigen – aber das wird schon!


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!“ heißt ein Sprichwort. – Warum ist es für Wickede und Wiehagen wirklich wichtig ein Glasfaser-Netz mit symetrischer Up-and-Download-Bandbreite zu bekommen? Welche praktischen Beispiele können Sie für die nahe Zukunft nennen? Fernsehfilme kann man schon jetzt in guten Qualität via Satelliten-Empfang bekommen.

Ingo Teimann: Homeoffice, E-Learning und Telemedizin sind als stark wachsende Bereiche zu nennen. Aber auch in der privaten Nutzung steigt der Breitbandbedarf enorm schnell an. So verfügt heute fast jeder Haushalt über mehrere internetfähige Endgeräte.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Wurde nicht auf einer Ihrer Veranstaltungen davon gesprochen, dass es bereits Ende 2017 in Echthausen die ersten Glasfaser-Anschlüsse geben sollte? Inzwischen ist davon nicht mehr die Rede. Wann beginnt der Ausbau in Echthausen denn nun konkret? Wann werden die ersten Haushalte in Echthausen über einen eigenen Glasfaser-Anschluss verfügen und wann ist das geplante Versorgungsgebiet (Polygon) komplett angeschlossen? Und wird Echthausen überhaupt Glasfaser bekommen, wenn in Wickede und Wiehagen nicht die 40-Prozent-Quote bis Ende Juli 2017 erreicht wird? Skeptiker befürchten dies.

Ingo Teimann: Ich kann alle Bewohner von Echthausen und die Gewerbetreibenden im Gewerbegebiet Westerhaar beruhigen, wir werden ausbauen! Die Planungen laufen auf Hochtouren.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Was ist, wenn die „Deutsche Glasfaser“ und „HeLi NET“ nicht die 40-Prozent-Quote in Wickede und Wiehagen erreichen? Wird das innovative Projekt für diese beiden Ortsteile wirklich an den letzten paar Prozenten scheitern? Denn dann wären ja auch Ihre hohen Vorinvestitionen ins Marketing und so weiter umsonst gewesen.

Ingo Teimann: Ich bin mehr als zuversichtlich, dass die Bürgerinnen und Bürger in Wickede und Wiehagen die 40-Prozent-Marke übertreffen werden.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Wie geht es weiter, wenn es Ende Juli auch für einen Start in Wickede und Wiehagen reicht? Wie sind die weiteren Termine für Planung, Ausbau und Anschlüsse?

Ingo Teimann: Die Planungen sehen heute vor, dass wir zuerst den Backbone (Hauptleitung zum Verteilernetz) verlegen, dann Echthausen anschließen, parallel dazu das Gewerbegebiet Westerhaar und im Anschluss Wickede und Wiehagen ausbauen. Der gesamte Bau in Wickede soll im Herbst 2018 beendet sein.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Wann beginnt der Ausbau im Industriegebiet Westerhaar in Wickede? Wann sind dort alle Betriebe und Privathaushalte an das schnelle Breitbandnetz mit 100 bis 1.000 Megabit angeschlossen?

Ingo Teimann: Siehe oben! Wobei erwähnt werden muss, dass in den Gewerbegebieten nur Businesstarife angeboten werden.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: „Fiber to the Home“ (FttH) bedeutet „Glasfaser bis ins Haus“. Das klingt gut. Aber wie geht es im Gebäude weiter? Glasfaserkabel kann man ja nicht wie Stromkabel oder herkömmliche Telefonkabel so einfach im 90-Grad-Winkel um die Ecke verlegen. Welche Kosten erwarten Kunden durchschnittlich noch mal für Hausinstallationen durch Techniker und ist dies ohne Unterputzverlegungen und Wanddurchbrüche überhaupt ordentlich möglich? Denn keiner möchte wohl eine Glasfaserleitung über der Tapete liegen haben.

Ingo Teimann: Das ist nur individuell zu betrachten. „Deutsche Glasfaser“ wird vor Baubeginn eine Hausbegehung durchführen und diese auch gemeinsam mit dem Kunden protokollieren. Welche Verlegungswünsche der Kunde dann hat beziehungsweise welche Möglichkeiten bereits vorhanden sind, ist nur individuell zu besprechen. Hierzu verweisen wir gerne an unsere Vertriebspartner vor Ort.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Was würde es für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Wickede (Ruhr) aus Ihrer Sicht bedeuten, wenn man die Chance eines Infrastrukturausbaus mit Glasfaser verpasst, weil nicht genügend Interesse seitens der Bürger gezeigt wird?

Ingo Teimann: Wickede wird im kommunalen Wettbewerb deutlich zurückfallen und an Attraktivität als Standort für gewerbliche als auch für private Neuansiedlungen verlieren.


wickede.ruhr HEIMAT ONLINE: Danke für das informative Gespräch und die offenen Antworten auf unsere kritischen Fragen, Herr Teimann.


Die Fragen für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ stellte ANDREAS DUNKER.  

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Wickedes Wirtschaftsförderin Ruth Hornkamp, DG-Projektmanager Maurice Lottermoser, DG-Regional-Manager Ingo Teimann (unser Interview-Partner), Echthausens Ortsvorsteher Rainer Belz (CDU) und Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) von der Gemeinde Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Wickedes Wirtschaftsförderin Ruth Hornkamp, DG-Projektmanager Maurice Lottermoser, DG-Regional-Manager Ingo Teimann (unser Interview-Partner), Echthausens Ortsvorsteher Rainer Belz (CDU) und Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) von der Gemeinde Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER