Hochleistungssirenen: Warnung der Bevölkerung bei besonderen Gefahrenlagen

20. August 2017

WICKEDE (RUHR). Ein durchdringender Warnton schallte am gestrigen Samstag (19. August 2017) um punkt 12 Uhr von den neuen Hochleistungssirenen, die am 1. Juli 2017 erstmals offiziell in Betrieb genommen wurden, durch die Gemeinde Wickede (Ruhr). Doch bei dem Sirenenalarm handelte es sich nur um einen Probealarm, der laut eines Sprechers der Rettungsleitstelle des Kreises Soest künftig jeden dritten Samstag im Monat um 12 Uhr ertönen soll.

Die Hochleistungssirenen wurden in zwei Etappen in den Jahren 2016 und 2017 in der Ruhrgemeinde installiert (wir berichteten). – Die Sirenen wurden an sechs Standorten installiert:

Wickede: Firmengebäude der Unternehmensgruppe „WHW Hillebrand“ im Industriegebiet Westerhaar, Sekundarschule im Hövel, Sportanlage „Im Ohl“

Echthausen: Max-und-Moritz-Kindergarten

Wiehagen: Regenbogen-Kindergarten

Wimbern: Feuerwehr-Gerätehaus

Im Gegensatz zu den alten Sirenen in Form von „Pilzköpfen“, wie sie zu Zeiten des „Kalten Krieges“ in fast allen Orten zu sehen waren, sind die heutigen Hochleistungssirenen eigentlich nur besonders konfigurierte Außenlautsprecher-Anlagen, die ein großes Gebiet beschallen können. Im Bedarfsfall kann die Rettungsleitstelle des Kreises Soest alle sechs Hochleistungssirenen gemeinsam oder auch nur einzelne Standorte betätigen. Dabei kann man mit den Speziallautsprechern nicht nur die „klassischen“ Heultöne erzeugen sondern auch Sprachdurchsagen mit kurzen Nachrichten zur konkreten Gefahrenlage verbreiten.

Keine Alarmierung der Feuerwehr sondern Warnung der Bevölkerung

Während die früheren Pilzkopf-Sirenen insbesondere auch im Brandfall zur Alarmierung der örtlichen Feuerwehrleute dienten, werden diese Kräfte inzwischen seit Jahrzehnten durch einen „stillen Alarm“ (für die Bevölkerung nicht zu hören) über einzelne Funkmeldeempfänger zum Einsatz gerufen, die jeder ehrenamtliche Helfer persönlich bei sich trägt.

Neben der Feuerwehr-Alarmierung dienten die „Pilzköpfe“ früher mittels anderer Heultöne übrigens als flächendeckendes Warnsystem des Bundes für den Katastrophen- oder Kriegsfall.

Nach Beendigung des „Kalten Krieges“ und auf Grund einer wohl eher unwahrscheinlichen Gefahr von Naturkatastrophen in der hiesigen Gegend wurden die Sirenen in der Vergangenheit erst abgeschaltet und dann schließlich fast überall demontiert.

Neue Gefahrenlagen lassen Sirenen wieder als sinnvolle Warnssignale erscheinen

Angesichts möglicher Gefahren durch immer extremer werdende Wetterlagen, durch größere ABC-Unfälle und Terroranschläge in Deutschland sehen Politik und Verwaltung nun offenbar wieder die Notwendigkeiten einer schnellen und effektiven Bevölkerungswarnung im Notfall durch Sirenen.

„Sirenen sollen einen sogenannten ,Weckeffekt‘ erzielen und die Bevölkerung auf eine Gefahr aufmerksam machen und auf die Informationsaufnahme vorbereiten“, heißt es dazu auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wickede (Ruhr).

Die eigentliche Information über die Gefahrenlage und sinnvolle Verhaltensanweisungen erfolge dann in der Regel über Rundfunk und Internet. Hinzu kommen Anweisungen über die Handy-Apps KATWARN und NINA.

Heulton kann nachts die notwendige Aufmerksamkeit der Bevölkerung wecken

„Insbesondere nachts kann nur über den durchdringenden Warnton der Sirenen die notwendige Aufmerksamkeit erzeugt werden“, heißt es.

Dabei gibt es allerdings vielfache Klagen von Bürgern, dass die neuen Hochleistungssirenen immer noch zu leise wären. Aber die Kommune will diesbezüglich angeblich noch nachsteuern.

Warnung und Entwarnung durch unterschiedliche Signaltöne

Ein einminütiger auf- und abschwellender Ton der örtlichen Sirenen signalisiert eine Gefahr und weist darauf hin, dass sich die Bürger bezüglich weiterer Details und Verhaltenshinweisen über Rundfunk und Internet informieren sollten. Insbesondere rät die Feuerwehr dazu den Lokalsender am Radio einzuschalten, um wichtige Hinweise zu hören.

Gemeindeverwaltung und Feuerwehr empfehlen im tatsächlichen Alarmfall zudem Folgendes:

– Ruhe bewahren

– Gebäude aufsuchen

– Türen und Fenster schließen

– Klimaanlagen und andere Belüftungssysteme ausschalten

– Radio einschalten (Lokalsender: Hellweg Radio auf UKW 100,9 MHz oder WDR2 auf UKW 93,2 beziehungsweise 102,1 MHz)

– Informationen über das Gefahren-Telefon des Kreises Soest unter der Nummer (0 29 21) 30 30 50 oder die Internetseiten von kommunalen Behörden und Feuerwehr abrufen

– Nachbarn benachrichtigen

– Kindern und anderen bedürftigen Menschen helfen

– Entwarnung durch einen einminütigen Dauerton der Sirenen abwarten

Warnsysteme KATWARN und NINA-App informieren via Mobiltelefon

„Warnsignale mit Sirenen sind die bewährteste Methode, möglichst viele (…) Bürger bei einer drohenden Gefahr zu warnen. Zusätzlich werden für die Gemeinde Wickede (Ruhr) auch die Warnsysteme KATWARN und NINA-App eingesetzt, die per Mobiltelefon eine ergänzende Abdeckung und Information gewährleisten“, erläuterte Ingo Regenhardt als zuständiger Fachbereichsleiter im Rathaus der Gemeinde Wickede (Ruhr).

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Hochleistungssirene mit Speziallautsprechern auf dem Feuerwehr-Gerätehaus in Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Hochleistungssirene mit Speziallautsprechern auf dem Feuerwehr-Gerätehaus in Wimbern ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eine sogenannte "Pilzkopf-Sirene" zwischen Mobilfunkantennen auf einem Gebäude in Voßwinkel. Zur Zeiten des "Kalten Krieges" gab es solche Sirenen auch in Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eine sogenannte "Pilzkopf-Sirene" zwischen Mobilfunkantennen auf einem Gebäude in Voßwinkel. Zur Zeiten des "Kalten Krieges" gab es solche Sirenen auch in Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER