Wimbern: Kleine Siedlungen und große Einrichtungen

16. September 2017

WICKEDE (RUHR). Anläßlich des "Schnadeganges" der Gemeinde Wickede (Ruhr) – kommunale Grenzbegehung mit Bürgern – am heutigen Samstag (16. September 2017) in Wimbern veröffentlichen wir nachstehend ein kleines Ortsporträt des Dorfes.

An der Grenze zum Hochsauerlandkreis und zum Märkischen Kreis liegt der Ortsteil Wimbern, der vor der Kommunalen Neuordnung im Jahre 1969 zum Amt Menden im Landkreis Iserlohn gehörte.

Der höchste Punkt der Gemeinde

Wimbern ist der südlichste Bereich der Gemeinde Wickede (Ruhr). In dem Ortsteil leben rund 1 000 Bürger auf zirka 3,5 Quadratkilometern. Mit dem „Bellingser Berg“ (238 Meter über NN) befindet sich hier auch der höchste Punkt der Gemeinde.

Neben mehreren verstreuten Wohnsiedlungen und bäuerlichen Einzelgehöften wird Wimbern vor allem durch größere Einrichtungen aus dem Gesundheits- und Pflegebereich geprägt.

Einst mit der Poststation wichtiger „Verkehrsknotenpunkt“

Vor der Industrialisierung und dem Bau der Eisenbahn im oberen Ruhrtal hatte Wimbern eine wichtige Bedeutung als regionaler „Verkehrsknotenpunkt“ und war auf Landkarten größer eingezeichnet als der heutige Hauptort Wickede. Denn in Wimbern gab es eine Postkutschenstation, die zum Wechseln der Pferde und zur Rast für die Reisenden diente. Heute erinnert hieran nur noch der denkmalgeschützte Gebäudekomplex des Restaurants und Hotels „Alte Poststation“ an der Kreuzung der Bundesstraßen 7 und 63 an diese gloreiche Zeit.

Bis zum Jahresende 2011 gab es ein großes Krankenhaus im kleinen Ort

Ungewöhnlich für einen solch kleinen Ort wie Wimbern war das große Krankenhaus an der Mendener Straße (Bundesstraße 63), welches allerdings am 14. Dezember 2011 vom Hospitalverbund in Unna geschlossen wurde.

Aus dem Ausweichkrankenhaus „Ruhr-Sauerland“, einer Barackenanlage aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges (1939-1945), entstand hier 1951 das „ Herz-Mariä-Krankenhaus“ der Steyler Missionsschwestern.

1971 baute der Orden dann hier auf der grünen Wiese das moderne „Marien-Krankenhaus“, welches seit 2002 schließlich der „Katholischen Hospitalverbund Hellweg gGmbH“ angehörte.

Das Marien-Krankenhaus mit seinen rund 120 Planbetten war bis zur Schließung einer der größten Arbeitgeber der Gemeinde Wickede (Ruhr). Denn hier waren 224 Menschen beschäftigt.

Seit Frühjahr 2014 gibt es eine Zentrale Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge

Nach einigen Jahren des Leerstandes eröffnete das Land Nordrhein-Westfalen am 15. April 2014 unter Federführung der Bezirksregierung Arnsberg und mit Hilfe der Malteser-Werke als Betreuungsverband eine „Zentrale Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) für Flüchtlinge im Gebäudekomplex des ehemaligen Marien-Krankenhauses.

Inzwischen hat die "ZUE" in Wimbern eine Sonderfunktion. Die Massenunterkunft dient zur vorübergehenden Beherbergung von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen. Dazu zählen insbesondere Schwangere, Wöchnerinnen, alleinerziehende Mütter sowie alleinreisende Frauen und Menschen mit Behinderungen. Desweiteren sollen in Wimbern vor allem „Menschen aus dem LSBTTI-Spektrum“ untergebracht werden, will sagen: Lesben, Schwule und Bisexuelle sowie Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle.

Bis zum Jahre 2024 werde das Land insgesamt 400 reguläre Plätze für Flüchtlinge in dem früheren „Gesundheitszentrum im Grünen“ bereithalten. Hinzu kämen 250 Not-Plätze als Reserve, heißt es.

Isolierstation für Pockenkranke aus ganz Nordhrein-Westfalen

Von 1969 bis 1983 war an das damalige Marien-Krankenhaus übrigens eine Isolierstation für Pockenkranke aus ganz Nordhrein-Westfalen angegliedert. Als 1970 einige Patienten mit der hochgradig ansteckenden und gefährlichen Infektionskrankheit eingeliefert und behandelt wurden, machte dies landesweit Schlagzeilen und viele aus Angst vor der tödlichen Krankheit einen großen Bogen um die Gemeinde Wickede (Ruhr).

Nachdem die Weltgesundheitsorganisation „WHO“ im Jahre 1980 die Pocken für ausgerottet erklärt hatte, wurde die Anlage zum Alten- und Pflegeheim umgebaut, welches heute unter dem Namen „Senioren-Zentrum Häuser St. Raphael“ auch eine integrierte Tagespflege-Einrichtung und ein Haus für betreutes Wohnen umfasst.

Die „Häuser St. Raphael“ waren 1997 das erste Altenheim in Nordrhein-Westfalen, welches die Zertifizierung nach DIN 9001 schaffte.

Engagement der „Steyler Missionsschwestern“

Zurückzuführen sind sowohl die Entstehung des „Marien-Krankenhauses“ als auch die der Altenhilfeeinrichtung „Häuser St. Raphael“ auf das Engagement der „Steyler Missionsschwestern“, die anfangs Träger der beiden Einrichtungen waren und ein großes Konvent im benachbarten „Heilig-Geist-Kloster“ unterhalten.

Über viele Jahre fungierte das Heilig-Geist-Kloster an der Bundesstraße 63 sogar als Mutterhaus für die gesamte  Norddeutsche Provinz des Ordens. Derzeit beherbergt das Kloster einen großen Alten- und Pflegebereich für ältere Ordensfrauen, die dort ihren Lebensabend verbringen.

Keiner hat Wimbern wohl mehr geprägt als die Steyler Missionsschwestern.

Rehabilitationsklinik für geistig und/oder körperlich Behinderte an der Ortsgrenze zu Menden-Barge

An der Ortsgrenze zum Mendener Ortsteil Barge befindet sich am Rande Wimberns die am 1. Dezember 1987 in einer ehemaligen Körperbehindertenschule eröffnete „Ruhrtal-Klinik“. Es ist die deutschlandweit einzigartige medizinische Rehabilitationsklinik für geistig und/oder körperlich Behinderte. Mit rund 150 Mitarbeitern zählt die Ruhrtalklinik zu den größten Arbeitgebern der Ruhrgemeinde.

Der alte Beringhof dient heute als modernes Trainingszentrum für Sportpferde

Das „Gut Beringhof“  mit seiner malerischen Lage oberhalb der „Alten Ruhr“ wurde seit 2008 als großer Turnier- und Ausbildungsstall für den Reitsport ausgebaut. „Hier möchte man Pferd sein!“  lautet der Slogan des modernen und gepflegten Gehöfts. Ein weiteres Standbein des landwirtschaftlichen Betriebes ist der Pferdehandel mit hochwertigen Tieren.

Der Einzelhof wird übrigens erstmalig in einer Urkunde von 1185 erwähnt und ist damit die älteste schriftlich bezeugte Siedlungsstätte auf Wimberner Gebiet. Der Gebäudekomplex mit dem 1836 erbauten Haupthaus steht unter Denkmalschutz.

Das alles und noch viel mehr – ist Wimbern!

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das Wimbern ein Dorf mit vielen kleinen verstreuten Siedlungen ist, macht ein Relief an der Schützenhalle der St.-Johannes-Bruderschaft deutlich. Hier zu sehen mit einer Gruppe von Bürgern, die sich auf Einladung der Gemeinde an einem Ortsrundgang beteiligten. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das Wimbern ein Dorf mit vielen kleinen verstreuten Siedlungen ist, macht ein Relief an der Schützenhalle der St.-Johannes-Bruderschaft deutlich. Hier zu sehen mit einer Gruppe von Bürgern, die sich auf Einladung der Gemeinde an einem Ortsrundgang beteiligten. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
In Wimbern gibt es noch einige Bauernhöfe mit Voll- und Nebenerwerbslandwirten. Die einzelnen Siedlungen des Dorfes liegen umgeben von Feldflur und kleinen Wäldern. – Unser Foto zeigt Landwirt Gerhard Fildhaut bei der Strohernte auf einem Gerstenfeld. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
In Wimbern gibt es noch einige Bauernhöfe mit Voll- und Nebenerwerbslandwirten. Die einzelnen Siedlungen des Dorfes liegen umgeben von Feldflur und kleinen Wäldern. – Unser Foto zeigt Landwirt Gerhard Fildhaut bei der Strohernte auf einem Gerstenfeld. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Gaststätte Korte an der Ruhrbrücke und der landwirtschaftliche Betrieb von Familie Karl Korte gehören ebenso wie das angrenzende Gewerbegebiet "Am Graben" bereits zu Wimbern. – "Korte" ist in der ganzen Gegend für seine leckeren Grillhähnchen bekannt. Zu deren Verzehr reisen Auswärtige sogar schon mal eigens mit einer Stretchlimousine an … ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Gaststätte Korte an der Ruhrbrücke und der landwirtschaftliche Betrieb von Familie Karl Korte gehören ebenso wie das angrenzende Gewerbegebiet "Am Graben" bereits zu Wimbern. – "Korte" ist in der ganzen Gegend für seine leckeren Grillhähnchen bekannt. Zu deren Verzehr reisen Auswärtige sogar schon mal eigens mit einer Stretchlimousine an … ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die historische Poststation dient heute als Restaurant und Hotel "Alte Poststation". Auch der Biergarten der Gaststätte ist an warmen Tagen beliebt. Die Reproduktion des Gemäldes stellte uns der Verein Dorf Wimbern zur Veröffentlichung zur Verfügung.
Die historische Poststation dient heute als Restaurant und Hotel "Alte Poststation". Auch der Biergarten der Gaststätte ist an warmen Tagen beliebt. Die Reproduktion des Gemäldes stellte uns der Verein Dorf Wimbern zur Veröffentlichung zur Verfügung.
Die alte Scheune an der Poststation in Wimbern soll eine der größten in ganz Westfalen sein. Imposant ist das Wirtschaftsgebäude allemal. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die alte Scheune an der Poststation in Wimbern soll eine der größten in ganz Westfalen sein. Imposant ist das Wirtschaftsgebäude allemal. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das damalige Marien-Krankenhaus, die Kindertagesstätte (KiTa) "MiniMax", das Alten- und Pflegeheim "Senioren-Zentrum Häuser St. Raphael", das Restaurant und Hotel "Alte Poststation" und der Landtechnik-Betrieb Werner Schröder, der landwirtschaftliche Maschinen verkauft und repariert. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER / WWW.NRW-LUFTBILDAGENTUR.DE
Das damalige Marien-Krankenhaus, die Kindertagesstätte (KiTa) "MiniMax", das Alten- und Pflegeheim "Senioren-Zentrum Häuser St. Raphael", das Restaurant und Hotel "Alte Poststation" und der Landtechnik-Betrieb Werner Schröder, der landwirtschaftliche Maschinen verkauft und repariert. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER / WWW.NRW-LUFTBILDAGENTUR.DE
Die letzten Patienten verließen das Marien-Krankenhaus am 14. Dezember 2011. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die letzten Patienten verließen das Marien-Krankenhaus am 14. Dezember 2011. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die letzten Patienten verließen das Marien-Krankenhaus am 14. Dezember 2011. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die letzten Patienten verließen das Marien-Krankenhaus am 14. Dezember 2011. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Nach einigen Jahren des Leerstandes eröffnete das Land Nordrhein-Westfalen am 15. April 2014 unter Federführung der Bezirksregierung Arnsberg und mit Hilfe der Malteser-Werke als Betreuungsverband eine „Zentrale Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) für Flüchtlinge im Gebäudekomplex des ehemaligen Marien-Krankenhauses. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Nach einigen Jahren des Leerstandes eröffnete das Land Nordrhein-Westfalen am 15. April 2014 unter Federführung der Bezirksregierung Arnsberg und mit Hilfe der Malteser-Werke als Betreuungsverband eine „Zentrale Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) für Flüchtlinge im Gebäudekomplex des ehemaligen Marien-Krankenhauses. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der politische Rat der Gemeinde Wickede (Ruhr) bei einer Besichtigung der Massenunterkunft für Asylbewerber im ehemaligen Marienkrankenhaus in Wimbern. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der politische Rat der Gemeinde Wickede (Ruhr) bei einer Besichtigung der Massenunterkunft für Asylbewerber im ehemaligen Marienkrankenhaus in Wimbern. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Flüchtlinge auf dem Weg in die ZUE ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Flüchtlinge auf dem Weg in die ZUE ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
In der ehemaligen Pockenstation für ganz Nordrhein-Westfalen in Wimbern gab es auch Tote. ARCHIVFOTO: VEREIN DORF WIMBERN.
In der ehemaligen Pockenstation für ganz Nordrhein-Westfalen in Wimbern gab es auch Tote. ARCHIVFOTO: VEREIN DORF WIMBERN.
Kirchgang der Wimberner St.-Johannes-Schützenbruderschaft durch die Feldflur zur katholischen St.-Johannes-Baptist-Kirche in Menden-Barge. Abgesichert wird der Umzug durch "Rally" (Ralf Grundmeier) und ein Einsatzfahrzeug des Löschzuges Wimbern der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Kirchgang der Wimberner St.-Johannes-Schützenbruderschaft durch die Feldflur zur katholischen St.-Johannes-Baptist-Kirche in Menden-Barge. Abgesichert wird der Umzug durch "Rally" (Ralf Grundmeier) und ein Einsatzfahrzeug des Löschzuges Wimbern der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Wickede (Ruhr). ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Wegekreuz am Rande eines Feldes am Wimberner Kirchweg ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Wegekreuz am Rande eines Feldes am Wimberner Kirchweg ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Ruhrtalklinik liegt am Rande des Dorfes Wimbern. Einige Meter weiter beginnt Barge, welches ein Stadtteil von Menden (Märkischer Kreis) ist. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER / NRW-LUFTBILDAGENTUR.DE
Die Ruhrtalklinik liegt am Rande des Dorfes Wimbern. Einige Meter weiter beginnt Barge, welches ein Stadtteil von Menden (Märkischer Kreis) ist. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER / NRW-LUFTBILDAGENTUR.DE
Patienten mit Pflegepersonal vor dem Haupteingang der Ruhrtalklinik ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Patienten mit Pflegepersonal vor dem Haupteingang der Ruhrtalklinik ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das Gut Beringhof an der Ruhr fungiert als Reiterhof und Trainingszentrum für Sportpferde. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER / NRW-LUFTBILDAGENTUR.DE
Das Gut Beringhof an der Ruhr fungiert als Reiterhof und Trainingszentrum für Sportpferde. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER / NRW-LUFTBILDAGENTUR.DE
Schmiedeeisernes Tor am Eingang zum Beringhof ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Schmiedeeisernes Tor am Eingang zum Beringhof ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das prächtige Herrenhaus des Beringhofes, der seit 2008 von Andrea und Bernd Müller sowie ihren Kindern als Reiterhof und modernes Trainingszentrum für Sportpferde genutzt wird. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das prächtige Herrenhaus des Beringhofes, der seit 2008 von Andrea und Bernd Müller sowie ihren Kindern als Reiterhof und modernes Trainingszentrum für Sportpferde genutzt wird. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Das Heilig-Geist-Kloster der Steyler Missionsschwestern mit dem wunderbaren Klostergarten. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER / WWW.NRW-LUFTBILDAGENTUR.DE
Das Heilig-Geist-Kloster der Steyler Missionsschwestern mit dem wunderbaren Klostergarten. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER / WWW.NRW-LUFTBILDAGENTUR.DE
Der Kirchraum im Innern des Klosters ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Der Kirchraum im Innern des Klosters ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER