„Friederike“ und die Folgen: Viele Schäden durch Orkan in Wickede

21. Januar 2018

WICKEDE (RUHR). Von der sprichwörtlichen „Ruhe nach dem Sturm“ kann man auch einige Tage nach dem Orkan „Friederike“ in der Ruhrgemeinde wohl noch nicht sprechen. Eher von den „Reparaturen nach dem Sturm“. Denn selbst am heutigen Sonntag (21. Januar 2018) waren beispielsweise etliche Dachdecker unterwegs, um im Akkord kleinere Schäden an Privat- und Geschäftshäusern zu beheben, deren Ziegel von den Windböen am Donnerstag (18. Januar 2018) zu Boden geschleudert worden waren. Auch die Forstleute hatten kein ruhiges Wochenende. Sie ermitteln derzeit erst einmal wie groß die Schäden im Wald wirklich sind.

So verschaffte sich der seit kurzem für die Gemeinde Wickede (Ruhr) zuständige Förster Allan Mitchell vom Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“ am Samstag erst einmal einen ersten Eindruck von den Sturmschäden im kommunalen Waldgebiet im Hövel. Dort sind die Bäume augenscheinlich reihenweise von den Orkanböen entwurzelt oder abgeknickt worden.

Flächenschaden durch Windwurf im Hövelwald

Mitchell erkannte in dem Windwurf in dem Wickeder Wald gleich einen Flächenschaden, der eine Fläche von zirka einem Hektar betrifft. Rund 400 Festmeter Holz lägen nach dem Sturm am Boden, schätzte der Forstwirt im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Auch die noch vereinzelt stehenden Bäume müssten wahrscheinlich gefällt werden, um das ganze Gelände mit jungen Bäumen neu aufzuforsten. Ansonsten fielen die einzeln stehenden Fichten voraussichtlich ohnehin dem nächsten Starkwind zum Opfer, da die hohen Nadelkronen der Flachwurzler eine erhebliche Hebelkraft böten.

Förster rät zur Wiederaufforstung als Mischwald

Da weitere Bäume im Hövelwald durch Borkenkäfer geschädigt seien, empfiehlt Förster Allan Mitchell vom Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“ der Gemeinde Wickede (Ruhr) eine grundlegende Wiederaufforstung des Bereiches. Neben Ahorn, Buche und Eiche, die nicht so windanfällig sind und deshalb den schützenden Rand bilden sollten, könnte sich Mitchell für die restliche Fläche im Innern gut Nadelbäume wie Douglasien, Lärchen und Küstentannen vorstellen, so dass ein Mischwald entstünde, der dem Wind hoffentlich mehr trotzt.

Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern und mehr

Bei Orkanen wie „Friederike“ mit Windgeschwindigkeiten in der Spitze von 200 Stundenkilometern und mehr seien Bäume allerdings grundsätzlich gefährdet, meinte Mitchell. Da müsse man immer mit Windwurf und -bruch rechnen.

Wenn man die entsprechenden Forstmaschinen in den Wald bekäme – hier spielen Verfügbarkeit und Nässe des Waldbodens eine Rolle – könne man den Hövelwald eventuell in den nächsten zwei Monaten bearbeiten, so Mitchell.

Landstraße zwischen Echthausen und Voßwinkel weiterhin gesperrt

Erneut stark von den Orkanböen betroffen ist auch der bewaldete Hang entlang der Landstraße 732 zwischen Echthausen und Voßwinkel, die noch immer für den Straßenverkehr gesperrt ist. Zuständig ist dort der Forstbetrieb Ketteler-Boeselager.

Flachdächer von Industriebetrieben durch Sturm großflächig abgedeckt

Erhebliche Schäden gibt es auch an zwei Wickeder Industriebetrieben: Beim Metallbetrieb  „Wilhelm Humpert GmbH & Co. KG“ deckte Orkan „Friederike“ gleich mehrere hundert Quadratmeter eines Flachdaches einer Halle an der Ecke Erlenstraße / Fröndenberger Straße ab. Dadurch drangen erhebliche Mengen von Regenwasser in die Produktionsstätte ein.

Geschäftsführer Ralf Humpert erklärte im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass dadurch zwar keine Personen zu Schaden gekommen seien, aber wichtige Maschinen so nass geworden seien, dass man sie wohl erst auseinanderbauen und trocknen müsse. Er rechne mit voraussichtlich einer Woche Produktionsausfall, so Ralf Humpert. 

Der Dachdecker-Betrieb Bente habe aber dankenswerter Weise sofort mit einer Not-Reparatur begonnen, nachdem der Wind sich wieder beruhigt habe.

Büros in Trockenbauweise innerhalb der Halle seien so vom Wassereinbruch durchnässt und beschädigt, dass man sie vermutlich nur noch abreißen könne, meinte Ralf Humpert.

Produktionsausfälle  in Wickeder Betrieben auf Grund des Sturms

Betroffen von den Orkanböen war auch die Firma „MBT PolyTapes“. Wie Geschäftsführer Christian Bünte gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mitteilte, seien bei dem Dach des relativ neuen Verwaltungsgebäudes die äußere Schicht und die Dämmung größtenteils abgedeckt worden. Und auch ein Teil des Daches einer Produktionshalle habe Schaden genommen. Zudem seien einige Lichtkuppeln zerstört worden.

Die Mitarbeiter von „MBT PolyTapes“ hätten aber umgehend alles provisorisch abgedeckt beziehungsweise durch Not-Reparaturen gesichert. – Bünte: „Zur Schadenshöhe kann derzeit noch keine Aussage gemacht werden.“

Während des Orkans sei die Folien-Produktion aus Sicherheitsgründen eingestellt worden, so dass ein Teil der Frühschicht sowie auch ein Großteil der Spätschicht am Donnerstag ausgefallen sei. Bünte: „Im Laufe des Nachmittags wurde dann mit den Aufräumarbeiten begonnen und alle Abteilungen nahmen spätestens zu Beginn der Nachtschicht ihren regulären Betrieb wieder auf.“ Die Mitarbeiter hätten bei den Aufräum- und Abdichtungsarbeiten alle gut geholfen, so Bünte dankbar.

Beim Teschler-Center drückte der Wind riesige Schaufensterscheiben ein

Den Sturm zu spüren bekam auch das Teschler-Center an der Ecke Fröndenberger Straße und Hauptstraße. Dort fegte „Friederike“ nicht nur ein paar Dachpfannen über der Bäckerei-Filiale Niehaves herunter sondern ließ auch beim „TG Markenvertrieb für Automobile“ und bei „exclusive-mobile.eu“ jeweils eine riesige Schaufensterscheibe zerbersten.

Kommune hat noch nicht alle Sturmschäden bilanziert

Sturmschäden verzeichnete auch die Kommune. Wie Bürgermeister Dr. Martin Michalzik auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mitteilte, hätten einige Dachziegel vom Rathaus-Anbau parkende Fahrzeuge beschädigt.

Eine große Esche sei zudem vom „Schmitz Hof“ auf das Grundstück der Familie Humberg gekracht und habe dort nicht nur ein Gartenhaus sondern auch das Dach des Wohngebäudes beschädigt.

An der Sekundarschule habe der Orkan eine Holzhütte auf dem Schulhof komplett zerstört, berichtete zudem Hausmeister Thomas Fischer. Die Trümmer habe man bereits beseitigt.

Bilanz des finanziellen Schadens frühestens in einigen Monaten möglich

Ebenso wie Frank Swiadek von der LVM-Versicherungsagentur „Swiadek & Müller“ haben auch Bürgermeister Dr. Martin Michalzik und Dachdeckermeister René Bente übrigens längst noch keine vollständige Gesamtübersicht über alle Sturmschäden in ihrem Bereich. Neben den rund 60 Feuerwehr-Einsätzen dürfte es allerdings alleine in der Ruhrgemeinde einige hundert Schäden im privaten und gewerblichen Bereich gegeben haben, schätzen Experten.

Wie hoch der ungefähre finanzielle Gesamtschaden in Wickede (Ruhr) für die Versicherungen sei, könne man frühestens in einigen Monaten sagen, wenn die Rechnungen für Reparaturen und Ersatzbeschaffungen vorlägen, so Frank Swiadek von der LVM. – Die Summe dürfte aber erheblich sein.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

Teile des herunter geflogenen Foliendaches bei MBT PolyTapes am Ruhrufer in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
Teile des herunter geflogenen Foliendaches bei MBT PolyTapes am Ruhrufer in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
ANZEIGE
ANZEIGE
Bis zur Dunkelheit waren die Handwerker auf den Dächern - wie hier auf dem zerstörten Flachdach der Firma Humpert in Wickede - unterwegs, um Häuser und Hallen zumindest provisorisch abzudichten. FOTO: ANDREAS DUNKER
Bis zur Dunkelheit waren die Handwerker auf den Dächern - wie hier auf dem zerstörten Flachdach der Firma Humpert in Wickede - unterwegs, um Häuser und Hallen zumindest provisorisch abzudichten. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die durchnässte Halle von Humpert: die Folgen des Orkans "Friederike" sorgen hier für erhebliche Produktionsausfälle. Durch das zerstörte Dach kam das Regenwasser wie durch ein Sieb. Zeitweise stand der Fußboden komplett unter Wasser. Auch die Maschinen erlitten Schäden. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die durchnässte Halle von Humpert: die Folgen des Orkans "Friederike" sorgen hier für erhebliche Produktionsausfälle. Durch das zerstörte Dach kam das Regenwasser wie durch ein Sieb. Zeitweise stand der Fußboden komplett unter Wasser. Auch die Maschinen erlitten Schäden. FOTO: ANDREAS DUNKER
Förster Allan Mitchell vom Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“ begutachtete am Samstag den Schaden durch den Windwurf im Hövelwald. FOTO: ANDREAS DUNKER
Förster Allan Mitchell vom Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“ begutachtete am Samstag den Schaden durch den Windwurf im Hövelwald. FOTO: ANDREAS DUNKER
Blick in den durch Windwurf und Windbruch gelichteten Hövelwald in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
Blick in den durch Windwurf und Windbruch gelichteten Hövelwald in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
Ein durch Baumstämme blockierter Waldweg im Hövel. Das Betreten des Waldes ist aktuell lebensgefährlich und mindestens bis Monatsende behördlich verboten. FOTO: ANDREAS DUNKER
Ein durch Baumstämme blockierter Waldweg im Hövel. Das Betreten des Waldes ist aktuell lebensgefährlich und mindestens bis Monatsende behördlich verboten. FOTO: ANDREAS DUNKER
Selbst am Sonntag waren Dachdecker noch unterwegs, um durch den Orkan "Friederike" entstandene Schäden schnell zu beseitigen. FOTO: ANDREAS DUNKER
Selbst am Sonntag waren Dachdecker noch unterwegs, um durch den Orkan "Friederike" entstandene Schäden schnell zu beseitigen. FOTO: ANDREAS DUNKER
Ein durch den Sturm umgestürzter Baum auf der Marscheidstraße vor dem "Gesundheitswerk" in Wickede FOTO: FEUERWEHR
Ein durch den Sturm umgestürzter Baum auf der Marscheidstraße vor dem "Gesundheitswerk" in Wickede FOTO: FEUERWEHR
Die Feuerwehr zersägte diesen umgefallenen Baum des Erbke-Waldes an der Hövelstraße in Wickede. FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Feuerwehr zersägte diesen umgefallenen Baum des Erbke-Waldes an der Hövelstraße in Wickede. FOTO: ANDREAS DUNKER
Der Sturm drückte am Teschler-Center zwei riesige Schaufensterscheiben ein. FOTO: ANDREAS DUNKER
Der Sturm drückte am Teschler-Center zwei riesige Schaufensterscheiben ein. FOTO: ANDREAS DUNKER
Mitarbeiter von Hermes Metallbau verschlossen die entstandenen Löcher provisorisch mit Holzverschlägen. FOTO: ANDREAS DUNKER
Mitarbeiter von Hermes Metallbau verschlossen die entstandenen Löcher provisorisch mit Holzverschlägen. FOTO: ANDREAS DUNKER