Schulträger, Schulleitung und Schulpflegschaft betonen positive Seiten der Sekundarschule

25. Januar 2018

WICKEDE (RUHR). Lobend über die Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) haben sich jetzt Anne Heite und Stefan Ritz geäußert. Anders als manch kritische Stimmen aus der Elternschaft (wir berichteten) sehen die beiden Sprecher der Schulpflegschaft überwiegend positive Seiten an der Ganztagsschule im Hövel.

Zusammen mit Schulleiter Peter Zarnitz beteuerten Heite und Ritz, dass sie keine Bedrohung für die weitere Existenz der Schule auf Grund der geringen Anmeldezahlen in den fünften Jahrgängen sehen würden. Vielmehr garantiere die jüngste Gesetzesinitiative der CDU-und-FDP-Landesregierung für eine mögliche Zweizügigkeit der Sekundarschulen in Nordrhein-Westfalen auch den Fortbestand von kleineren Sekundarschulen mit geringer Schülerzahl – wie in Wickede.

Die demografische Entwicklung gerade im ländlichen Raum mache diese Änderung im Schulgesetz notwendig, erklärte Anne Heite, die auch Mitglied im Soester Kreistag und in der Partei „Bündnis 90 / Die Grünen“ ist.

Bürgermeister betont, dass Wickeder Sekundarschule nicht von Schließung bedroht ist

Auch Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) hatte zuvor im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mehrfach betont, dass die Wickeder Sekundarschule keinesfalls von einer Schließung bedroht sei.

Allerdings bestätigte er auch Verhandlungen mit der Stadt Werl bezüglich einer möglichen Kooperation mit der dortigen Sälzer-Sekundarschule, um eventuell Schüler aus der Nachbarstadt mit in Wickede zu unterrichten.

Ob es gelingt Fahrschüler von der größeren Stadt in die kleinere Gemeinde zu bekommen, bleibt allerdings abzuwarten, meinen Skeptiker. Denn bislang sei der Weg immer umgekehrt gewesen.

WDR hat Falschmeldung zu akuten Auflösungsplänen  korrigiert  

Nach Klarstellung durch Schulleiter Peter Zarnitz und seitens der Gemeinde Wickede (Ruhr) als Schulträger hatte die Redaktion des WDR-Teletextes kürzlich ihre Falschmeldung vom 29. Dezember 2017 korrigiert, dass die Sekundarschule in Wickede „akut“ von der Schließung bedroht sei und aufgelöst werden solle. – Diese Nachricht hatte bekanntlich für Verunsicherung bei Eltern und Schülern sowie weiteren Bürgern gesorgt.

Anlass für die Berichterstattung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) war die Antwort der NRW-Landesregierung auf eine „Kleine Anfrage“ des fraktionslosen Landtagsabgeordneten Alexander Langguth gewesen (wir berichteten).

Aus diesem Dokument durfte man zwar nicht schließen, dass die Wickeder Sekundarschule „akut“ von einer Schließung bedroht sei – wie es der WDR fälschlicherweise tat, aber man konnte aus dem Text sehr wohl ablesen, dass das ursprüngliche pädagogische Konzept der leistungsdifferenzierten Kurse innerhalb der Sekundarschule durch eine geringe Schülerzahl massiv gefährdet ist.

Jetziges Unterrichtssystem der Sekundarschule muss sich verändern

Zarnitz machte in dem Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ jetzt auch deutlich, dass sich mit der möglichen Zweizügigkeit von Sekundarschulen die Frage stelle, ob die Sekundarschule teilintegriert oder integriert organisiert werden solle. Denn mit schwachen Jahrgängen lasse sich ein differenziertes Kurssystem je nach Leistungsvermögen der Schüler tatsächlich kaum realisieren. Er hoffe aber für die Zukunft auf eine Möglichkeit der Differenzierung innerhalb des Unterrichts. 

Erhalt der Sekundarschule wichtig für die Zukunft der Industriegemeinde

Schulleiter Peter Zarnitz und Kommunalpolitikerin Anne Heite betonten in diesem Zusammenhang wie wichtig eine weiterführende Schule auch als Infrastruktur-Element für die Ruhrgemeinde sei. Die Sekundarschule sei die einzig mögliche Form einer weiterführenden Schule für Wickede. Denn das Potenzial für eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe gäbe es vor Ort nicht.

Nicht jedes Kind muss nach der Grundschule gleich zum Gymnasium

Schulpflegschaftssprecherin und Kommunalpolitikerin Anne Heite (Bündnis 90 / Die Grüne) vertrat zudem die Auffassung, dass nicht jedes Kind nach Abschluss der Grundschule gleich zum Gymnasium gehen müsse. – Damit sei der Weg zum Abitur auch längst noch nicht verbaut, meinte Heite.

Der qualifizierte mittlere Bildungsabschluss und der Wechsel nach Klasse 10 in eine gymnasiale Oberstufe einer Gesamtschule, eines Berufskollegs oder eines Gymnasiums sei für viele Jugendliche vielleicht der bessere Weg und eine gleichwertige Alternativem, so Heite. Auch Rektor Peter Zarnitz vertrat diese Ansicht.

Außerdem sei es wichtig, erklärte Heite, dass es noch Schulabgänger für die praktische Ausbildung als Handwerker und Facharbeiter gebe und nicht nur Abiturienten.

„Du bist willkommen, so wie Du bist!“

Rektor Zarnitz erklärte, dass alle Kinder auf der Wickeder Sekundarschule willkommen seien. Dazu bedürfe es keiner Voraussetzungen wie auf einem Gymnasium in der Nachbarstadt Werl, welches den Anspruch erhebe, nur „leistungsstarke, motivierte und aggressionslose“ Schüler bei sich aufzunehmen. Sein Motto laute: „Du bist willkommen, so wie Du bist!“ – Anne Heite hob in diesem Zusammenhang hervor, dass der Wickeder Sekundarschule die sonderpädagogische Ausbildung von Rektor Peter Zarnitz sehr zugute komme.

In Wickede nicht mehr Mobbing als an anderen Schulen

Zu der aktuellen Problematik des „schweren Cyber-Mobbings“ erklärten Rektor und und die Vertreter der Schulpflegschaft, dass diese Art des Mobbings vorrangig durch die Eltern zu klären sei, die verantwortlich für die technischen Mittel zeichneten.

Als Schule stelle man sich den daraus resultierenden Konflikten offen gegenüber und habe beispielsweise durch einen Vortrag eines Polizeibeamten zur rechtlichen Situation und zu optimalen Verhaltensweisen informiert. Maßgeblich seien jedoch die Eltern, die die Veranstaltung allerdings kaum genutzt hätten.

Dass Cyber-Mobbing-Problem sei jedenfalls nicht größer als an anderen Schulen auch, unterstrich Zarnitz. Auch Bürgermeister Dr. Michalzik hatte dies bereits kürzlich so erklärt.

Stellungnahme zur Lehrer-Fluktuation und zu Unterrichtsausfällen

Stellung bezogen die drei Elternvertreter, darunter auch Nina Rodegra aus Wimbern, und Schulleiter Peter Zarnitz in dem längeren Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ auch zur Personalfluktuation und zum Unterrichtsausfall an der Wickeder Sekundarschule.

Anne Heite als Elternteil hatte hier bislang keine besondere Häufung eines Unterrichtsausfalls feststellen können.

Und Rektor Zarnitz stellte fest, dass derzeit rund 2.300 Lehrer-Stellen in Nordrhein-Westfalen nicht besetzt seien. Deshalb sei der Arbeitsmarkt für Vertretungen bei Schwangerschaft, Elternzeit und Dauererkrankungen von Kollegen stark in Bewegung. Lehrer mit einer befristeten Stelle an der Wickeder Sekundarschule würden deshalb natürlich schnell kündigen, wenn sie andernorts eine Festanstellung bekämen.

Beim Personalmanagement versuche er aber das Beste für Wickede herauszuholen, versicherte Zarnitz. Viele junge Lehrer zögen allerdings großstädtische Angebote dem ländlichen Raum vor.

Inzwischen bilde die Wickeder Sekundarschule sogar schon zwei Seiteneinsteiger als Lehrkräfte aus, die zwar ein Studium aber kein pädagogisches Lehramtsstudium mitbrächten, ließ Zarnitz wissen.

Eine Sekundarschule oder keine weiterführende Schule für Wickede

Schulträger, Schulleitung und Schulpflegschaft betonten gemeinsam, dass aus ihrer Sicht viele Eltern die Wickeder Sekundarschule schätzen würden. Und Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) erklärte: „Ohne die seinerzeitige Entscheidung, eine Sekundarschule zu starten, wäre Wickede heute wie Welver ohne weiterführende Schule.“ Er sei bezüglich des Fortbestandes der Bildungseinrichtung im Hövel zuversichtlich, so Michalzik.

Positive Entwicklung der Gemeinde hängt mit Erhalt des Schulstandortes zusammen

Eine positive Entwicklung der Gemeinde Wickede (Ruhr) sei eng mit dem Erhalt des Schulstandortes verbunden, zeigten sich Schulträger, Schulleitung und Schulpflegschaft einig. Denn nur dadurch würden junge Familien am Ort gehalten oder animiert sich hier anzusiedeln, so die einhellige Meinung.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Schulleiter Peter Zarnitz und die Schulpflegschaftsvorsitzenden Anne Heite und Stefan Ritz (von links) von der Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) FOTO: ANDREAS DUNKER
Schulleiter Peter Zarnitz und die Schulpflegschaftsvorsitzenden Anne Heite und Stefan Ritz (von links) von der Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) FOTO: ANDREAS DUNKER
Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) bei einem Besuch des Schulstandortes im Hövel ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) bei einem Besuch des Schulstandortes im Hövel ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER