Sekundarschule Wickede: „Dringlichkeitsbeschluss“ zur Kooperation mit Werl unterzeichnet

26. Januar 2018

WICKEDE (RUHR) / WERL. Die Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) kommt nicht aus den Schlagzeilen heraus: Während Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) sich am Mittwoch dieser Woche in einem schriftlichen Statement gegenüber unserer Redaktion „zuversichtlich für diese Bildungseinrichtung“ gezeigt hatte, liest sich die aktuelle Meldung auf der Homepage der Kommune am heutigen Freitag (26. Januar 2018) ganz anders. Dort ist von einem „Dringlichkeitsbeschluss“ die Rede, der den Weg für einen Kooperationsvertrag zwischen der Sekundarschule Wickede (Ruhr) und der Sälzer-Sekundarschule der Nachbarstadt Werl freimacht.

Bislang hatten Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) als Vertreter des Schulträgers und Schulleiter Peter Zarnitz gegenüber Medienvertretern vehement dementiert, dass die Sekundarschule Wickede (Ruhr) von einer Schließung bedroht sei. – Nunmehr scheint es ohne interkommunale Kooperation allerdings eng zu werden …

Aus der Antwort der NRW-Landesregierung auf eine „Kleine Anfrage“ des fraktionslosen Landtagsabgeordneten Alexander Langguth hingegen hatten mehrere Medienvertreter durchaus bereits geschlossen, dass die Existenz der Wickeder Bildungseinrichtung über kurz oder lang gefährdet sein könnte (wir berichteten).

Insbesondere deshalb, weil durch zu wenig Neuanmeldungen für die jeweiligen fünften Jahrgänge das ursprüngliche pädagogische Konzept der leistungsdifferenzierten Kurse innerhalb der Sekundarschule durch eine geringe Schülerzahl massiv gefährdet zu sein scheint. – Da hilft es auch nicht, wenn die CDU-FDP-Landesregierung ein neues Gesetz zur möglichen Zweizügigkeit von Sekundarschulen auf den Weg bringen will, während aktuell eine Dreizügigkeit als Regelfall vorgeschrieben ist und eine Zweizügigkeit nur mit einer Ausnahmegenehmigung geht.

Zarnitz zog Zitat zurück

Auch Rektor Peter Zarnitz ist dieses Problem wohl bewusst, denn er hatte mündlich in einem Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ am 17. Januar 2018 erklärt: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, müsste die Schule geschlossen werden!“

Nach der Bitte um eine nochmalige „Autorisierung“ hieß es dann plötzlich in einer E-Mail des Schulleiters vom 24. Januar 2018: „Das ist falsch. Dieses Zitat spiegelt in keiner Weise, meine im Gespräch letzte Woche geäußerte Auffassung.“ Und weiter teilte Zarnitz schriftlich mit: „Im Zusammenhang mit der möglichen Zweizügigkeit stellt sich auch die Frage, ob die Sekundarschule teilintegriert oder integriert organisiert wird.“

Nachricht von „vorgezogener Ratsentscheidung“ nicht als Mitteilung an die Medien

Und nun die Nachricht von der „vorgezogenen Ratsentscheidung“ mit Dr. Martin Michalzik (CDU), Vize-Bürgermeisterin Gertrud Martin (CDU) und Schulausschuss-Vorsitzendem Norbert Spieth (SPD) ganz eilig „grünes Licht“ für eine baldige Kooperation zwischen den Sekundarschulen in Werl und Wickede gegeben haben.

Dazu heißt es auf der Homepage der Gemeinde Wickede (Ruhr) desweiteren: „Bereits im Dezember (2017, Anm. d. Red.) hatte sich der Rat (in einer nicht-öffentlichen Sitzung, Anm. d. Red.) grundsätzlich mit dem Thema befasst. Da die nächste planmäßige Sitzung aber erst im März (2018, Anm. d. Red.) ist, haben wir rechtzeitig zur neuen Anmelde-Runde an den Schulen die nötige Entscheidung auch formgerecht klar gemacht.“ – Offenbar nur durch eine Indiskretion von Werler Seite waren die Kooperationsverhandlungen kurz danach publik geworden.

Die im Wickeder Rathaus für das Schulwesen zuständige Fachbereichsleiterin Susanne Modler erklärte, das der Werler Bürgermeister Michael Grossmann (CDU) und der Wickeder Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) in Kürze einen Kooperationsvertrag unterzeichnen wollen.

Interkommunales Kooperationsmodell wie bei Musikschule oder Volkshochschule?

Vergleiche mit interkommunalen Institutionen wie der Musikschule und der Volkshochschule Werl, Wickede (Ruhr) und Ense, wie sie im Text auf der Gemeinde-Homepage genannt werden, zeigen auf, dass sich Lokalpolitik und Verwaltung zukünftig offenbar eine sehr intensive Zusammenarbeit der Sekundarschulen im westlichen Zipfel des Kreises Soest vorstellen könnten.

Zusammenarbeit als (Überlebens-)Chance für Wickeder Sekundarschule

Laut der Veröffentlichung auf der Wickeder Seite sieht man in der neuen Verpflechtung zwischen den Sekundarschulen durchaus „Chancen“. – Vielleicht ist es für die Bildungseinrichtung im Hövel ja sogar die einzige (Überlebens-)Chance.

Und wenn Michalzik und Co. dies als einzige Lösung für den Erhalt einer weiterführenden Schule in Wickede so erkannt haben, ist dies durchaus positiv zu bewerten.

Keine offizielle Presse-Mitteilung – nur eine Meldung auf der Gemeinde-Homepage

Eine Presse-Mitteilung aus dem Wickeder Rathaus zu dem Thema hat die Redaktion von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ übrigens bislang nicht erhalten. Nur durch eigene Recherchen wurden wir am heutigen Freitag (26. Januar 2018) mehr oder minder zufällig auf die Neuigkeit bezüglich der einzigen weiterführenden Schule in der Ruhrgemeinde aufmerksam.

Eine öffentliche politische Diskussion zu der Kooperation wurde scheinbar bewusst nicht gewollt, vermutlich weil den Verantwortlichen in der Ruhrgemeinde klar ist, wie politisch brisant ein mögliches Scheitern der Wickeder Sekundarschule wäre, nachdem gerade rund acht Millionen (!) Euro Steuergelder in den Um- und Ausbau der Bildungseinrichtung im Hövel investiert wurden.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ 


WEITERE INFORMATIONEN: https://www.landtag.nrw.de/Dokumentenservice/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-1583.pdf;jsessionid=EEB1070C6D5460B65AA83DA6949982C7.ifxworker

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Die Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) bleibt offensichtlich eine "Baustelle". Hier ein Bild mit Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU, 2. von links) und Schulleiter Peter Zarnitz (rechts) während einer Baustellen-Besichtigung. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) bleibt offensichtlich eine "Baustelle". Hier ein Bild mit Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU, 2. von links) und Schulleiter Peter Zarnitz (rechts) während einer Baustellen-Besichtigung. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER