Wie geht es mit der Renaturierung der Ruhr und dem Hochwasserschutz weiter?

19. April 2018

WICKEDE (RUHR). Wie geht es mit der geplanten Renaturierung der Ruhr und dem Hochwasserschutz rund um das Bau- und Siedlungsgebiet am alten Sportplatz an der Ruhrbrücke weiter? – Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) von der Gemeinde Wickede (Ruhr) und Ulrich Detering als Dezernent für Wasserwirtschaft bei der Bezirksregierung Arnsberg in Lippstadt gaben auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" am heutigen Donnerstag (19. April 2018) einige Auskünfte.

Wasserbau-Ingenieur Ulrich Detering erklärte, dass die Berzirksregierung Arnsberg weiterhin an dem Projekt arbeite und er auf einen zügigen Fortschritt hoffe. Nicht in allen Bereichen sei seine Behörde aber „Herr des Verfahrens".

EG-Wasserrahmenrichtlinie gab Impuls

Laut der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft (EG) müsse die Renaturierung zwar erst bis 2027 abgeschlossen werden, er selbst hoffe aber auf eine wesentlich frühere Realisierung des zweiten Ruhr-Abschnittes in Wickede, so Detering.

Bürgermeister sieht große Chance für die Gemeinde

Dieser Wunsch deckt sich mit Zielen der Gemeinde: „In der naturnahen Umgestaltung der Flusslandschaft auch westlich vom Trommelwehr sehe ich eine große Chance für Wickede (Ruhr)", sagte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU). „Der östliche Abschnitt und die Beispiele anderer Städte zeigen, wie sehr Bürger und Besucher eine Erholungs- und Erlebniswelt am Fluss schätzen und nutzen. Diese Chance wünschen wir uns natürlich auch für Wickede (Ruhr)."

Ein „attraktives Ruhr- und Ruhe-Ufer" für Jung und Alt

Dabei habe die Kommune einige Ideen parat, wie sich ein „attraktives Ruhr- und Ruhe-Ufer" für Jung und Alt gestalten lasse, so Michalzik. Dies gelte auch für die Fahrrad-Touristen. „Wenn es nach uns geht, soll es lieber heute als morgen losgehen."

Grundsätzlich können die nötigen Planungen noch in diesem Jahr fertig gestellt werden. Mitte 2019 sei das Genehmigungsverfahren möglich. Hier könnten beispielsweise andere Behörden und Bürger noch Anregungen oder Einwände vorbringen.

Beginn der Baumaßnahmen im Jahre 2020 realistisch

Da bei einem so großen Projekt generell Qualität vor Schnelligkeit gehe, sei wohl ein Baubeginn erst im Jahre 2020 realistisch.

Aktuell liefen auch noch seit längerem andauernde Verhandlungen über den Ankauf von Grundstücken eines Wimberner Landwirtes, so Detering.

Dabei haben sich Land und Landwirt aber noch nicht über einen angemessenen Preis für einige am südlichen Ruhrufer gelegenen Wiesen geeinigt, wie die beiden Parteien gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" bestätigten.

Michalzik wünscht sich baldige Einigung mit Landwirt

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) würde sich hier eine baldige Einigung „im Interesse der neuen Chancen für unsere Gemeinde" sehr wünschen, ließ er wissen.

Weiterhin müsse die Bezirksregierung noch Flächennutzungen mit Pächtern und insbesondere einem flussnahen Schäferei-Betrieb abstimmen, erklärte Wasserbau-Ingenieur Detering im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE". Dabei sei das Land stets an einvernehmlichen Lösungen mit den Landwirten interessiert.

Für einen auswärts wohnenden Nutzer, der aktuell Wickeder Weiden bewirtschafte, stünden beispielsweise bereits Alternativflächen außerhalb der Ruhrgemeinde in Aussicht.

Andere notwendige Flächen habe das Land zwischenzeitlich bereits von Wickeder Firmen an der Ruhr angekauft, um diese Grundstücke für die Renaturierung des zweiten Flussabschnittes zu nutzen.

Parallel zur Flussrenaturierung wird auch der Hochwasserschutz voran getrieben

Parallel zu den Plänen für die Wiederherstellung eines naturnahen Flusses treibt die Gemeindeverwaltung Wickede (Ruhr) zusammen mit der Arnsberger Bezirksregierung die Verstärkung des Hochwasserschutzes am Ruhrufer voran, um Überschwemmungen im Bau- und Siedlungsbereich zu vermeiden. Zuletzt war die Ruhrgemeinde in den Jahren 2007 und 2011 von entsprechenden Hochwasserständen betroffen.

„Das Risiko von Überschwemmungen steigt durch Klimaveränderungen auch bei uns", ist Bürgermeister Michalzik überzeugt. Deshalb müsse man Wohnsiedlungen und Gewerbebetriebe rund um die Erlenstraße schützen. Michalzik: „Dazu wäre es sinnvoll, die Umgestaltung von Fluss und Ufern mit einem neuen Hochwasserschutz in angemessener, aber unauffälliger Höhe zu verbinden."

Neben einer Deichanlage, die eventuell teure Folgekosten für Kontrolle und Unterhaltung mit sich bringen würde, könnte sich Wasserbau-Ingenieur Deterin eine Ufermauer mit Sitzgelegenheiten oder am Besten eine flächige Aufhöhung als Hochwasserschutz-Maßnahmen vorstellen.

Michalzik: „Optionen und Kosten lässt die Gemeinde gerade ermitteln. Dann soll der Rat noch 2018 eine Grundsatzentscheidung treffen, die in den darauffolgenden Jahren umgesetzt wird. Damit wird es auch möglich, den alten Sportplatz als Gewerbefläche zu vermarkten."

EG-Wasserrahmenrichtlinie gab entscheidenden Impuls

Den entscheidenden Impuls für eine Neugestaltung der Flusslandschaften gab die im Jahr 2000 neu herausgegebene EG-Wasserrahmenrichtlinie.

Ihr Ziel ist sauberes Wasser mit großer biologischer Vielfalt. Neben Gewässerökologie und Hochwasserschutz sollen auch der Erholungswert der Flüsse und Auen gesteigert werden.

Flussabschnitt oberhalb des Trommelwehrs bereits 2013/2014 renaturiert

In den Jahren 2013 und 2014 wurde bereits der 2,1 Kilometer lange Abschnitt oberhalb des sogenannten Trommelwehres in Wickede für rund 1,2 Millionen Euro renaturiert.

Während die Ruhr unterhalb dieses historischen Bauwerkes noch von massiven Befestigungssteinen in einem schmalen Kanal weitergeleitet wird, soll das Fließgewässer sich zukünftig in einem wesentlich breiteren Bett durchs Tal ziehen und damit wieder zur ursprünglichen Form zurückkehren.

Der zweite Renaturierungsabschnitt erstreckt sich vom Trommelwehr bis zirka 300 Meter unterhalb der Einmündung des Untergrabens der Wasserkraftanlage Walters gegenüber dem Bootshaus – und damit bereits bis auf Fröndenberger Stadtgebiet. Die Strecke umfasst etwa 3,1 Flusskilometer.

„Im Planungsbereich befinden sich zirka 33 Hektar Fläche im Besitz der Bezirksregierung Arnsberg, diese werden jedoch nicht komplett betroffen sein", so Detering. „Zusätzliche Teilflächen nördlich der Ruhr sind im Besitz der Gemeinde Wickede (Ruhr)."

Überplant würden insgesamt zirka elf Hektar Wasserfläche des Mittelgebirgsflusses, die noch zur Landfläche hinzugerechnet werden müssten.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Die renaturierte Flusslandschaft in Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die renaturierte Flusslandschaft in Wickede (Ruhr) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER