30. April 2018
WICKEDE (RUHR). In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 wurde die Möhnetalsperre durch die Flieger der britischen „Royale Air Force“ mittels einer springenden Rollbombe teilweise zerstört. Durch das riesige Loch in der Staumauer ergoss sich eine verheerende Wasserflut, die in dem sich anschließenden Möhne- und Ruhrtal des nachts rund 1.200 Menschen in den Tod riss. – Jährlich gedenkt man der Opfer dieser Katastrophe des Zweiten Weltkrieges.
Zerstörung und Tod im Ruhrtal
In der „Chronik des 20. Jahrhunderts · 100 Jahre · Wickede
(Ruhr) · 1900-2000“ heißt es: „Um 0.15 Uhr birst die Mauer und eine mehrere
Meter hohe Wasserwelle wälzt sich durch das Möhne- und Ruhrtal. Sie nimmt alles
mit, was sich ihr in den Weg stellt. Das Wickeder Unterdorf wird überflutet und
großteils zerstört. Das Wasser steigt bis etwa in Höhe der Einmündung der
Kirchstraße in die Hauptstraße an. In einigen Häusern steht das Wasser bis in
den zweiten Stock.“
Zwei Todesopfer aus Echthausen
Und weiter heißt es wörtlich in dem Werk: „Das wütende Wasser überspült in Echthausen an vielen Stellen die Kreisstraße, Eisenbahnschienen werden teilweise in die Böschung geworfen und die Eisenbahnbrücke wird zerstört. Tagelang werden die mitgeschwemmten Todesopfer im Tal geborgen. Allein auf Echthauser Gebiet zählt man 96 Leichen. Es sind fast ausschließlich russische Arbeiter und Arbeiterinnen, die in Neheim in einer Baracke untergebracht waren. Auch aus der Gemeinde Echthausen werden zwei Todesopfer beklagt (…)“
117 Tote in Folge der Flutkatastrophe alleine in Wickede
Des weiteren heißt es über Wickede: „Unzureichend alarmiert, ertrinken in Wickede 117 Menschen. 76 Wohnungen sind vernichtet, 110 beschädigt. 900 Wickeder sind obdachlos, die im Tal liegenden Produktionsstätten außer Betrieb gesetzt. Wickeder helfen einander in der Not. Die ,Organisation Todt‘ und Pioniere sind in fieberhaftem Einsatz.“
Mahnmal zu Ehren der Wassertoten an der Ruhr
Und aus der Chronik geht weiter hervor, dass am 17. Mai 1958 – 15 Jahre nach der Möhnekatastrophe – am Ufer der Ruhr auf Initiative des Gesellschaftlichen Vereins „Eintracht Erlen“ ein Mahnmal für die Wickeder Wassertoten errichtet worden sei. Direkt gegenüber der Einmündung der Ringstraße in die Hauptstraße. Seitdem findet um den Jahrestag der Möhnekatastrophe am 17. Mai eines jeden Jahres ein Trauermarsch mit Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine zu dem Mahnmal statt.
Gedenkgottesdienst und Gebet am Gräberfeld
Am kommenden Sonntag, 13. Mai 2018, um 10.00 Uhr findet in der katholischen St.-Antonius-Kirche ein Gedenkgottesdienst für die Opfer der Möhnekatastrophe statt. Anschließend gedenkt man der unbekannten Toten im Gebet am Gräberfeld des benachbarten katholischen Friedhofes.
Jährliche Gedenkfeier am Mahnmal an der Ruhr
Am Donnerstag, 17. Mai 2018, um 18.45 Uhr treffen sich Fahnenabordnungen
der Vereine sowie weitere Teilnehmer auf Einladung der Gemeinde Wickede
(Ruhr) an der Gaststätte „Erlenhof“ an der Hauptstraße in Wickede zu
einem Trauermarsch, um entlang der Ruhr schweigend
zum Mahnmal der Wassertoten zu gehen. Dort findet zwischen 19 und 20 Uhr eine Gedenkfeier mit
Kranzniederlegung statt.
Daran beteiligt sind auch Abordnungen der Wickeder Schulen. So sollen Sekundarschüler die Namen der 117 Wickeder Opfer der Möhnekatastrophe verlesen und Jungen und Mädchen der Engelhard- und der Melanchthon-Grundschule jeweils eine Kerze für jeden Verstorbenen am Mahnmal aufstellen.
Erinnerung an alle Opfer von Krieg, Gewalt und Unrecht
Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) dazu: „Bei unserem Gedenken schauen wir nicht nur auf das hier geschehene Leid zurück. Wir zeigen zugleich unser Mitgefühl für alle Opfer von Krieg und Gewalt – damals und heute. Wir setzen uns ein für Frieden statt Krieg, für Dialog statt Konfrontation und für ein gutes Zusammenleben von Menschen, Völkern und Staaten.“
Die Möhnekatastrophe sei das „verhängnisvollste Ereignis in der Geschichte unseres Ortes“, so Bürgermeister Michalzik in seiner jüngsten Einladung zu der Gedenkfeier. Neben den Wickeder Toten der Möhnekatastrophe wolle man im Rahmen der Veranstaltung an alle Opfer von Krieg, Gewalt und Unrecht erinnern.
Kleine Ausstellung im Rathaus geplant
Neben der jährlichen Gedenkfeier soll es 75 Jahre nach der Möhnekatastrophe übrigens auch eine kleine Dokumentation mit Texten und Fotos zu dem schrecklichen historischen Ereignis im Rathaus der Gemeinde Wickede (Ruhr) geben.
ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“