Spedition Schäfer wird aufgelöst: Rund 50 Mitarbeiter betroffen

2. Mai 2018

WICKEDE. Die „Spedition Schäfer GmbH & Co. KG“ im Gewerbegebiet Westerhaar in Wickede stellt zum 30. Juni 2018 ihren Betrieb ein. Dies erklärten die geschäftsführenden Gesellschafter Michael Schäfer (43) und sein Cousin Heinz-Georg Schäfer (39) am heutigen Mittwoch (2. Mai 2018) in einer kurzen schriftlichen Mitteilung. Die rund fünfzig Mitarbeiter seien bereits am Montag über die geplante Auflösung des seit etwa 48 Jahren bestehenden Familienunternehmens informiert worden.

Wie Geschäftsführer Michael Schäfer im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ erklärte, hätten die Gesellschafter das rund 14.000 Quadratmeter große Speditionsgelände samt darauf befindlichen Gebäuden bereits im Herbst 2017 an die benachbarte Firmen-Gruppe „WHW Hillebrand“ verkauft.

WHW Hillebrand übernimmt Immobilie

Ursprünglich habe man danach einen Umzug an einen größeren Standort in einem neuen Ort geplant, da die Platzverhältnisse auf dem jetzigen Firmengelände in der Westerhaar in Wickede zu beengt seien, so Schäfer. Doch „ein unerwartet schlechter wirtschaftlicher Verlauf des ersten Quartals 2018“ habe schließlich zu der schmerzlichen Entscheidung geführt, das Traditionsunternehmen komplett zu liquidieren. Dies hänge unmittelbar mit dem zunehmenden Problem zusammen überhaupt noch Berufskraftfahrer zu finden

Problem: Passendes Personal als Lkw-Fahrer zu finden

Aktuell seien mehrere Fahrerstellen unbesetzt und die Spedition habe deshalb schon Fahrzeuge verkaufen und stilllegen müssen, berichtete Schäfer. Außerdem würde der Wettbewerb im Stückgutbereich immer härter und die Gewinnmargen immer geringer. Deshalb lohne sich das Gewerbe einfach nicht mehr.

Ein anderer Unternehmer aus der Speditions- und Logistikbranche hatte kürzlich bei einem Medien-Gespräch der Industrie- und Handelskammer Hellweg-Sauerland zu Arnsberg ebenfalls berichtet: „Wer die Fahrer hat, hat die Fracht!“

Die Fahrer zu bekommen würde immer schwieriger, da die Bundeswehr, wo früher viele Soldaten einen Führerschein für Lastkraftwagen machten, als Personal-Lieferant für das Transportgewerbe fast gänzlich weggefallen sei. Heute müssten die Speditionen die dreimonatige Lkw-Fahrer-Ausbildung für ihre Berufskraftfahrer in Höhe von rund 15.000 Euro selbst tragen und hätten danach noch nicht einmal die Gewähr, dass die Mitarbeiter längerfristig bei ihnen bleiben würden, meinte Michael Schäfer resigniert.

Schweren Herzens entschieden die Spedition aufzugeben

„Nicht zuletzt deshalb haben wir uns schweren Herzens entschieden die Spedition aufzugeben“, betonte der ortsbekannte Spediteur im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

„Diese Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht, denn schließlich ist es nicht nur unser Lebenswerk – sondern auch das unserer Eltern.“

Ursprünglich im Jahre 1964 als Einzelfirma von Heinrich Schäfer gegründet

Das Transportunternehmen war ursprünglich Ende des Jahres 1964 als Einzelfirma von Heinrich Schäfer (Jahrgang 1938) gegründet worden.

Am 1. Juli 1970 wurde es dann als „Schäfer oHG – Kraftverkehr“ ins Handelsregister eingetragen. Inhaber waren damals die Brüder Fritz (†), Heinrich (Jahrgang 1938) und Herbert (Jahrgang 1943) Schäfer aus Wiehagen. Als Standort für den Betrieb wurde seinerzeit Wuppertal gewählt. Der elterliche Stammsitz der Familie – ein kleiner Kotten in Wiehagen – diente in dieser Zeit als Zwischenlager.

Im Jahre 1976 Umzug an jetzigen Standort in der Westerhaar

Im Jahre 1976 wurde die Spedition und das dazugehörige Lager schließlich ins neue Wickeder Industriegebiet Westerhaar verlegt.

Unter anderem transportierte die Spedition Schäfer viele Jahre Bier für eine Brauerei.

Zudem unterhielt das Familienunternehmen einige Zeit für einen Reifenhersteller ein 5.000 Quadratmeter großes Verteilerlager in Schwelm und später in Dortmund.

In den letzten Jahren war die Wickeder Spedition hauptsächlich im Stückgut- und Systemverkehr unterwegs. Sie war Mitbegründer und Franchisenehmer von „GEL Express“ sowie Mitgesellschafter von „CTL“ (Cargo-Trans-Logistik) – einem Zusammenschluss mittelständischer Spediteure.

Zwischen 2003 und 2008 übernahm Schäfer zudem Logistikaufgaben für WHW Hillebrand.

Aktuell rund 50 Mitarbeiter und 21 Fahrzeuge

Der Fuhrpark von Schäfer umfasst aktuell 21 Fahrzeuge – vom Kleintransporter bis hin zu 40-Tonnen-Sattel- und Gliederzügen. Neben zwei Dutzend Fahrern beschäftigt die Firma noch etwa ebenso viele Mitarbeiter im Lager und im Büro.

Um die berufliche Zukunft der Kraftfahrer müsse man sich keine Sorgen machen, meinte Michael Schäfer. Diese hätten ganz schnell eine neue Arbeitsstelle.

Bei der Vermittlung der anderen langjährigen Mitarbeiter in neue Jobs sei die Geschäftsführung durch bestehende Kontakte zu anderen Unternehmen behilflich.

Was die Geschäftsführer Michael Schäfer (Berufskraftfahrer, Karosserie- und Fahrzeugbauer, 43) und Heinz-Georg Schäfer (Groß- und Einzelhandelskaufmann, 39) künftig beruflich machen, ist noch offen. – Erst kümmern sie sich jetzt mal um ihre Mitarbeiter und die Abwicklung des Geschäftsbetriebes bis zum 30. Juni.

Firmengelände bekannt durch Autoslalom-Rennen des MSC Wiehagen

Bekannt war das Speditionsgelände in der Westerhaar übrigens viele Jahre auch als Rennstrecke. Denn der Motor-Sport-Club (MSC) Wiehagen veranstaltete bis zum Jahre 1998 dort zweimal jährlich Autoslaloms.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

ANZEIGE
ANZEIGE
Büro und Lagerhalle der Spedition Schäfer im Gewerbegebiet Westerhaar in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
Büro und Lagerhalle der Spedition Schäfer im Gewerbegebiet Westerhaar in Wickede FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Spedition Schäfer im Gewerbegebiet Westerhaar in Wickede aus der Vogelperspektive LUFTAUFNAHME: ANDREAS DUNKER / NRW-IMAGE.DE
Die Spedition Schäfer im Gewerbegebiet Westerhaar in Wickede aus der Vogelperspektive LUFTAUFNAHME: ANDREAS DUNKER / NRW-IMAGE.DE