LANUV bezieht Stellung zu giftigen Rußpartikeln

9. August 2018

WICKEDE (RUHR). Nach dem Vollbrand eines Lebensmittellagers an der Hauptstraße am Dienstag (7. August 2018) hat die Gemeinde Wickede (Ruhr) die Bürger vor dem Verzehr von selbst angebautem Gemüse und Obst gewarnt. Denn aus der über den Ort gezogenen Qualmwolke könnten sich giftige Rußpartikel auf Gemüsegärten und Obstbäume sowie Schwimmbecken und Spielanlagen niedergeschlagen haben, hieß es. – Wie Ingo Regenhardt als zuständiger Fachbereichsleiter für Sicherheit und Ordnung im Rathaus am heutigen Donnerstag (9. August 2018) auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ nochmals bestätigte, gelte die Warnung für das „gesamte Gemeindegebiet“. Denn bei den am Einsatztag vorherrschenden wechselnden Windrichtungen könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich die umherfliegenden Partikel weiträumig verteilt hätten.

Neben Gewürzen, Käse und Wurst befanden sich in dem ausgebrannten Gebäude auch Kunststoffbehälter und -verpackungen sowie ein Stapler und mehrere Kühlaggregate. Deshalb wurden bei dem Brand auf jeden Fall auch Kunststoffe und andere Materialien thermisch zersetzt, deren Rußpartikel giftig und für den Menschen schädlich sein könnten.

Chemische Analyse bezüglich des toxischen Gehalts umherfliegender Rußpartikel

Die Kommune hatte deshalb am gestrigen Mittwoch (8. August 2018) auch eine chemische Analyse bezüglich des toxischen Gehalts der Partikel beim nordrhein-westfälischen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in Essen in Auftrag gegeben, dessen Fachleute in Wickede waren, um Proben zu nehmen. Die Kommune hat die Experten gebeten insbesondere nach Dioxinen und Furanen zu suchen, da diese toxisch und krebserregend  sind.

Kommune befürchtete anfangs Asbest in Dachabdeckung des brennenden Gebäudes

Im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ erklärte LANUV-Pressesprecherin Birgit Kaiser de Garcia am heutigen Donnerstag (9. August 2018), dass die Kommune anfangs wohl befürchtet habe, dass in der Dacheindeckung des ausgebrannten Lagergebäudes auch Asbest mit seinen krebserregenden Fasern hätte verbaut sein können. Die LANUV-Experten hätten jedoch festgestellt, dass es sich nur um gewöhnliche Dachpappe handele.

Keine Beschwerden von Bürgern über den Niederschlag von Rußpartikeln

Aus der unmittelbaren Umgebung der Brandstätte hätte es auch keine Beschwerden von Bürgern über den Niederschlag von Rußpartikeln gegeben.

Um überhaupt im Labor in Essen chemische Analysen durchführen zu können, hätten die LANUV-Mitarbeiter erst Wischproben von Feuerwehr-Fahrzeugen nehmen müssen. Die Untersuchung dieser Proben auf Dioxine und Furane benötigten naturgemäß einige Tage.

Reine Vorsichtsmaßnahme der Gemeindeverwaltung

Dass die Gemeindeverwaltung vor dem Verzehr von Gemüse und Früchten aus eigenem Anbau öffentlich gewarnt habe, sei offenbar eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Bislang ginge das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz davon aus, dass keine Brandrückstände in der Umgebung runtergekommen seien und somit voraussichtlich auch schnell wieder Entwarnung für die Bevölkerung gegeben werden könne, betonte LANUV-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia.

Zum Verzehr vorgesehene Früchte immer abwaschen

Generell empfahl Birgit Kaiser de Garcia zum Verzehr vorgesehene Früchte immer gründlich abzuwaschen. Dies gelte auch vor dem Schälen von Obst, um die Speisen vor Keimen und oberflächlichen Umweltgiften zu schützen.

Schnelle Warnung aus dem Rathaus ist laut LANUV vernünftig

Die Bevölkerung seitens der Gemeindeverwaltung sicherheitshalber zu warnen und erst einmal die in Auftrag gegebenen Proben abzuwarten, sei vernünftig, so Kaiser de Garcia im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Denn durch Brände gelangten Giftstoffe schnell durch die Luft in die Umwelt und weiter in die Nahrungskette von Pflanzen, Tieren und Menschen. Und da Dioxine und Furane wesentlich giftiger als Schimmelpilze, Strychnin und Curare seien, gelte schon eine besondere Obacht.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Während des Brandes des Lebensmittel-Lagers an der Hauptstraße war die Luft in Wickede durch beißenden Qualm geschwängert. FOTO: ANDREAS DUNKER
Während des Brandes des Lebensmittel-Lagers an der Hauptstraße war die Luft in Wickede durch beißenden Qualm geschwängert. FOTO: ANDREAS DUNKER