Fragen rund um die polizeiliche Vermisstensuche

16. August 2018

WICKEDE (RUHR). Am 31. Juli 2018 wurde einige hundert Meter nördlich des Anglerheimes in einem schwer zugänglichen Bereich die stark verweste Leiche eines 37-jährigen Familienvaters aus Wickede gefunden. Der Mann galt bereits seit dem 26. Juli 2018 als vermisst. Angehörige und Bekannte vermuteten schnell eine Suizidabsicht des Vermissten und schalteten die Polizei bei der Suche mit ein. Zudem suchten die Verwandten und Freunde des Verstorbenen parallel auch selbst nach dem Vermissten und leiteten über Facebook und auf anderen Wegen zeitnah privat eine Öffentlichkeitsfahndung ein, die allerdings rechtlich bedenklich war.

Warum hat die Polizei keine Öffentlichkeitsfahndung eingeleitet und die Bevölkerung um ihre Mithilfe bei der Suche nach dem Vermissten gebeten?

Kriminalhauptkommissar Frank Meiske: Die Polizei prüft bei Aufnahme einer Vermissten-Anzeige die rechtlichen Voraussetzungen. Im vorliegenden Fall waren diese für eine Öffentlichkeitsfahndung nicht ausreichend.

Bei der Suche nach einem vermissten Senior aus Wickede, der offenbar auch suizidale Absichten hegte und schließlich tot aufgefunden wurde, setzte die Polizei noch Ende März bzw. Anfang April diesen Jahres alle möglichen Einsatz- und Rettungsmittel in Bewegung. Unter anderem wurde damals mit einem Polizei-Hubschrauber aus der Luft sowie mit Teilen einer Hundertschaft der Polizei und einer Hundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes am Boden nach dem Vermissten gesucht. – Warum nutzte die Polizei in dem jüngsten Fall keine solchen Mittel bei der Suche?

Kriminalhauptkommissar Frank Meiske: Jeder Einzelfall wird genau geprüft. Auch im angefragten Fall wurden etliche Suchmaßnahmen durchgeführt.

Welche Maßnahmen führte die Polizei bei der Suche nach dem 37-Jährigen konkret durch?

Kriminalhauptkommissar Frank Meiske: Mehrere Waldgebiete rund um Wickede wurden durch die Polizei abgesucht. Dabei kamen auch Mantrailer-Hunde (Personenspürhunde, Anm. d. Red.) zum Einsatz. Sie nahmen die Spur auf – jedoch ohne den gesuchten Mann letztlich aufzufinden.

Ist es richtig, dass Angehörige selbst schließlich die stark verweste Leiche des Mannes gefunden haben?

Kriminalhauptkommissar Frank Meiske: Medien-Auskünfte zu Details der Auffindesituation gibt die Staatsanwaltschaft Arnsberg.

Wie sollten sich Angehörige oder Freunde verhalten, wenn Sie jemand vermissen? In welchem Fall sollte man die Polizei einschalten?

Kriminalhauptkommissar Frank Meiske: Erst nachdem alle Kontaktpersonen und Anlaufadressen sowie die Krankenhäuser im Umkreis ergebnislos abgefragt wurden, sollten Angehörige oder Freunde von sich aus die Polizei einschalten. – Diese prüft dann jeden Einzelfall und trifft die erforderlichen Maßnahmen.

Vielleicht noch eine wichtige Frage – bevor Angehörige eine große Suchaktion durch Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste mit Hubschrauber und Hundestaffel auslösen: Welche Kosten entstehen durch einen solchen Einsatz überhaupt?

Kriminalhauptkommissar Frank Meiske: Durch die Aufgabe einer Vermissten-Anzeige entstehen den Meldern keine Kosten.

Und abschließend: Wie viele Vermissten-Meldungen gibt es bei der Kreispolizeibehörde durchschnittlich pro Jahr?

Kriminalhauptkommissar Frank Meiske: Pro Jahr werden bei der Kreispolizeibehörde Soest durchschnittlich rund 600 Personen vermisst gemeldet.

Danke für die informativen Auskünfte.


Die Interview-Fragen stellte ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“


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10. August 2018: Vermisster Wickeder tot aufgefunden – Stark verweste Leiche am Ruhrufer gefunden

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Kriminalhauptkommissar Frank Meiske ist Polizeisprecher der Kreispolizeibehörde Soest ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Kriminalhauptkommissar Frank Meiske ist Polizeisprecher der Kreispolizeibehörde Soest ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER