„Der heutige Fall in Wickede war schon sehr ungewöhnlich. So etwas habe ich bisher auch noch nicht erlebt.“

13. September 2018

WICKEDE (RUHR) / SOEST. Passanten entdeckten am heutigen frühen Donnerstagmorgen (13. September 2018) ein unbegleitetes eineinhalbjähriges Kind, welches barfuss und nur mit einem Schlafanzug durch die Ringstraße in Wickede lief. Sie nahmen das Kind mit und verständigten die Polizei, der sie den kleinen Jungen schließlich übergaben (wir berichteten aktuell). – Die Redaktion von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ interviewte Polizei-Sprecher Wolfgang Lückenkemper von der Kreispolizeibehörde in Soest zu dem Thema.

Haben sich die Passanten richtig verhalten oder wie sollten sich Erwachsene in einer solchen Situation verhalten?

Das Verhalten war völlig korrekt. Die Polizei-Notruf-Nummer 110 ist in solchen Fällen immer die richtige Wahl, um möglichst schnell etwas zu bewirken.


Was sollten Zeugen tun, wenn ihnen ein kleines Kind allein im öffentlichen Raum begegnet, bevor sie die Polizei alarmieren?

Sie sollten sich auf jeden Fall richtig umschauen. Es könnte sein, dass die Familie das Kind bereits sucht. Erst wenn man keine erwachsene Begleitperson findet, sollte die Polizei alarmiert werden.


Wenn Erwachsene ein fremdes Kleinkind mit zu sich nach Hause nehmen, entsteht dann nicht schnell der Verdacht einer Kindesentführung?

Wenn Sie direkt die Polizei einschalten, dann nicht.


Wie sollten Eltern, die ihr Kind vermissen, sich verhalten? Sollten sie umgehend die Polizei verständigen?

Ja, gerade bei Kleinkindern sollte die Polizei sofort eingeschaltet werden, wenn sich das Kind nicht im Nahbereich auffinden lässt.


Können Eltern kleine Kinder auf eine Trennungssituation wie heute vorbereiten und durch bestimmte vorbeugende Maßnahmen vor solchen Gefahren schützen?

Das Kind vorzubereiten dürfte sehr schwierig sein, da es noch nicht richtig sprechen konnte. Eltern sollten immer einen Blick auf ihre Kinder behalten.


Welche Vorkehrungen empfehlen Sie, damit Kleinkinder nicht unbemerkt aus der elterlichen Obhut entfliehen können?

In dieser Angelegenheit kann die Polizei den Eltern keine Ratschläge erteilen. Da sind wir die falschen Ansprechpartner.


Ist es aus Ihrer Sicht nicht auch ungewöhnlich, dass sich Eltern erst zirka vier Stunden nach dem Verschwinden ihres Kleinkindes bei der Polizei melden? Muss man da nicht von einer generellen Gefährdung des Kindeswohls in diesem Elternhaus ausgehen? – Viele Kommentatoren in den Sozialen Netzwerken haben dies öffentlich angesprochen.

Diese Fragen klärt das zuständige Jugendamt. – Vielleicht gibt es für den heutigen Vorfall aber eine ganz einfache Erklärung. (Es gab wirklich eine plausible Erklärung für den Fall. Lesen Sie unseren eigenen Beitrag dazu! Anmerkung der Redaktion)

Mit Anschuldigungen sollte man warten, bis die Ursache wirklich geklärt ist.


Wie oft kommt es im Kreis Soest jährlich vor, dass die Polizei nach Eltern von allein aufgefundenen Kindern sucht?

Nicht so oft. Allenfalls auf Großveranstaltungen kommt so etwas schon mal vor. – Da melden sich die Eltern, deren Kinder allein aufgegriffen wurden, jedoch meist sehr schnell bei der Polizei oder dem Veranstalter.

Der heutige Fall in Wickede war schon sehr ungewöhnlich. So etwas habe ich bisher auch noch nicht erlebt.


Und wie häufig geben Eltern eine Vermisstenmeldung bei der Polizei auf, weil ihre Kinder weggelaufen sind?

Meldungen von vermissten Kindern und Jugendlichen gehören zum "Alltagsgeschäft" der Polizei.

Meist geht es dabei um Kinder und Jugendliche aus Einrichtungen der Jugendhilfe.

Diese vermissten Kinder und Jugendlichen kommen teilweise abends nicht zurück. In den meisten Fällen tauchen sie aber nach spätestens zwei bis drei Tagen wieder auf.


Welche Maßnahmen hat die Polizei am heutigen Donnerstagvormittag zum Auffinden der Eltern eingeleitet?

Wir haben über Soziale Netzwerke und andere Medien einen Suchaufruf gestartet.

Zusätzlich gab es Recherchen der Kriminalpolizei in Einwohnermeldedaten.


Die Fragen stellte ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

ANZEIGE
ANZEIGE
Polizei-Sprecher Wolfgang Lückenkemper von der Kreispolizeibehörde Soest ARCHIVFOTO: KREISPOLIZEIBEHÖRDE SOEST
Polizei-Sprecher Wolfgang Lückenkemper von der Kreispolizeibehörde Soest ARCHIVFOTO: KREISPOLIZEIBEHÖRDE SOEST