Will die örtliche Volksbank die Gebäude der Gemeinde kaufen?

20. September 2018

WICKEDE (RUHR). Zu den Verkaufsabsichten der Gemeinde Wickede (Ruhr) bezüglich der in ihrem Eigentum befindlichen drei Wohnhäuser am Lindenweg in Wickede sind der Redaktion von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ inzwischen weitere Details bekannt geworden. Nach uns vorliegenden Informationen scheint die Volksbank Wickede (Ruhr) eG oder deren Immobiliengesellschaft mbH an einem Kauf der kommunalen Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 18 Mietwohnungen interessiert zu sein. – Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) und Volksbank-Vorstand Joachim Bauerdick wollten sich am heutigen Donnerstag (20. September 2018) dazu nicht äußern.

Fakt ist aber, dass die örtliche Volksbank mit ihrer Tochterfirma bereits jetzt im Immobilien-Geschäft tätig ist und durch die Vermarktung des Neubaugebietes „An der Chaussee“ bereits im Kontakt mit der Kommune steht.

Der Erwerb eines Mietshaus-Komplexes wäre für die Genossenschaftsbank so allerdings wohl Neuland. Experten aus der Finanzbranche vermuten, dass die Volksbank mit ihrer scheinbar geplanten Investition in die Immobilien der Gemeinde ein neues Geschäftsfeld betreten will, nachdem durch die Niedrigzinsphase die Erlöse im Geldanlage-Bereich wegbrechen.

Darüber, was nach einem möglichen Erwerb der Immobilien mit diesen geschehen könnte, kann nur spekuliert werden. Von einer Renovierung und Weitervermietung über die Umwandlung in Eigentumswohnungen bis hin zum kompletten Verkauf an Dritte ist manches denkbar. – Die Kommune könnte durch eine Nutzungsvereinbarung vor einem Verkauf eventuell sogar darauf Einfluss nehmen.

Erheblicher Modernisierungsbedarf für kommunale Altbau-Mietshäuser am Lindenweg

Bekannt ist, dass die Wohnungen in den Altbauten, die um 1950 entstanden sind, großteils einen erheblichen Modernisierungsbedarf haben, um sie als attraktive Mietobjekte weiterhin zu vermarkten. Und angesichts der hohen Schuldenlast der Gemeinde Wickede (Ruhr) möchte diese ungern die hohen Kosten dafür selbst tragen.

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) sieht in der Unterhaltung und Verwaltung von Mietwohnungen und dem „Sozialen Wohnungsbau“ ohnehin keine Kernaufgabe der Kommune und möchte die sanierungsbedürftigen Gebäude deshalb schon längere Zeit gerne veräußern. Dies hatte er bereits in der Vergangenheit mehrfach öffentlich geäußert.

Unter anderem hatte es seitens der Gemeindeverwaltung schon diesbezügliche Gespräche mit der Kreis-Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Soest e. G. gegeben.

Bereits mehrere kommunale Immobilien in Privateigentum umgewandelt

Zwei private Wohnungen im Gebäudekomplex des kommunalen Regenbogen-Kindergartens in Wiehagen wurden bereits in der Amtszeit von Michalzik als Eigentumswohnungen an die jeweiligen Mieter verkauft. Und auch von einem großen Mehrfamilienhaus an der Isenstraße in Wickede hatte sich die Gemeinde Wickede (Ruhr) vor einiger Zeit getrennt.

Nun möchte das Rathaus unter Leitung von Michalzik die drei Wohnhäuser am Lindenweg in Wickede offenbar ebenfalls verkaufen.

Einige wichtige Fragen bleiben unbeantwortet

Dabei stellen sich dem fachkundigen und kritischen Beobachter allerdings ein paar unbeantwortete Fragen:

Warum werden die Beratungen über einen möglichen Verkauf nicht in einer öffentlichen Sitzung thematisiert?

Denn dadurch könnte das Interesse für den Erwerb durchaus bei mehreren Immobilien-Käufern geweckt werden. Und angesichts der guten Lage der Mietshäuser und eines derzeit hohen marktüblichen Kurses für Altbauten könnte der Verkaufspreis gesteigert werden.

Welchen aktuellen Verkaufswert haben die gemeindeeigenen Gebäude am Lindenweg 12, 14 und 16 überhaupt und wer hat diesen Wert wie ermittelt?

Und: Hat die Gemeinde durch die Wohnungsvermietung am Lindenweg in den letzten Jahren unter’m Strich noch Gewinne oder schon Verluste erwirtschaftet?

Bei diesen und weiteren Punkten besteht durchaus ein öffentliches Interesse – nicht zuletzt der Mieter, denn um ihre Zukunft geht es.

Information und Diskussion in öffentlicher Sitzung

Deshalb sollte die Information und Diskussion zu dem Thema in öffentlicher Sitzung erfolgen, wie es die nordrhein-westfälische Gemeindeordnung eigentlich vorsieht, meinen fachkundige externe Beobachter. Lediglich ein Auswahlverfahren unter verschiedenen Bietern oder Vertragsdetails sollten später hinter verschlossener Tür im kleinen Kreise der Kommunalpolitik besprochen werden.

Die Experten fragen jedenfalls, ob die Gemeinde Wickede (Ruhr) nicht besser beraten oder sogar rechtlich verpflichtet sei, ihre Gebäude frei auf dem Immobilienmarkt anzubieten, um zu prüfen, ob es weitere Interessenten für den Erwerb der 18 Mietwohnungen gibt.

Denkbar wäre beispielsweise auch der Ankauf durch die Mieter, die sich in einer Genossenschaft zusammenschließen könnten. – Um eine entsprechende Interessensbekundung zu erwirken, muss die Angelegenheit zuvor aber logischerweise öffentlich gemacht werden.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Die Mehrfamilienhäuser der Gemeinde Wickede (Ruhr) am Lindenweg FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Mehrfamilienhäuser der Gemeinde Wickede (Ruhr) am Lindenweg FOTO: ANDREAS DUNKER