SPD-Politiker sieht Bedrohung des inneren und äußeren Friedens

1. November 2018

WICKEDE (RUHR). Politiker zieht es offenbar zum Rednerpult. Und so bedurfte es am gestrigen Reformationstag (31. Oktober 2018) auch erst eines kleinen Fingerzeigs von Pfarrer und Presbytern, damit der SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Hellmich nicht ans Rednerpult trat, sondern die Kanzel in der Christus-Kirche in Wickede erklomm. Von dort wendete sich der Sozialdemokrat sodann als Gastprediger an die rund 130 Zuhörer in dem evangelischen Gotteshaus. Dabei stand seine Gastpredigt unter dem jährlich wiederkehrenden Motto: „Mein Gott, das muss anders werden!“

„Die Arbeit am inneren wie äußeren Frieden ist das Gebot der Stunde!“ erklärte der 60-jährige SPD-Politiker Wolfgang Hellmich aus Bad Sassendorf. Er vertritt den Kreis Soest seit 2012 im Deutschen Bundestag und ist dort aktuell Vorsitzender des Verteidigungsausschusses.

„Die Großen und Mächtigen steigen aus internationalen Verträgen der Rüstungskontrolle und Abrüstung aus. Ein neues atomares Aufrüsten droht“, kritisierte der Sozialdemokrat. Der seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges andauernde Friede in Europa sei durch nationale Machtinteressen bedroht. Und dagegen müsse man sich gemeinsam stellen.

„Die Herrschaft des Rechts wieder zur Geltung zu bringen“

„Und mich wundert es nicht, dass dort, wo die Mächtigen und Großen Recht durch Macht ersetzen, der innere Frieden in Gefahr gerät“, stellte Wolfgang Hellmich weiter klar. Es müssten wieder ein gesellschaftlicher Zusammenhalt und mehr Solidarität entstehen.

Des SPD-Politiker plädierte deshalb für mehr Chancengleichheit in der Bildung und gegen Altersarmut sowie Verhältnisse in denen Familien mit Kindern gut leben könnten.

Und dort, wo „die Herrschaft des Rechts durch die Herrschaft der Macht, des Egoismus’ und des Nationalismus’ “ ersetzt werde, dort müsse man dafür einstehen, „die Herrschaft des Rechts wieder zur Geltung zu bringen“, so der evangelische Christ und Sozialdemokrat.

Kinder nicht nur ihren Smartphones überlassen

Wichtig sei es sich den anderen Menschen zuzuwenden und sich nicht nur mit sich selbst zu beschäftigen. Eltern müssten sich beispielsweise selbst um ihre Kinder kümmern und diese nicht nur ihren Smartphones überlassen, erklärte Hellmich.

Technik und Wirtschaft müssten dem Menschen dienen und nicht anders herum. Gerade für Christen sei „die Hinwendung zum Nächsten“ wichtig, so der SPD-Mann aus Bad Sassendorf.

Klare Kante im Sinne des christlichen Glaubens zeigen

Christen müssten gegen Hass und Gewalt aufstehen und eine klare Kante im Sinne des christlichen Glaubens zeigen. Dies gelte sowohl für die Kirchen als auch jedes einzelne ihrer Mitglieder.

Hellmich: „Denn die Liebe zum Menschen ist unser Gebot – unabhängig von seiner Religion, seiner Herkunft, seiner Hautfarbe, seiner politischen Meinung.“

Rede- und Religionsfreiheit gibt es längst nicht in allen Ländern

Dass Menschen ihre Gedanken frei und ungehindert äußern könnten, sei längst nicht in allen Staaten möglich, betonte der Berufspolitiker und Gastprediger.

Auch die freie Ausübung der individuellen Religion sei längst nicht überall auf der Erde gestattet. Und dies, obwohl die internationale Rechtsordnung nach der Charta der Vereinten Nationen dies ausdrücklich garantiere.

Als negative Beispiele nannte Wolfgang Hellmich sowohl die Verfolgung der Jesiden durch den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) als auch Anschläge auf jüdische und muslimische Mitbürger in Deutschland, denen Kippa oder Kopftuch auch heute noch vom Kopf gerissen würden.

„Religionsfreiheit kann es nur dort geben, wo die Herrschaft des Rechts gilt und wo der Staat alles dafür tut, dieses Recht auch durchzusetzen!“ Dafür müsse man einstehen, stellte Hellmich klar.

Kritik an den christlichen Kirchen

Kritik übte Wolfgang Hellmich aber auch an der Kirche. Sowohl der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) als auch die noch immer vorhandenen Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland seien durch den Glauben verursacht.

Außerdem bemängelte Wolfgang Hellmich in seiner Gastpredigt in der Christus-Kirche, dass Bürokratie und Verwaltung der Seelsorge und dem Gemeindeleben zunehmend Zeit und Raum nehmen würden.

Für seine eindringlichen und mahnenden Worte fand der Redner großen Applaus und die Zustimmung von Pfarrer Dr. Christian Klein, der unterstrich, dass der Frieden in der Welt hier vor Ort mit der Hinwendung zum Nächsten beginne. Mit der Kollekte für die Diakonie wurde dies unterstrichen.

ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"

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Der SPD-Politiker Wolfgang Hellmich (MdB) predigte zum Reformationstag in der evangelischen Christus-Kirche in Wickede. FOTO: ANDREAS DUNKER
Der SPD-Politiker Wolfgang Hellmich (MdB) predigte zum Reformationstag in der evangelischen Christus-Kirche in Wickede. FOTO: ANDREAS DUNKER
Knapp 130 Zuhörer verfolgten die interessante Predigt des SPD-Politikers Wolfgang Hellmich (MdB) in der evangelischen Christus-Kirche in Wickede. FOTO: ANDREAS DUNKER
Knapp 130 Zuhörer verfolgten die interessante Predigt des SPD-Politikers Wolfgang Hellmich (MdB) in der evangelischen Christus-Kirche in Wickede. FOTO: ANDREAS DUNKER
Pfarrer Dr. Christian Klein, die Musikerin Valentina Wekesser an Kirchenorgel und Klavier, der Politiker und Prediger Wolfgang Hellmich, die Sängerin Carolin Wimmeler und Pfarrer Ernst Pallmann (von links) gestalteten den Reformationstag in der evangelischen Christus-Kirche mit. FOTO: ANDREAS DUNKER
Pfarrer Dr. Christian Klein, die Musikerin Valentina Wekesser an Kirchenorgel und Klavier, der Politiker und Prediger Wolfgang Hellmich, die Sängerin Carolin Wimmeler und Pfarrer Ernst Pallmann (von links) gestalteten den Reformationstag in der evangelischen Christus-Kirche mit. FOTO: ANDREAS DUNKER