Ausbilder gaben Eltern und Schülern praktische Tipps zur Berufswahl

17. Januar 2019

WICKEDE (RUHR). Schüler haben in der Regel nur rudimentäre Kenntnisse aus der Berufswelt. Und auch die Eltern sind teilweise überfordert, wenn es darum geht ihre Kinder bei der richtigen Berufswahl fachkundig zu beraten. Die Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) hatte deshalb am gestrigen Mittwochabend (17. Januar 2019) die Neunt- und Zehntklässler zusammen mit ihren Eltern zu einer Veranstaltung mit Ausbildungsexperten eingeladen. Dabei standen die Praktiker nicht nur der Moderatorin Carolin Linke sondern auch fragenden Eltern und Schülern gerne Rede und Antwort. – Rektor Peter Zarnitz: „Die Diskussion sollte den Jugendlichen und deren Eltern Orientierung und Sicherheit bei der Frage bieten, welche berufliche Perspektive nach dem Schulabschluss möglich ist.“

Auf dem Podium vertreten waren dabei der geschäftsführende Gesellschafter Detlef Ebert vom Metallbaubetrieb „Metatec“ aus Wickede, die Industriefachwirtin Anne Heite vom Sanitär- und Heizungsbaubetrieb Heite aus Arnsberg-Neheim, Ausbildungsleiterin Rabea Isenbeck vom Unternehmen „Weber Verpackungen“ aus dem Industriegebiet Westerhaar, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Helmut Kieserling aus der Ortsmitte, Dachdeckermeister Rolf Schriever aus dem Gewerbegebiet „Zum Ostenfeld“ und Dirk Sterenborg vom Garten- und Landschaftsbaubetrieb „Living Green“ aus Arnsberg-Neheim.

Voraussetzungen, Chancen und Perspektiven einer dualen Berufsausbildung

Die lokalen Experten erläuterten vor allem die Voraussetzungen, Chancen und Perspektiven einer dualen Berufsausbildung, sprich einer praktischen Lehre mit begleitender Berufsschule. Zudem gaben sie den Eltern nützliche Anregungen, wie sie ihre Kinder bei der Berufswahl sinnvoll unterstützen können.

Wandel der Berufsbilder durch Automatisierung, Digitalisierung und Robotertechnik

Interessant war vor allem von den Fachleuten zu hören, wie vielseitig die einzelnen Berufe sind und wie sich Berufsbilder in den letzten Jahren im Zuge der Automatisierung und Digitalisierung verändert haben. So erläuterte der Wickeder Diplom-Kaufmann Helmut Kieserling, dass die Arbeit in den Verwaltungsberufen ohne digitale Unterstützung nicht mehr vorstellbar sei.

Die Automatisierung und Robotertechnik hat längst nicht nur in großen Industrieunternehmen ihren Einzug gehalten, sondern findet sich zunehmend auch im Handwerk. So betonte Detlef Ebert: „Dass in meinem Betrieb heute zwei Roboter stehen, hätte ich mir vor zehn Jahren nicht vorstellen können.“

Körperliche Fitness und Kondition sind in vielen Handwerksberufen weiterhin gefragt

Neben diesem technischen Wandel im Handwerk gibt es dort aber auch Konstanten, hieß es seitens der Podiumsteilnehmer. So seien körperliche Fitness und Kondition nach wie vor in vielen Handwerksberufen erforderlich.

„Im Garten- und Landschaftsbau arbeiten wir im Freien. Zu warm, zu kalt oder zu nass, all das gehört zu unserem Beruf“, beschrieb Dirk Sterenborg vom Neheimer Garten- und Landschaftsbaubetrieb „Living Green“ die körperlich spürbaren Bedingungen seines Arbeitsfeldes.

„Einfach mal vorbeikommen und sich den Betrieb zeigen lassen!“

Rektor Peter Zarnitz: „Interessant zu erfahren war für die Eltern und Schüler, dass alle Betriebe auch weit über die Region hinaus tätig sind und zum Teil international Aufträge erhalten. Ebenso war zu hören, dass vor allem die Handwerksbetriebe eine große Offenheit für neugierige Jugendliche zeigen.“

Dachdeckermeister Rolf Schriever lud die Anwesenden beispielsweise ein: „Einfach mal vorbeikommen und sich den Betrieb zeigen lassen!“ Zudem sei es auch möglich in den Osterferien ein paar Tage selbst mitzuarbeiten, um festzustellen, ob Dachdecker der richtige Ausbildungsberuf sei.

Schriever machte deutlich, dass ihn persönlich die handwerkliche Arbeit stolz mache. Denn es sei schon ein gutes Gefühl durch den Ort zu gehen und zu wissen, an diesem Dach oder an dieser Fassade habe ich gearbeitet und damit Werte geschaffen und Werte erhalten.

Auch bei den anderen Ausbildern kam die Leidenschaft für ihre Berufe im Podiumsgespräch klar zum Ausdruck.

Jugendliche irgendwann einfach mal selbst machen lassen

Ausbildungsleiterin Rabea Isenbeck von „Weber Verpackungen“ („Die Tütenmacher“) gab zum Ende der Diskussion den anwesenden Eltern den Rat, die eigenen Kinder zu unterstützen und zu begleiten, „sie aber dann auch allein machen zu lassen“. Isenbeck: „Im Vorstellungsgespräch möchte ich die Jugendlichen kennenlernen. Die Eltern bekommen gern einen Kaffee bei uns, aber sind bei dem Gespräch nicht dabei.“

Berufsausbildung mit Hauptschulabschluss oder mittlerem Bildungsabschluss

Industriefachwirtin und Unternehmergattin Anne Heite aus Echthausen ergänzte, dass es aus ihrer Sicht wichtig sei, dem eigenen Kind auch Dinge einfach mal zuzutrauen und es in seinem Tun zu bestärken. Heite: „Eine Berufsausbildung kann man mit einem Hauptschulabschluss oder einem mittleren Bildungsabschluss beginnen. Der Weg zum Fachabitur oder zum Abitur steht auch nach der Ausbildung jedem Jugendlichen offen.“

Als Gesprächspartner standen im Anschluss an die Podiumsdiskussion noch Miriam Otterstedde von der „Agentur für Arbeit“, Sebastian Rocholl von der „Industrie- und Handelskammer“ und die kommunale Wirtschaftsförderin Ruth Hornkamp zur Verfügung.

Mit Unterstützung von „Karriere hier“ und lokaler Wirtschaftsförderung

Die Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) nahm mit der Podiumsdiskussion und dem anschließenden persönlichen Gespräch erstmalig am Programm „Elternbotschafter“ teil, einer Initiative von „Karriere hier“ (www.karriere-hier.de). Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde Wickede (Ruhr).

Für Schulleiter Peter Zarnitz war es eine rundum gelungene Veranstaltung. „Die Eltern hatten die Möglichkeit, von Experten Informationen zu erhalten. Ich freue mich bei den Ausbildungsbetrieben so viel Unterstützung und so viel Offenheit zu erleben. Heute Abend konnte man erfahren und spüren, dass mit einer Berufsausbildung eine solide Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Karriere gelegt wird.“

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Auf dem Podium (von links): Moderatorin Carolin Linke und die Ausbilder Detlef Ebert, Rabea Isenbeck, Anne Heite, Rolf Schriever, Dirk Sterenborg und Helmut Kieserling FOTO: SKW
Auf dem Podium (von links): Moderatorin Carolin Linke und die Ausbilder Detlef Ebert, Rabea Isenbeck, Anne Heite, Rolf Schriever, Dirk Sterenborg und Helmut Kieserling FOTO: SKW