29. April 2019
WICKEDE (RUHR). Der Weg ist das Ziel. Oder genauer gesagt: die Optimierung des Wegenetzes in der Feldflur der Gemeinde Wickede (Ruhr) ist das Ziel. Denn die Kommune strebt langfristig eine Neuordnung der Wirtschaftswege an, die heutzutage längst nicht mehr nur von Bauern zur Erschließung ihrer Felder und Wiesen genutzt werden. Vielmehr sind auf vielen Routen auch Spaziergänger, Reiter und Fahrradfahrer unterwegs. Letztere aber häufig „illegal“, denn Strecken, die mit dem Schild „Landwirtschaftlicher Verkehr frei“ versehen sind, dürften sie offiziell eigentlich gar nicht befahren, wie Ordnungsamtsmitarbeiter Daniel Luig auf Nachfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ erklärte.
Bei einem Unfall auf diesen Wegen hätten Zweiradfahrer eventuell sogar ein Problem bezüglich ihres Versicherungsschutzes, hatte Walter Bechheim (CDU) kürzlich als passionierter Radler und Sachkundiger Bürger im politischen Rat der Gemeinde Wickede (Ruhr) dazu verlauten lassen.
Bisheriges Wirtschaftswege-Netz stammt aus den 1930er Jahren
Aber nicht nur darum geht es, bei einem neuen Konzept für das Netz der Wirtschaftswege in Wickede (Ruhr), an dem jetzt ein Arbeitskreis des Rathauses zusammen mit betroffenen und sachkundigen Akteuren aus der Bürgerschaft arbeitet.
Denn das derzeitige Wirtschaftswege-Netz stamme bereits aus einem Flurbereinigungsverfahren aus den 1930er Jahren, wie Ludger Böhmer als stellvertretender Fachbereichsleiter für Planen, Bauen und Umwelt bei der Gemeindeverwaltung im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ berichtete. Vieles habe sich seitdem verändert: So seien die landwirtschaftlichen Parzellen in der Regel nicht mehr so kleinteilig wie früher und zur Erschließung der größer gewordenen Flächen sei mancher Feldweg nicht mehr notwendig und könne eigentlich zurückgebaut werden, wenn er Wanderern nicht noch als Naherholungsstrecke dienen würde. Andererseits müsste mancher Weg auch saniert oder verbreitert werden, da landwirtschaftliche Fahrzeuge und Maschinen im Laufe der Zeit immer breiter und schwerer geworden sind, so Böhmer.
Bestandsaufnahme des
örtlichen Wegenetzes mit einigen tausend Digitalfotos
Die Gemeinde Wickede (Ruhr) hat deshalb kürzlich von der „Ge-Komm GmbH“ (Gesellschaft für kommunale Infrastruktur) aus Melle eine Bestandsaufnahme des örtlichen Wegenetzes machen lassen, um Nutzungsarten und Zustände der Wege zu ermitteln. Mit einem Spezialfahrzeug hat die beauftragte Firma unter anderem tausende Fotos digital aufgenommen und in eine Datenbank übertragen. Diese Dokumentation liefert nun zusammen mit schriftlichen Bewertungen die Basis für weitere Diskussionen.
Denn um überörtliche finanzielle Fördermittel für die Pflege und Instandsetzung der landwirtschaftlichen Wege zu erhalten, bedürfe es vorab eines entsprechenden Konzeptes der Kommune, so Böhmer. Zudem könne man sich durch die Bestandsaufnahme und Bewertung der Wege entsprechend ihrer Funktion und Bedeutung besser auf die wichtigen und notwendigen Strecken bei Instandsetzungen und Investitionen konzentrieren.
Investitionen in Sanierung und Rückbau einiger Wirtschafts- und Wanderwege
Dies unterstreicht auch Bürgermeister Dr. Martin Michalzik
(CDU): „Für uns im Rathaus ist wichtig, wo wir in Zukunft überhaupt noch in
Wege investieren sollen und wo es nicht mehr lohnt.“ Im Dialog mit den Bürgern
wolle man dies nunmehr festlegen. Deshalb lade die Gemeinde Wickede (Ruhr) alle
interessierten Bürger für den heutigen Montag, 29. April 2019, um 19 Uhr in den
Seminarraum 3 des kommunalen Veranstaltungszentrums „Bürgerhaus“ in Wickede
ein.
Bereits am 8. April habe sich ein Vorbereitungskreis mit örtlichen
Vertretern des Bauernverbandes, des Reitervereins „Birkenbaum“ und des
Wandervereins „Sauerländischer Gebirgsverein“ (SGV) sowie der
Gemeindeverwaltung dazu getroffen.
Ortstermine zu dem Thema soll es zudem im
Frühsommer noch eigens für die Dörfer Wiehagen und Schlückingen sowie
Echthausen und Wimbern geben.
Fakten und Hintergründe gibt es zudem online auf der Homepage www.wirtschaftswegekonzept.de .
Rund 90 (!) Kilometer Wirtschaftswege führen durch Wickede (Ruhr)
Die sogenannten Wirtschaftswege außerhalb der Siedlungsbereiche umfassten insgesamt eine Strecke von rund 90 (!) Kilometern, berichtete Ludger Böhmer als Mitarbeiter des Fachbereiches Bauen, Planen und Umwelt. Zwei Drittel davon seien öffentliches Eigentum, der Rest befände sich in privater Hand.
Ziel der Dokumentation und Diskussion mit Fachleuten und Laien bis zum Herbst 2019 sei ein langfristiges Sanierungskonzept für die Asphalt-, Schotter- und Graswege, so Böhmer. Sowie teilweise auch die Möglichkeit eines Rückbaus im Sinne des Natur- und Umweltschutzes.
Des Weiteren wolle die Kommune auch schauen, wo Landwirte im Lauf der letzten Jahre vielleicht Teile von öffentlichen Wegen überpflügt hätten und wo vielleicht zusätzliche Blühstreifen für Insekten an den Wegesrändern angelegt werden könnten.
75 Prozent finanzielle Förderung durch Europäischen Landwirtschaftsfond
Denn die Nettokosten des Vorhabens zur Stärkung des kommunalen Außenbereichs würden aktuell seitens der Bezirksregierung Arnsberg aus finanziellen Fördermitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) zu 75 Prozent bezuschusst, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde Wickede (Ruhr) an die Medien. Damit solle ein bedarfsgerechtes und zukunftsfähiges Wegenetz für den Zentralort und seine Dörfer geschaffen werden, welches der Kommune auf Dauer nicht zu viele Kosten verursache.
ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“