Konzept für bessere Verkehrs-Infrastruktur außerhalb geschlossener Ortschaften

30. April 2019

WICKEDE (RUHR). „Von den Worten zu den Taten ist es ein weiter Weg“ lautet ein Sprichwort. Dies gilt wohl auch für das neue ländliche Wege-Konzept, welches die Gemeinde Wickede (Ruhr) von der Gesellschaft für kommunale Infrastruktur „Ge-Komm“ aus Melle entwickeln lassen und mit Anliegern und anderen betroffenen Bürgern diskutieren will. Denn wann die theoretischen Erkenntnisse in praktische Baumaßnahmen umgesetzt werden, ist längst noch nicht klar.

Allerdings ist das Konzept die Voraussetzung für eine überörtliche finanzielle Förderung bei der Verbesserung der gemeindlichen Verkehrsinfrastruktur in den Außenbereichen. – Dies wurde bei der Bürgerversammlung mit rund 40 Teilnehmern am gestrigen Montagabend (29. April 2019) deutlich.

Dialog-Prozess soll bis zum Herbst 2019 abgeschlossen sein

Dabei stellte Diplom-Ingenieur Eugen Bitjukov als geschäftsführender Gesellschafter der „Ge-Komm“ den bis Ende Oktober 2019 vorgesehenen Dialog-Prozess mit den Betroffenen und anderen Interessierten vor. Die Fachleute seines Planungsbüros und die Vertreter der kommunalen Verwaltung wollen dadurch mit Anliegern und Nutzern der Wege in Kontakt kommen, um mit Hilfe von deren Ortskenntnissen in Zukunft sinnvolle Entscheidungen für Investitionen in die lokale Verkehrsinfrastruktur treffen zu können. Denn bei der Instandhaltung des Wege-Netzes müsse man weg vom „Löcherstopfen“ und vom „Gießkannen-Prinzip“ hin zu gezielten bedarfsgerechten und finanzierbaren Maßnahmen, erklärte Bitjukov.

Landwirtschaftlicher Strukturwandel macht andere Wirtschaftswege notwendig

Zu berücksichtigen sei dabei der Strukturwandel in der Landwirtschaft, so dass einige Wirtschaftswege privatisiert oder zurückgebaut werden könnten und andere saniert oder gar noch weiter ausgebaut werden müssten, da Traktoren und Maschinen der Bauern häufig breiter und schwerer geworden seien. Aber auch die etablierten Routen von Spaziergängern, Radfahrern und Reitern wolle man bei der Wege-Planung im Sinne von Naherholung und Tourismus mit berücksichtigen. Deshalb gäbe es parallel einen Arbeitskreis mit Ortsvorstehern sowie offiziellen Vertretern aus Landwirtschaft, Wander- und Reitvereinen, Touristikern und so weiter.

Kategorie-A-Straßen bleiben von Konzeption unberührt

Betroffen von der Bestandserfassung und Bewertung seien alle Wege und Straßen im Außenbereich, quasi ab Ortsausgangsschild am Ende der jeweiligen dörflichen Siedlungsbereiche, erklärte Ge-Komm-Geschäftsführer Eugen Bitjukov am heutigen Dienstag (30. April 2019) auf Nachfrage unseres lokalen Nachrichten-Portals „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Unberührt von der Konzeption blieben allerdings die sogenannten „Kategorie-A-Straßen“, sprich Kreis-, Landes- und Bundesstraßen. Im Fokus der Betrachtung stünden ansonsten sowohl kommunale als auch private Wege und Straßen. Das Spektrum gehe dabei von dem einfachen Grasweg in der Feldflur bis hin zu wichtigen Ortsverbindungen in kommunaler Trägerschaft. Aber auch private Feld- und Waldwege, die im öffentlichen Interesse stünden, weil sie beispielsweise viel von Wanderern genutzt würden, würden bei der Inventur und Dokumentation in einem Geoinformationssystem (GIS) mit dazugehöriger Bilddatenbank erfasst.

Bei Wirtschaftswegen multifunktionaler Nutzung seien zudem noch andere Aspekte wie der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV), Bahnstrecken und -übergänge, Zu- und Abfahrten für Ver- und Entsorgungsfahrzeuge und vieles mehr bei der kommunalen Planung mit zu berücksichtigen.

Ziel könnte ein Flurbereinigungsverfahren in den Außenbereichen sein

Berücksichtigt würden sowohl asphaltierte Straßen als auch wassergebundene und unbefestigte Wege. Dabei würden Alter und Zustand der Wege ebenso wie die heutzutage notwendigen Dimensionen geprüft. Anhand von detaillierten Karten und hochauflösenden Luftbildern könnten auch zugewachsene und überpflügte Wirtschaftswege entdeckt werden. Zudem solle anhand der Eigentumsverhältnisse ermittelt werden, ob einzelne Flurstücke weiterhin mehrfach erschlossen werden müssten. – Ziel sei eventuell auch ein Flurbereinigungsverfahren, erklärte Karl-Friedrich Böhm als Dezernent des Dezernates für „Ländliche Entwicklung und Bodenordnung“ der Bezirksregierung Arnsberg.

Durch das Wege-Konzept als auch durch das laufende LEADER-Projekt gebe es vermutlich eine hohe Grundförderung für die Erneuerung der Wege, die bereits teilweise hundert Jahre alt seien, hieß es.

Hoffnung auf überörtliche finanzielle Förderung des lokalen Projektes

Fachbereichsleiter Markus Kleindopp und sein Stellvertreter Ludger Böhmer, die für die Koordination des Wege-Konzeptes im Rathaus verantwortlich zeichnen, zeigten sich im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ zuversichtlich, dass die Gemeinde Wickede (Ruhr) durch die frühzeitige Bestandserfassung und Bewertung des Wege-Netzes im Außenbereich auf Dauer auch finanziell durch überörtliche Förderungen profitieren könne. Die Ruhrgemeinde sei dabei schon wesentlich weiter als manch andere Kommune. Ob auch Anlieger mit Straßenbaubeiträgen zur Kasse gebeten würden, wie dies in der Vergangenheit beispielsweise an der Ostpothe in Schlückingen und am Wimberner Kirchweg der Fall gewesen sei, könne man derzeit noch nicht sagen.

Ländliches Wege-Konzept kostet 36.500 Euro

Die Kosten für die Erstellung des ländlichen Wege-Konzeptes betragen voraussichtlich 36.500 Euro. Diese werden zu 75 Prozent durch finanzielle Fördermittel des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) bezuschusst, sprich: die Ruhrgemeinde muss nur knapp 10.000 Euro aus eigenen Haushaltsmitteln dazu bezahlen.

Zwei weitere öffentliche Bürgerversammlungen für Ortsteile geplant

Nach einer nicht-öffentlichen Tagung des Arbeitskreises „Ländliches Wege-Konzept“ am Donnerstag, 9. Mai, um 18 Uhr im Bürgerhaus soll es übrigens vor den Sommerferien auch noch zwei weitere öffentliche Bürgerversammlungen jeweils zusammen für die Ortsteile jenseits und diesseits der Ruhr geben, will sagen für Wickede, Wiehagen und Schlückungen sowie für Echthausen und Wimbern. Genaue Termine dafür stehen allerdings noch nicht fest. Ende Oktober 2019 soll das Konzept dann fertig sein.

Konzept soll auch praktische Verbesserung der lokalen Verkehrsinfrastruktur folgen

Und da Selbsterkenntnis bekanntlich der erste Weg zur Besserung ist, erhofft sich die kommunale Verwaltung auf Dauer durch die Aktualisierung des Wege-Planes und die Bewertung der Straßenzustände auch eine praktische Verbesserung der lokalen Verkehrsinfrastruktur. Bleibt zu hoffen, dass nicht die Redensart zutrifft: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“, sondern: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Ludger Böhmer (links) als stellvertretender Fachbereichsleiter Bauen, Planen und Umwelt im Rathaus der Gemeinde Wickede (Ruhr) und Diplom-Ingenieur Eugen Bitjukov (rechts) als geschäftsführender Gesellschafter der „Ge-Komm“ präsentierten das Verfahren für die Bürgerbeteiligung beim ländlichen Wege-Konzept. FOTO: ANDREAS DUNKER
Ludger Böhmer (links) als stellvertretender Fachbereichsleiter Bauen, Planen und Umwelt im Rathaus der Gemeinde Wickede (Ruhr) und Diplom-Ingenieur Eugen Bitjukov (rechts) als geschäftsführender Gesellschafter der „Ge-Komm“ präsentierten das Verfahren für die Bürgerbeteiligung beim ländlichen Wege-Konzept. FOTO: ANDREAS DUNKER
Markus Kleindopp (vorne, links) als zuständiger Fachbereichsleiter der Gemeindeverwaltung und Karl-Friedrich Böhm (vorne, Mitte) als Dezernent des Dezernates für „Ländliche Entwicklung und Bodenordnung“ der Bezirksregierung Arnsberg sowie Ortslandwirt Theo Arndt (vorne, rechts) nahmen auch an der Bürgerversammlung zum ländlichen Wege-Konzept teil. FOTO: ANDREAS DUNKER
Markus Kleindopp (vorne, links) als zuständiger Fachbereichsleiter der Gemeindeverwaltung und Karl-Friedrich Böhm (vorne, Mitte) als Dezernent des Dezernates für „Ländliche Entwicklung und Bodenordnung“ der Bezirksregierung Arnsberg sowie Ortslandwirt Theo Arndt (vorne, rechts) nahmen auch an der Bürgerversammlung zum ländlichen Wege-Konzept teil. FOTO: ANDREAS DUNKER
Neben Kommunalpolitikern verschiedener Parteien verfolgten auch betroffene Anlieger und interessierte Bürger den Vortrag von Diplom-Ingenieur Eugen Bitjukov. FOTO: ANDREAS DUNKER
Neben Kommunalpolitikern verschiedener Parteien verfolgten auch betroffene Anlieger und interessierte Bürger den Vortrag von Diplom-Ingenieur Eugen Bitjukov. FOTO: ANDREAS DUNKER