Wie ist der Stand beim Ausbau des Breitband-Netzes?

5. Mai 2019

WICKEDE (RUHR). Wie ist der aktuelle Stand beim Netzausbau mit Breitbandleitungen und bei der Aktivierung der Hausanschlüsse von „Deutsche Glasfaser“ (DG) in den Ortsteilen Echthausen, Wickede und Wiehagen sowie im Gewerbegebiet Westerhaar? – Diese Frage hatten wir kürzlich der Pressestelle des Unternehmens in Borken gestellt. Am Freitag, 3. Mai 2019, anwortete Sven Schickor aus dem DG-Büro in Monheim am Rhein dazu. – Außerdem nahm auch Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) von der Gemeinde Wickede (Ruhr) dazu nochmals Stellung.

Schickor wörtlich: „Mehr als 1.000 Kunden sind in Wickede bereits aktiviert und surfen im Deutsche-Glasfaser-Netz – etwa 600 Kunden werden aktuell sukzessive (Zug um Zug, Anm. d. Red.) aktiviert.“

Zu ihren weiteren Aktivitäten im Industriegebiet Westerhaar in Wickede blieb „Deutsche Glasfaser“ hingegen eine Antwort schuldig.

Immer wieder Beanstandungen bei Wiederherstellung von Wegen und Straßen

Laut Insider-Informationen aus dem Rathaus der Gemeinde Wickede (Ruhr) gibt es allerdings immer wieder Beanstandungen in Bezug auf die ordnungsgemäße Wiederherstellung von Wegen und Straßen. Teilweise sollen die Bau-Kolonnen die aufgerissenen Stellen auf Weisung der Gemeindeverwaltung schon dreimal und mehr nachgebessert haben, heißt es. Für die Verwaltung seien die ständigen Überwachungen und Beanstandungen der mangelhaften wiederhergestellten Streckenabschnitte eine Sisyphusarbeit. – Ein in Bezug auf die Tief- und Straßenbauarbeiten der von „Deutsche Glasfaser“ beauftragten Unternehmen und deren Subunternehmern offenbar bekanntes Problem.

Auch andernorts sind erhebliche Probleme mit Deutsche Glasfaser bekannt

So schrieb die Neuss-Grevenbroicher Zeitung (NGZ) am 4. Februar 2017: „Neuss. Anwohner sind sauer, weil ganze Straßenzüge nach Tiefbauarbeiten nicht wieder ordentlich hergerichtet wurden. Die Stadt erteilt der Deutschen Glasfaser vorerst keine weiteren Aufbruchgenehmigungen – bis die Schäden behoben sind. (…)“

Chefredakteur Michael Beforth vom Internet-Portal „Beelen-Online.de“ sagte es in einem „Zwischenruf“ noch deutlicher: „Gemeinde Beelen lässt Souveränität vermissen!“ Und weiter: „Man gewinnt immer mehr den Eindruck, dass Deutsche Glasfaser mit der Gemeindeverwaltung umspringen kann, wie es dem Unternehmen beliebt.“

Beforth spricht von „stümperhafter Arbeit“ und einer im Straßenbau nicht normgerechten Asphaltierung, die erhebliche Folgeschäden und somit finanzielle Kosten für die Gemeinde und die betroffenen Anlieger nach sich ziehen könnten.

Mehrere Fachleute äußerten sich kritisch über die Ausführung bei den Wiederherstellungsarbeiten

Auch mehrere Fachleute aus Wickede (Ruhr) äußerten inzwischen im vertraulichen Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ ihre Skepsis in Bezug auf die fachliche Ausführung bei den Wiederherstellungsarbeiten.

Ein neutraler Fachmann eines kommunalen Unternehmens wunderte sich in diesem Zusammenhang auch darüber, dass die Gemeinde Wickede (Ruhr) bislang offenbar keine finanziellen Sicherungsleistungen seitens „Deutsche Glasfaser“ für mögliche Spätfolgen verlangt habe. Jedenfalls sei in der Öffentlichkeit nichts darüber bekannt.

Aus seiner Sicht könnten die wiederhergestellten Trassen teilweise gar nicht richtig verdichtet worden sein. Dies zeige schon ein Blick auf das abgefahrene und das wieder eingebrachte Material. Die vermutlichen Folgen: ein späteres „Absacken“ der Pflastersteine und Asphaltdecken, so der Verdacht des heimischen Experten. Die Zeche müssten dann später die Steuerzahler und Anlieger bezahlen.

Bürgerbeschwerden über Tiefbauarbeiten von Deutsche Glasfaser

Und unter „ostbevern.de“ ist zu lesen: „Nicht fachgerechte Tiefbauarbeiten, keine verbindlichen Informationen über Anschlusstermine, schlechte Kommunikation und mangelnde Erreichbarkeit des Servicebüros sowie nicht eingehaltene Zeitpläne und Zusagen. Bürgermeister Wolfgang Annen hielt mit seiner Kritik im Gespräch mit der Deutschen Glasfaser zu den bisherigen Glasfaser-Ausbauarbeiten in Ostbevern und Brock nicht hinterm Berg. (…)“

Und die „Westdeutsche Zeitung“ (WZ) formulierte am 28. Mai 2017: „Baulöcher, die auch nachts nicht gesichert und nicht beleuchtet sind, Bordsteine, die zentimeterweit überstehen, Gehwegplatten, die kaputt eingebaut werden … In Mönchengladbach häufen sich Bürgerbeschwerden über Tiefbauarbeiten für die Deutsche Glasfaser. (…)“

Gleiches gilt wohl vielfach auch für Echthausen, Wickede und Wiehagen sowie das Industriegebiet Westerhaar, wo es offenbar ganz erheblichen Nachbesserungsbedarf gab oder gibt.

Neue Aussage zur Fertigstellung der Hausanschlüsse in Echthausen

Und wie steht es um das Dorf Echthausen, wo der Leidensdruck am größten ist?

Am 18. März 2019 erklärte Unternehmenssprecher Dennis Slobodian von „Deutsche Glasfaser“ dazu noch: „… nach Rücksprache mit den Kollegen vor Ort steht nach wie vor die Planung, die rund 380 Kunden im Ortsteil weitestgehend im April (2019, Anm. d. Red.) ans Netz angeschlossen und spätestens bis Ende Mai aktiviert zu haben …“

Sein Kollege Sven Schickor teilte uns dagegen am Freitag, 3. Mai 2019, mit: „Echthausen umfasst insgesamt fast 400 Hausanschlüsse. Etwa 200 Hausanschlüsse sind soweit vorbereitet, dass sie sich in kurzer Zeit aktivieren lassen, was aktuell sukzessive – nach Terminvereinbarung mit den Kunden – geschieht bzw. geschehen ist. Parallel geht der Bau und die Aktivierung der restlichen Hausanschlüsse ebenso voran.“

Das klingt irgendwie etwas anders …

Gesamtprojekt soll im „Sommer 2019“ komplett abgeschlossen werden

Und während es am 18. März 2019 von Unternehmenssprecher Dennis Slobodian noch recht konkret hieß: „Ende Juni ist der Abschluss der Gesamtmaßnahme geplant.“ Spricht sein Kollege Sven Schickor jetzt wesentlich unkonkreter davon, dass das „Gesamtprojekt Wickede“ im „Sommer 2019“ komplett abgeschlossen sein solle.

Man kann es wohl nur abwarten. Denn den Aussagen von „Deutsche Glasfaser“ ist kaum noch zu trauen. Das haben die Erfahrungen aus den letzten Monaten und Jahren gezeigt. Häufig waren es nichts als leere Versprechungen und Lügen, die uns „Deutsche Glasfaser“ frech aufgetischt hat.

Denn am 29. Mai 2017 hieß es noch: „Die Unternehmensgruppe ,Deutsche Glasfaser‘ will noch bis Ende dieses Jahres einen Großteil der geplanten Glasfaser-Anschlüsse im Dorf Echthausen bereitstellen und aktivieren. Je nach Witterung und anderen unabsehbaren Komplikationen beim Tiefbau würden die letzten Wohneinheiten voraussichtlich spätestens Anfang 2018 ans Netz gehen, teilte Bauingenieur Peter König von ,Deutsche Glasfaser‘ am heutigen Montag (29. Mai 2017) im Gespräch mit ,wickede.ruhr HEIMAT ONLINE‘ mit.“

Inzwischen beschäftigt das Thema die Gemeinde übrigens schon weit mehr als zwei Jahre. Und immer ist noch kein definitives Ende in Sicht.

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) bezieht Stellung

Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) erklärte in einer Stellungsnahme am heutigen Sonntag (5. Mai 2019) gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“:

„Das Glasfaser-Projekt bleibt weiter wichtig und richtig. Die Verzögerungen der Baustellen sind fraglos ärgerlich.

Gäbe es das Glasfaser-Projekt nicht, würden sich vermutlich viele Bürger beschweren, dass in Bezug auf den Breitbandnetzausbau in Wickede (Ruhr) nichts vorangehe.

Immerhin ist fast im kompletten Straßen- und Wegenetz der Gemeinde eine Glasfaser-Verlegung erfolgt.

Die Verdichtung wird laufend überprüft. Im Industriegebiet Westerhaar in Wickede sogar mit unabhängigen Sachverständigen. Daher finden dort ja auch Nachbesserungen statt.

Ein zentrales Problem ist die Rechtslage, dass die Kommunen die Telekommunikationsunternehmen nicht verpflichten können, Aufbrucharbeiten zu koordinieren und einmalig gemeinsam von einem Unternehmen durchführen zu lassen.

Dies würde zeitlich kurz hintereinander erfolgende Mehrfach-Aufbrüche von Wegen und Straßen vermeiden. Und so könnten die insgesamt knappen Kapazitäten im Straßen- und Tiefbau effizienter genutzt werden.

Wünschenswert wäre auch, wenn Termin-Verzögerungen und andere Probleme seitens der Telekommunikationsunternehmen offen und frühzeitig kommuniziert würden. – Wer Verständnis für seine Situation erwartet, muss vernünftig informieren und auch mal einräumen, dass Ziele zu ehrgeizig angekündigt waren. Das hat die Geschäftsleitung von Deutsche Glasfaser lange versäumt und spät korrigiert.

Ich erwarte, dass jetzt mit dem angekündigten Nachdruck der Endspurt kommt und bei neuen, unerwarteten Problemen früh und offen informiert wird.“

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Inzwischen schon mehr als zwei Jahre her: die Bürgerversammlung von "Deutsche Glasfaser" am 16. März 2017 in der Gemeindehalle in Echthausen. Der damalige Projektmanager (3. von rechts) hat das Unternehmen schon längst verlassen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Inzwischen schon mehr als zwei Jahre her: die Bürgerversammlung von "Deutsche Glasfaser" am 16. März 2017 in der Gemeindehalle in Echthausen. Der damalige Projektmanager (3. von rechts) hat das Unternehmen schon längst verlassen. ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER