Mit „Plan P“ gegen den drohenden Pflegekräfte-Notstand

28. Oktober 2019

WICKEDE / ARNSBERG / SUNDERN. Hilft der „Plan P“ vor Ort und in der Region gegen den drohenden Pflegenotstand? – Der Caritasverband Arnsberg-Sundern und dessen Einrichtungsleiter Sebastian Füst vom Seniorenhaus St. Josef in Wickede hoffen dies. Gemeinsam hat man sich Gedanken gemacht, wie man die notwendigen fachlich qualifizierten Mitarbeiter für die sechs stationären Altenpflegeeinrichtungen des Verbandes am Rande des Sauerlandes auf Dauer gewinnen kann. Denn laut einer statistischen Prognose würden bereits im Jahre 2035 bundesweit schätzungsweise eine halbe Million Pflegekräfte in der ambulanten und stationären Altenhilfe fehlen, erklärte Christian Stockmann als „Sozialfachlicher Vorstand“ der Arnsberger Caritas am heutigen Montagvormittag (28. Oktober 2019) im Gespräch mit unserem lokalen Nachrichten-Portal „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Deswegen will der Caritasverband sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und auf die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter eingehen. Dabei gehe es vielfach nicht nur um eine finanzielle Anerkennung der geleisteten Pflegearbeit durch einen entsprechenden Verdienst, sondern auch um geregelte Dienstpläne und fest planbare Freizeit im 24/7-Schichtbetrieb der Seniorenheime. Denn allzu häufig fielen Kollegen durch Krankheit, Unfälle oder andere unvorhersehbare Ereignisse plötzlich aus und müssten kurzfristig ersetzt werden, um die Betreuung, Pflege und Versorgung der Bewohner sicher zu stellen. Die sozial engagierten Kollegen würden sich dann moralisch verpflichtet fühlen, spontan einzuspringen und dadurch ihre privat geplanten Aktivitäten plötzlich umzuwerfen, hieß es dazu.

„Plan P“: Externen Pool an Fach- und Hilfskräften auf regionaler Ebene

Durch einen externen Pool an Fach- und Hilfskräften auf regionaler Ebene mit knapp fünf Vollzeitstellen wolle der Caritas-Verband das Ausfallmanagement der Wohnbereichsleitungen mit hausinternen Springern künftig unterstützen. Dadurch bestünde für die Kollegen mehr Planungssicherheit, erläuterte Wickedes Einrichtungsleiter Sebastian Füst, der den „Plan P“ federführend entwickelt hat und die Koordination der neu zu akquirierenden Kräfte in der eigenen Organisationseinheit übernehmen will.

Eigene Dienstfahrzeuge für die überörtlichen Springer

Auch die überörtlichen Springer sollen einen festen Dienstplan haben, allerdings mit eigenen Dienstwagen jeweils zu unterschiedlichen Einsatzorten in den sechs Caritas-Senioren-Häusern geschickt werden. Dies sind neben dem St.-Josef-Haus in Wickede die Einrichtungen: Klostereichen in Hüsten sowie die Häuser St. Anna, St. Elisabeth und St. Joachim in Arnsberg und St. Franziskus in Sundern.

Freizeit das höchstes Gut im stressigen Schichtsystem

Vera Westik als Sprecherin der Mitarbeitervertretung für die stationären Altenhilfe-Einrichtungen der Caritas begrüßte die Idee. Denn sie weiß, dass für viele Mitarbeiter die ungestörte Freizeit das höchste Gut im stressigen Schichtsystem ist. – Zumal viele sozial engagierte Kräfte schlecht Nein-sagen könnten, wenn es darum gehe die Dienste plötzlich ausgefallener Kollegen zu übernehmen, ergänzte Caritas-Vorstand Christian Stockmann im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“. Viele Kollegen gerieten dadurch in eine unangenehme Zwickmühle zwischen der eigenen Familie und den notwendigen Anforderungen des Arbeitgebers.

Caritasverband Arnsberg-Sundern als Arbeitgeber will attraktiver werden und neue Mitarbeiter werben

Durch den „Plan P“ und ein bereits bestehendes Projekt, bei dem es darum ginge, den jeweiligen Lebensphasen der Mitarbeiter gerechter zu werden, wolle der Caritasverband Arnsberg-Sundern als Arbeitgeber für Beschäftigte noch attraktiver werden und um neue Kollegen werben.

Die bisherigen Planstellen in den stationären Häusern sollten aber natürlich vorrangig besetzt werden, betonte Wickedes Einrichtungsleiter Sebastian Füst. Denn nur so mache der „Plan P“ mit den knapp fünf zusätzlichen Vollzeitkräften auch Sinn.

Denn die Kräfte aus dem regionalen Springer-Pool sollten nicht nur vorhandene Lücken im Stellenplan füllen, sondern zum Abbau ungewollter Überstunden und der Sicherung bestehender Dienstpläne dienen, betonte Kathrin Gries als zuständige Fachbereichsleitung „Pflege und Wohnen“ des Caritas-Verbandes Arnsberg-Sundern.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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STICHWORT: Seniorenhaus St. Josef

Das Seniorenhaus St. Josef an der Straße "Am Lehmacker" in Wickede befindet sich seit dem 1. Januar 2017 in Trägerschaft des Caritas-Verbandes Arnsberg-Sundern. Es verfügt über 70 Plätze im Bereich der stationären Altenpflege, die sich auf 56 Einzelzimmer und sieben Doppelzimmer verteilen. Mehr als 50 Bewohner kommen ursprünglich aus Wickede (Ruhr). Der Rest wohnte zuvor in umliegenden Orten wie beispielsweise Arnsberg-Voßwinkel. Beschäftigt sind in dem Senioren- und Pflegeheim in der Wickeder Ortsmitte rund 70 Mitarbeiter, die sich um Betreuung, Pflege und Versorgung der Bewohner kümmern. Einrichtungsleiter ist Sebastian Füst, die Pflegedienstleitung obliegt Christine Weiss und die Leitung der Verwaltung hat Jasmin Pfeiffer. (ad)

Die Vertreter des Caritas-Verbandes Arnsberg-Sundern vor der neuen Dienstwagen-Flotte für die Springer im Pflegedienst (von links): Pflegedienstleiterin Ramona Schmitt vom Senioren-Haus St. Anna in Arnsberg, Einrichtungsleiterin Andrea Bertram vom Kloster Eichen in Hüsten, Plan-P-Koordinator und Einrichtungsleiter Sebastian Füst vom Senioren-Haus St. Josef in Wickede, Christian Stockmann als „Sozialfachlicher Vorstand“ und Kathrin Gries als Fachbereichsleitung Pflege und Wohnen sowie Vera Westik als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung stationäre Altenhilfe FOTO: ANDREAS DUNKER
Die Vertreter des Caritas-Verbandes Arnsberg-Sundern vor der neuen Dienstwagen-Flotte für die Springer im Pflegedienst (von links): Pflegedienstleiterin Ramona Schmitt vom Senioren-Haus St. Anna in Arnsberg, Einrichtungsleiterin Andrea Bertram vom Kloster Eichen in Hüsten, Plan-P-Koordinator und Einrichtungsleiter Sebastian Füst vom Senioren-Haus St. Josef in Wickede, Christian Stockmann als „Sozialfachlicher Vorstand“ und Kathrin Gries als Fachbereichsleitung Pflege und Wohnen sowie Vera Westik als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung stationäre Altenhilfe FOTO: ANDREAS DUNKER