Novum: Erstes Schuljahr in einer der beiden kommunalen Grundschulen voraussichtlich nur einzügig

14. November 2019

WICKEDE (RUHR). Zirka zwei Drittel der Eltern der Kindergartenkinder, die nach den Sommerferien im kommenden Jahr in der Gemeinde Wickede (Ruhr) eingeschult würden, hätten sich für die kommunale Melanchthon-Grundschule entschieden. Auf Grund des ohnehin recht kleinen Jahrgangs mit 88 Jungen und Mädchen würde deshalb an der ebenfalls kommunalen Engelhard-Grundschule voraussichtlich nur eine große Klasse mit 28 Schülern für den ersten Jahrgang 2020/21 gebildet werden, teilte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) am gestrigen Mittwochnachmittag (14. November 2019) auf Anfrage unseres lokalen Nachrichten-Portals „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ mit. In der Melanchthon-Schule würden somit wahrscheinlich zwei Klassen mit jeweils etwa 28 I-Dötzen eingerichtet werden.

Damit gäbe es im kommenden Jahr leider insgesamt nur drei Klassen mit jeweils relativ vielen Schülern. Durch das eindeutige Votum der überwiegenden Mehrheit der Eltern für die Melanchthon-Schule sei aber aktuell keine andere Aufteilung möglich.

Ihm persönlich wären lieber jeweils zwei kleinere Klassen an jeder der Grundschulen der Gemeinde – also insgesamt vier Klassen für den Jahrgang – gewesen, so Michalzik im Gespräch mit „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“.

Nur eine Einschulungsklasse an einer der beiden kommunalen Grundschulen ist ein Novum

Fachbereichsleiterin Susanne Modler vom Schulverwaltungsamt der Gemeinde hatte kürzlich erklärt, dass die Bildung nur einer Einschulungsklasse an einer der beiden kommunalen Grundschulen in jüngster Vergangenheit nicht vorgekommen sei.

Für das Schuljahr 2021/22 durch stärkeren Jahrgang andere Voraussetzungen

Für das Schuljahr 2021/22 seien die Voraussetzungen aber schon wieder ganz andere, da der betreffende Jahrgang mit mehr als 100 Kindern dann schon wieder viel größer sei, betonten der Bürgermeister und die Fachbereichsleiterin übereinstimmend.

Mögliche Ursachen für das Ungleichgewicht bei den Anmeldungen

Modler führte das erhöhte Interesse an der Melanchthon-Schule unter anderem auf die traditionellen Verbindungen der Fahrschüler aus Echthausen und Wimbern zu dieser Bildungseinrichtung hin.

Zudem verwies sie auf zugezogene Familien von auswärts in die Neubaugebiete, die scheinbar stärker zu der Schule an der Friedhofstraße tendierten.

Fakt ist aber auch, dass Schulleiterin Delia Heck durch ihren Wohnort Echthausen natürlich mehr ins Ortsgeschehen eingebunden ist und durch ihr gesellschaftliches Engagement in verschiedenen Bereichen einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad bei vielen Bürgern genießt.

Brigitte Tavus als Schulleiterin der Engelhard-Schule wohnt hingegen in Soest und hat nur beruflich mit der Gemeinde Wickede (Ruhr) zu tun, wenngleich auch sie sehr engagiert und beliebt ist.

Rechtschreib-Lernmethode mit dem Lehrbuch „Tinto“ für viele ein Problem

Ausschlaggebendes Argument für die Entscheidung pro Melanchthon-Grundschule war allerdings für viele Eltern wohl die Tatsache, dass in der Engelhard-Grundschule der Schriftspracherwerb mit Hilfe des Lehrbuchs „Tinto“ erfolgt. Dies setzen viele Mütter und Väter mit der sehr umstrittenen Schreiblernmethode „Schreiben nach Gehör“, die wissenschaftlich „Lesen durch Schreiben“ heißt, gleich.

Die Methode dieses reformpädagogischen Ansatzes ist bei vielen konservativen Lehrern, Wissenschaftlern und auch Eltern sehr umstritten. Sie betrachten „Schreiben nach Gehör“ als Ursache dafür, dass heutige Grundschulkinder im Vergleich zu früheren Generationen häufig erhebliche Mängel in der Rechtschreibung aufweisen. Die Kritiker sehen das Problem in der unkorrigierten lautlichen Verschriftlichung von Wörtern.

„Schreiben nach Gehör“ gibt es an der Engelhard-Grundschule „nicht in Reinform“

Auf Nachfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ betonte Rektorin Brigitte Tavus von der Engelhard-Grundschule allerdings vehement, dass diese Lernmethode an ihrer Bildungseinrichtung „nicht in Reinform“ praktiziert wird.

Etliche Eltern, die ihre Kinder auf die Engelhard-Grundschule schicken oder geschickt haben, sehen in der dort praktizierten Lernmethode für die Schriftsprache auch keine Schwierigkeiten und entscheiden sich bei der Einschulung von jüngeren Geschwisterkindern auch wieder für die Bildungseinrichtung an der Kirchstraße.

Auch Sekundarschulleiter Peter Zarnitz erklärte auf Anfrage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, dass er im Vergleich von Engelhard- und Melanchthon-Grundschülern bislang keine erheblichen Unterschiede in der Beherrschung der Rechtschreibung erkannt habe.

Trotzdem ist diese an der Engelhard-Grundschule praktizierte Lernmethode offenbar ein K.O.-Kriterium für Eltern, die gerade beim richtigen Erlernen der deutschen Schriftsprache kein Risiko eingehen wollen.

Melanchthon-Grundschule wird ersten Jahrgang garantiert zweizügig starten

Während die Engelhard-Grundschule nach den Sommerferien 2020 mit ihren bislang 29 Anmeldungen also vermutlich erstmals nur einzügig ins erste Schuljahr startet, werden an der Melanchthon-Grundschule mit aktuell 57 Anmeldungen dagegen garantiert zwei Klassen gebildet. Diese sollten von den Klassenlehrerinnen Tanja Lauber-Selka und Sarah Wolf geleitet werden, die bislang noch im vierten Schuljahr unterrichten, prognostizierte Rektorin Delia Heck.

Bis nach den Sommerferien 2020 kann es noch Veränderungen geben

Einig waren sich Bürgermeister Dr. Martin Michalzik und Fachbereichsleiterin Susanne Modler sowie die Schulleiterinnen Delia Heck und Brigitte Tavus darin, dass sich die derzeit vorliegenden Anmeldezahlen bis zum nächsten Schuljahresanfang nach den Sommerferien 2020 allerdings noch durch Zuzug und Wegzug von jungen Familien sowie anderen Faktoren ändern könnten. Dadurch sei dann ein zweizügiger Start für beide kommunalen Schulen vielleicht doch noch denkbar. Wünschen würde man sich dies sowohl im Rathaus als auch in den Bildungseinrichtungen.

ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“

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Die Schulleiterinnen Brigitte Tavus von der Engelhard-Grundschule und Delia Heck von der Melanchthon-Grundschule (von links) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Die Schulleiterinnen Brigitte Tavus von der Engelhard-Grundschule und Delia Heck von der Melanchthon-Grundschule (von links) ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eine Klasse in der Engelhard-Grundschule ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eine Klasse in der Engelhard-Grundschule ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eine Klasse in der Melanchthon-Grundschule ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER
Eine Klasse in der Melanchthon-Grundschule ARCHIVFOTO: ANDREAS DUNKER